Aichacher Nachrichten

Sich jetzt einfrieren lassen – eine Alternativ­e?

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

Im Moment wird in meinem Bekanntenk­reis heftig darüber diskutiert, ob es sich lohnt, sich einfrieren zu lassen. Da gehen die Meinungen auseinande­r. „Kryonik“heißt diese Wissenscha­ft. Auf der ganzen Welt gibt es zigtausend­e von Menschen, die in riesigen Thermoskan­nen stehen und darauf warten, in der Zukunft aufgetaut zu werden. Es gibt im Übrigen auch die billigere Variante, nur den Kopf einfrieren zu lassen. Sie denken, ein geeigneter Körper wird sich dann schon finden lassen. Ob man sich mit dem dann anfreunden kann, steht auf einem anderen Blatt.

Wir leben in einem Übergangsz­eitalter. Da macht es vielleicht Sinn, sich erst im Jahr 2035 wieder auftauen zu lassen. Die Vorteile lägen auf der Hand: Man könnte die Jungfernfa­hrt mit der Linie 5 mitmachen, das neue Stadttheat­er würde gerade seine Pforten öffnen und der FCA würde vielleicht in der Champions League kicken. Wer weiß, vielleicht gibt es 2035 schon den „Fugger-Boulevard“, von dem die Stadtobere­n schon seit zehn Jahren sprechen?

Aber nicht nur die lokalen Ereignisse wären des Einfrieren­s und Abwartens wert. Auf dem „Sparbüchle“gibt es dann wieder Zinsen und man kann endlich vom neuen Berliner Flughafen abheben … Halt, das ist vielleicht doch noch zu früh. Aber wir würden miterleben, wie Prinz Charles sich auf die Thronfolge vorbereite­t… Und wird es 2035 die Maut geben? Vielleicht besser nicht.

Einen Haken an der Sache hat das Ganze: Die Kosten für das Einfrieren sind im Moment noch sakrisch hoch, aber zukunftsbe­geisterte Techniker (die Techniker verändern die Welt, nicht die Philosophe­n!) glauben, die „Kryonik“werde in viereinhal­b Jahren bereits so weit sein, dass man sich bequem zu Hause in der eigenen „Gfriere“einfrieren lassen kann.

Die Ehefrau schiebt ihren ständig nörgelnden Ehemann in ein großes Gefrierfac­h, befestigt an seinem großen Zehen einen Zettel mit dem Einfrierda­tum und muss jetzt nur noch darauf achten, dass der Gatte keinen Gefrierbra­nd bekommt. An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

 ?? Zeichnung: Silvano Tuiach ??
Zeichnung: Silvano Tuiach

Newspapers in German

Newspapers from Germany