Für den Glauben auf der Straße
Warum die Zeugen Jehovas in der Stadt so präsent sind
Sie opfern viel persönliche Zeit für ihren Predigtdienst und ihre Bibelstudien, sie halten sich fern von Vergnügungen, achten auf korrektes Aussehen und Auftreten und mischen sich nicht in die Politik ein: Zeugen Jehovas sind anders. Sich so deutlich von der Mehrheit zu unterscheiden, braucht Mut. Den sprach sich die religiöse Vereinigung bei ihrem Regionalkongress jetzt in der Messe Augsburg zu. 4500 Teilnehmer aus Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern waren zur Veranstaltung gekommen.
Unpassende Freunde, eine zu fordernde Karriere, sogar einengende Familienbande sind die Zeugen Jehovas bereit, für ihre Glaubenstreue aufzugeben. Unbiblische Vorstellungen von der Religion, wozu sie auch die kirchliche Lehre vom dreifaltigen Gott zählen, sowieso.
Genauso wichtig wie der persönliche Glaube ist den Zeugen Jehovas nach wie vor die Präsenz in der Öffentlichkeit. „Das liegt uns im Blut“, sagt Peter Glowotz aus Mering, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Bezirk. Inzwischen ziehen die Zeugen Jehovas gern mit dem Trolley los, einem mobilen Schriftenstand, der einen plakativeren Auftritt ermöglicht. „Es bleiben auch immer wieder Leute stehen und wir können uns mit ihnen unterhalten“, erzählt Glowotz. Hin und wieder ergebe sich ein intensives Glaubensgespräch, angeregt durch die Fragen auf den Plakaten der Zeugen Jehovas: Ist das Leben durch Zufall entstanden? Warum lässt Gott das Böse zu? Was passiert nach dem Tod?
Die Verkündigung auf der Straße sei intensiver geworden – „es machen mehr von uns mit, weil sie Freude haben an dieser Art der Präsentation“, erklärt Glowotz. Wohl auch, weil die Gemeinschaft wie alle religiösen Gruppen kleiner wird. Angesprochen werde nach wie vor kein Passant, beteuert Peter Glowotz, „wir wollen nicht aufdringlich erscheinen“.
Die meisten Menschen gingen gleichgültig vorbei, manche mit einem spöttischen Lächeln. Peter Glowotz trägt es mit Fassung: „Wir suchen die Einzelnen, mit denen wir über die Bibel sprechen können.“Natürlich in der Lesart der Zeugen Jehovas, die darauf hoffen, zu den Erwählten im kommenden Königreich zu gehören.