Aus dem Wittelsbacher Land in die USA
Karina Meitinger aus Aichach und der Pöttmeser Martin Schmaus sind Stipendiaten im Parlamentarischen Patenschafts-Programm. Auch ein Schüler aus Ried sitzt mit im Flugzeug, das Anfang nächster Woche abhebt
Aichach/Pöttmes In gut drei Wochen fliegt Karina Meitinger aus Aichach in die USA. Die 23-Jährige ist Stipendiatin des Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) und wird ab 7. August zehn Monate in Minnesota verbringen. Noch ist ihre Aufregung nicht zu spüren. „Ein Jahr ist schnell vorbei“, sagt sie im Aichacher Rathaus. Dort wird sie von Bürgermeister Klaus Habermann zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz verabschiedet. Durz hat die Patenschaft für sie übernommen.
Karina Meitinger ist nicht allein. Mit ihr wird am 7. August Martin Schmaus im Flugzeug von Frankfurt nach New York sitzen. Ebenso der Schüler Johannes Grundler aus Ried. Dort absolvieren alle Stipendiaten erst einmal ein dreitägiges Orientierungsseminar. Der 23-jährige Pöttmeser hat sich schon dreimal für das PPP beworben. Für Studenten gebe es viele Förderprogramme für Auslandsaufenthalte, sagt er. „Für junge Menschen, die berufstätig sind, ist es schwer, ins Ausland zu kommen.“Für ihn ist das PPP zudem „ein idealer Mix“: Ein halbes Jahr besuchen die Stipendiaten in den USA ein College, das zweite Halbjahr verbringen sie in einem amerikanischen Betrieb. Das PPP wird jährlich vom Deutschen Bundestag und vom amerikanischen Kongress organisiert. Schüler zwischen 15 und 17 Jahren sowie junge Berufstätige bis einschließlich 24 Jahre können sich dafür bewerben.
Hansjörg Durz betont: „Nicht nur die Noten sind wichtig, sondern auch, wie man sich in die Gesellschaft einbringt.“Der gelernte Bankkaufmann Martin Schmaus, der bei einer Investmentbank in Unterschleißheim (München) arbeitet, hat sich schon politisch engagiert und parteilos für den Gemeinderat kandidiert. Er war aber auch bei den Maltesern und ist Mitglied im Bund Naturschutz. Karina Meitinger arbeitet bei dem Aichacher Unternehmen Juzo, bei dem sie ab 2011 auch ihre Ausbildung absolviert hat, im internationalen Vertrieb. Die 23-Jährige singt in der Mädchenkantorei Aichach und ist auch in der Stadtkapelle Aichach aktiv.
Mit ihrer Gastfamilie in Minneso- ta hat Meitinger bereits Kontakt aufgenommen. „Ich habe nachgefragt, ob es ein Orchester gibt“, erzählt sie. Sie würde auch in den USA gern Musik machen. Die Familie lebt in St. Cloud, rund eine Stunde von Minneapolis entfernt. Die Kleinstadt sei etwa so groß wie Aichach, sagt Meitinger. Zu den Auswahlkriterien zählen neben einem Motivationsschreiben auch ein politischer Allgemeinwissenstest über Deutschland und Amerika. Bei einem Vorbereitungsseminar lernen die Teilnehmer mehr über die amerikanische Geschichte und absolvieren den sogenannten Toefl-Test – ein Englischtest für nicht Muttersprachler. Nach dessen Ergebnissen wurde ein passendes College beziehungsweise eine University ausgesucht.
Karina Meitinger wird zunächst eine University in St. Cloud besuchen. Die Kurse wolle sie berufsbezogen im kaufmännischen Bereich belegen, sagt sie. Von Januar bis Juni wird die 23-Jährige voraussichtlich im kaufmännischen Bereich in einem Unternehmen in Minneapolis oder St. Pauls arbeiten.
Martin Schmaus reist von New York aus nach Utah. Von Salt Lake City, der Hauptstadt des Bundesstaates, geht es nach Ephraim. Die Stadt hat etwa so viele Einwohner wie Pöttmes und besteht vor allem aus dem Snow College. Während die übrigen Stipendiaten in Gastfamilien wohnen, wird Martin Schmaus im College leben. „Die Stadt ist von Gebirge umgeben“, weiß der 23-Jährige schon. „Rundrum sind wunderschöne Nationalparks.“Darauf, diese zu besuchen, freut er sich am meisten. Nach dem halben Jahr im Westen der USA geht es für ihn dann voraussichtlich an die Ostküste nach New York City. Er freut sich auf diesen Gegensatz. Schmaus hat für das zweite Halbjahr eine Praktikumszusage von seinem bisherigen Arbeitgeber, der dort ein Tochterunternehmen hat. Deshalb wird er sich dort selbst um Unterkunft und anderes kümmern müssen. Für ihn als „Banker“geht aber ein Traum in Erfüllung, in der Finanzmetropole New York arbeiten zu können. „Ich hoffe, dass alles so klappt ...“, sagt er. Vermissen wird er in den USA wohl seine Familie und den Hund.
Der Schüler Johannes Grundler aus Ried wird zehn Monate in Arizona verbringen. Auch für ihn fungiert Hansjörg Durz als Pate. Grundler freut sich sehr auf die Monate in den USA. „Ich will mein Englisch verbessern und was anderes sehen“, sagt der 15-Jährige, der in Ried im Fußballverein und bei der Feuerwehr aktiv ist. Der Juli 2019 wird für alle drei der letzte Monat in den USA sein, ehe sie wieder zurückfliegen. Diesen haben sie zur freien Verfügung.
Bei der Verabschiedung von Karina Meitinger im Aichacher Rathaus hofft Hansjörg Durz ebenso wie Bürgermeister Klaus Habermann auf die eine oder andere E-Mail von Karina Meitinger. Habermann betont: „Diese Erfahrung kann man nur machen, wenn man jung ist.“Für den langen Flug schenkte er ihr das Buch „The Rosie Project“von Graeme Simsion – natürlich auf Englisch.
„Diese Erfahrung kann man nur machen, wenn man jung ist.“
Bürgermeister Klaus Habermann