Pöttmes gibt Pläne für Heimatmuseum auf
Marktgemeinderat beschließt, das Projekt nicht weiterzuverfolgen. Architekt bezeichnet Bausubstanz als „marode“. Was für die Räte letztlich den Ausschlag gibt, die Reißleine zu ziehen
Pöttmes Der Pöttmeser Marktgemeinderat zieht beim geplanten Heimatmuseum die Reißleine. Mit 9:7 Stimmen beschloss er auf Antrag der CWG, das Projekt nicht weiterzuverfolgen. Die neun Stimmen kamen von der CWG sowie Anton Neukäufer, Thomas Golling, Matthias Bissinger und Helmut Schenke vom Bürgerblock. Die anderen wollten das Projekt noch nicht aufgeben oder zumindest ein statisches Gutachten einholen. Thomas Huber, Hans Steiger, Wolfgang Baierl, Margarete Felbier und Klaus Hallwirth fehlten entschuldigt.
Den Ausschlag gab eine Kostenschätzung, wie viel die Gemeinde für die Sanierung des denkmalgeschützten Kaschenbaur-Anwesens investieren müsste: Auf eine Million Euro kam Architekt Hermann Plöckl aus Aichach dabei; mehrere Punkte müssten jedoch von einem Statiker überprüft werden, fügte er hinzu. Aufgrund der gewaltigen Summe hatte der Bauausschuss die Sache an den Gemeinderat verwiesen.
Plöckl erläuterte, was nach Auffassung von ihm und seinem Sohn Werner in dem Haus gemacht werden müsste: „Dabei haben wir festgestellt, dass die Bausubstanz an vielen Stellen sehr problematisch ist.“So gebe es an der Dachkonstruktion des Hauptgebäudes beträchtliche Schäden. Die Balkenköpfe der Erdgeschossdecke seien buchstäblich weggefault. In Plöckls schriftlichen Ausführungen heißt es: Die Schubkräfte der Dachkonstruktion hätten die Außenwände erheblich verformt. Auch bei den Nebengebäuden machten er und sein Sohn zum Teil erhebliche Schäden aus. Plöckl sprach von stellenweise „abenteuerlichen“Verhältnissen.
Die Zweite Bürgermeisterin Sissi Veit-Wiedemann (CSU), die bei der Suche nach einem passenden Gebäude die Federführung übernommen hatte, kritisierte den Architekten scharf. Sie warf ihm vor, mit seiner in ihren Augen allzu hoch gegriffenen Kostenschätzung dem Projekt den „Todesstoß“zu versetzen (siehe zitiert). Bürgermeister Franz Schindele nahm den Architekten in Schutz: Dieser sage lediglich, zu welchen Erkenntnissen er gelangt sei.
Anton Neukäufer und Thomas Golling vom Bürgerblock warfen Veit-Wiedemann vor, die Kosten vor dem Votum des Gemeinderats mit 13:7 Stimmen für das Gebäude im Jahr 2015 schöngeredet zu haben. Auch CWG-Fraktionssprecher Erich Poisl kritisierte, die Datengrundlage habe damals nicht ausgereicht. Schon 2015 hatte er gesagt, ihm sei nicht wohl dabei, ohne Kostenschätzung eine Entscheidung für das Museum zu treffen.
Veit-Wiedemann hatte damals gesagt, eine elektrische Versorgung, alte Ölofen und eine kleine Toilette seien vorhanden. Für eine baldige Nutzung seien daher keine Kosten nötig. Diese Aussage war bei vielen Ratsmitgliedern damals auf erhebliche Zweifel gestoßen. Wie schon 2015 sprach sich Veit-Wiedemann am Dienstag für eine schrittweise Sanierung aus: Die Sanierung der Schlossbrauerei habe man auch auf mehrere Jahre verteilt. Heute sei sie „das Vorzeigeobjekt schlechthin“. Der Bürgermeister, der 2015 die Ansicht seiner Stellvertreterin geteilt hatte, dass das Gebäude schrittweise saniert werden könnte, wollte dem Projekt am Dienstag eine Chance geben, und sprach sich für die Einholung eines statischen Gutachtens aus. Damit hätte Plöckl die Kosten exakter berechnen können.
Ebenso hätte die durch drei abwesende Mitglieder dezimierte CSUFraktion ihrem Sprecher Mirko Ketz zufolge das Statikgutachten gerne eingeholt und stellte einen entsprechenden Antrag – auch um dem Förderverein Unterstützung zu signalisieren, so Ketz. Aus rechtlichen Gründen wurde aber zuerst über den CWG-Antrag auf eine Grundsatzentscheidung abgestimmt.
Zuvor hatten mehrere Räte dem Förderverein große Anerkennung für seine Arbeit ausgesprochen. Schindele sagte, die Menschen seien von den bis Ende Juli im Rathausfoyer ausgestellten Pfeifen begeistert gewesen. Auch Kulturreferentin Ludwiga Baronin Herman, die sich für das Heimatmuseum stark gemacht hatte, erinnerte an das Engagement des Vereins und appellierte an die Räte, dessen Motivation nicht auszubremsen. Es half alles nichts. Tief enttäuscht verließen mehrere Mitglieder des Vereins die Sitzung. Der Bürgermeister wird nun mit den Hauseigentümern sprechen, um den Erbbaurechtsvertrag aufzulösen.