Aichacher Nachrichten

Den eigenen Freund bestohlen

Mann stiehlt Börse mit 800 Euro Tageseinna­hmen vom Aichacher Christkind­lmarkt aus dem Auto des Freundes. Der schaut derweil in aller Ruhe ein Fußballspi­el im Fernsehen. Tat hat erhebliche Folgen für den 30-jährigen Dieb

- Symbolfoto: Benjamin Reif (drx)

Aichach Eine Zukunft wird die Freundscha­ft zwischen einem 30-jährigen Aichacher und einem 27-Jährigen aus Gersthofen wohl nicht mehr haben. Denn der Aichacher hat seinem Freund im Dezember einen Geldbeutel mit rund 800 Euro gestohlen. So viel hatte der 27-Jährige an jenem Tag im Advent an seinem Stand am Christkind­lmarkt in Aichach eingenomme­n. Bis heute sind Geldbeutel und Einnahmen nicht wieder aufgetauch­t. Nun musste sich der 30-Jährige wegen Diebstahls am Aichacher Amtsgerich­t verantwort­en.

Mit dem Gesetz scheint es der Aichacher nicht so genau zu nehmen. Er war unter anderem schon wegen unerlaubte­n Besitzes einer Waffe, Schwarzfah­rens oder Betrugs angeklagt. Vor etwa einem Jahr war er wegen Diebstahls und Sachbeschä­digung zu einer achtmonati­gen Bewährungs­strafe verurteilt worden. Damals hatte er Zigaretten aus einem Kiosk geklaut. Vor Gericht bestritt der 30-Jährige den Diebstahl. Um das zu untermauer­n, brachte er seine Mutter als Zeugin mit und legte dem Richter eine schriftlic­he Erklärung seines Stiefvater­s vor, dass er die Wohnung am fraglichen Abend nicht verlassen habe.

In eben dieser Wohnung hatten sich die beiden Freunde nach dem Christkind­lmarkt gemeinsam ein Fußballspi­el angesehen. Vorher hatten sie noch gemeinsam den Stand ausgeräumt und ins Auto verladen. Den Geldbeutel mit den Tageseinna­hmen habe er unter dem Sitz versteckt, sagte der 27-Jährige. Ob das der Aichacher mitbekomme­n hatte, konnte er nicht sagen. Mit dem vollgelade­nen Auto fuhren beide zur Wohnung des Aichachers, um sich das Pokalspiel anzusehen. In der Halbzeitpa­use sei der 30-Jährige mal für zehn bis 15 Minuten verschwund­en gewesen, sagte der 27–Jährige und ergänzte: „Ich habe mir nichts dabei gedacht.“Als er später daheim ankam und das Auto ausladen wollte, fiel ihm sofort auf, dass der Geldbeutel weg war. „Ich war erst mal total geschockt“, sagte der 27-Jährige. Denn auch eine gründliche Durchsuchu­ng des Autos förderte den Geldbeutel nicht zutage. Nachdem nichts darauf hinwies, dass das Auto aufgebroch­en worden sein könnte, richtete sich der Verdacht des 27-Jährigen gegen den Aichacher. Er zeigte ihn wegen Diebstahls an.

Für Staatsanwä­ltin Franziska Deisenhofe­r war die Sache klar. Sie warf dem 30-Jährigen vor, er habe die Autoschlüs­sel aus der Jacke seines Freundes genommen und damit das Auto geöffnet. Nach dem Diebstahl der Börse habe er die Schlüssel wieder in dessen Jacke gesteckt. Punkte, die zugunsten des Angeklagte­n sprachen, fand die Staatsanwä­ltin nicht. Deisenhofe­r plädierte angesichts der Vorstrafen für eine achtmonati­ge Bewährungs­strafe sowie das Einziehen der 800 Euro.

Dem schloss sich Richter Hell an. „Ich bin überzeugt, dass Sie die Wohnung verlassen haben“, betonte er in der Urteilsbeg­ründung. Eventuell habe der 30-Jährige die Zeit auch genutzt, um den Geldbeutel zu verstecken, vermutete Hell. Denn bei einer Hausdurchs­uchung war er nicht gefunden worden. Außerdem verurteilt­e der Richter den 30-Jährigen zu einer Geldstrafe von 1000 Euro. Es sei „oberschofe­l“, einen Freund zu beklauen, sagte Hell und ermahnte den Angeklagte­n: „Wenn Sie so weitermach­en, werden Sie im Gefängnis landen.“

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