Den eigenen Freund bestohlen
Mann stiehlt Börse mit 800 Euro Tageseinnahmen vom Aichacher Christkindlmarkt aus dem Auto des Freundes. Der schaut derweil in aller Ruhe ein Fußballspiel im Fernsehen. Tat hat erhebliche Folgen für den 30-jährigen Dieb
Aichach Eine Zukunft wird die Freundschaft zwischen einem 30-jährigen Aichacher und einem 27-Jährigen aus Gersthofen wohl nicht mehr haben. Denn der Aichacher hat seinem Freund im Dezember einen Geldbeutel mit rund 800 Euro gestohlen. So viel hatte der 27-Jährige an jenem Tag im Advent an seinem Stand am Christkindlmarkt in Aichach eingenommen. Bis heute sind Geldbeutel und Einnahmen nicht wieder aufgetaucht. Nun musste sich der 30-Jährige wegen Diebstahls am Aichacher Amtsgericht verantworten.
Mit dem Gesetz scheint es der Aichacher nicht so genau zu nehmen. Er war unter anderem schon wegen unerlaubten Besitzes einer Waffe, Schwarzfahrens oder Betrugs angeklagt. Vor etwa einem Jahr war er wegen Diebstahls und Sachbeschädigung zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Damals hatte er Zigaretten aus einem Kiosk geklaut. Vor Gericht bestritt der 30-Jährige den Diebstahl. Um das zu untermauern, brachte er seine Mutter als Zeugin mit und legte dem Richter eine schriftliche Erklärung seines Stiefvaters vor, dass er die Wohnung am fraglichen Abend nicht verlassen habe.
In eben dieser Wohnung hatten sich die beiden Freunde nach dem Christkindlmarkt gemeinsam ein Fußballspiel angesehen. Vorher hatten sie noch gemeinsam den Stand ausgeräumt und ins Auto verladen. Den Geldbeutel mit den Tageseinnahmen habe er unter dem Sitz versteckt, sagte der 27-Jährige. Ob das der Aichacher mitbekommen hatte, konnte er nicht sagen. Mit dem vollgeladenen Auto fuhren beide zur Wohnung des Aichachers, um sich das Pokalspiel anzusehen. In der Halbzeitpause sei der 30-Jährige mal für zehn bis 15 Minuten verschwunden gewesen, sagte der 27–Jährige und ergänzte: „Ich habe mir nichts dabei gedacht.“Als er später daheim ankam und das Auto ausladen wollte, fiel ihm sofort auf, dass der Geldbeutel weg war. „Ich war erst mal total geschockt“, sagte der 27-Jährige. Denn auch eine gründliche Durchsuchung des Autos förderte den Geldbeutel nicht zutage. Nachdem nichts darauf hinwies, dass das Auto aufgebrochen worden sein könnte, richtete sich der Verdacht des 27-Jährigen gegen den Aichacher. Er zeigte ihn wegen Diebstahls an.
Für Staatsanwältin Franziska Deisenhofer war die Sache klar. Sie warf dem 30-Jährigen vor, er habe die Autoschlüssel aus der Jacke seines Freundes genommen und damit das Auto geöffnet. Nach dem Diebstahl der Börse habe er die Schlüssel wieder in dessen Jacke gesteckt. Punkte, die zugunsten des Angeklagten sprachen, fand die Staatsanwältin nicht. Deisenhofer plädierte angesichts der Vorstrafen für eine achtmonatige Bewährungsstrafe sowie das Einziehen der 800 Euro.
Dem schloss sich Richter Hell an. „Ich bin überzeugt, dass Sie die Wohnung verlassen haben“, betonte er in der Urteilsbegründung. Eventuell habe der 30-Jährige die Zeit auch genutzt, um den Geldbeutel zu verstecken, vermutete Hell. Denn bei einer Hausdurchsuchung war er nicht gefunden worden. Außerdem verurteilte der Richter den 30-Jährigen zu einer Geldstrafe von 1000 Euro. Es sei „oberschofel“, einen Freund zu beklauen, sagte Hell und ermahnte den Angeklagten: „Wenn Sie so weitermachen, werden Sie im Gefängnis landen.“