Aichacher Nachrichten

Zwei Straßen – ein Ort

Im Petersdorf­er Ortsteil Gebersdorf gibt es zwei Straßen: Die Höhenstraß­e, die als „Siedlung“bezeichnet wird, und die Sonnenstra­ße, die das „alte Gebersdorf“durchkreuz­t. Wie die Menschen hier ihren Ort sehen / Serie (78)

- VON STEFANIE BRAND

Auch der Sommer daheim hat viele tolle Seiten. Wie die in den Gemeinden im AN-Verbreitun­gsgebiet aussehen, zeigen wir auch heuer in unserer Sommerseri­e „Sommer in …“. Heute sind wir im Petersdorf­er Ortsteil Gebersdorf. Petersdorf Gebersdorf Im Petersdorf­er Ortsteil Gebersdorf machen sich die gut 50 Bewohner bei über 35 Grad im Schatten rar. Wo viele seiner Nachbarn sich „verstecken“, verrät Bernhard Rebatz: „Beim Baden am Mandlachse­e oder in Sand.“Der 28-Jährige hingegen räkelt sich nicht in der Sonne. Er werkelt stattdesse­n an seinem Haus – genauer gesagt an der Unterkonst­ruktion, die später die Terrasse bilden soll.

Eigentlich sah der Zeitplan von ihm und seiner Frau etwas anders aus, verrät er. Bereits im September ist das Paar eingezogen. Doch noch heute fehlt, neben der Terrasse, der Außenputz.

Dafür hat das Paar geheiratet und im Februar eine Tochter bekommen. Das erklärt die Zeitverzög­erung, den Hochzeitsb­aum mit zwei Herzen im Vorgarten und den Willen von Rebatz, trotz größter Hitze am Haus zu arbeiten. Die Terrasse und den Außenputz des Hauses will der 28-Jährige heuer noch fertigstel­len. Wie es früher dort aussah, wo heute sein Eigenheim steht, weiß der gebürtige Alsmooser ganz genau: „Dort, wo jetzt unsere Garage steht, war einst der Fahrsilo meines Opas.“Rebatz hat den letzten Bauplatz in Gebersdorf bekommen und hat dort neben das älteste Haus gebaut, das im oberen Teil des Petersdorf­er Ortsteils steht.

Einer von Rebatz’ Nachbarn ist Alois Hagele, der aufmerksam darauf achtet, wer die

Straße entlang geht oder fährt. Hagele verrät: „Wir haben heuer unser 40-jähriges Jubiläum hier.“Vor 40

Jahren wurde ihm und seiner Frau klar: Die Wohnung in Augsburg wird zu klein. Sie brauchten mehr Platz. Der Makler fand das Haus in Gebersdorf, das einst noch als Bungalow gebaut war und lediglich in den Ferien genutzt wurde. Bereits bei der Besichtigu­ng fiel dem ehemaligen Lehrer der Ausblick auf: „Wie auf der Alm“, befand er damals. Noch heute ist er begeistert von der Aussicht von sei- Terrasse. Für seine Tochter Theresa Hagele, eine von drei erwachsene­n Kindern, war vor allem die Schul- und Jugendzeit schwer. Sie erinnert sich noch daran, dass der Bus zur Schule nach Augsburg bereits um 6.40 Uhr in der Früh losfuhr. Auch war es schwierig, ohne Führersche­in und Auto in die Stadt zu kommen. Heute lebt sie in Augsburg, ebenso wie ihre Geschwiste­r, kommt aber regelmäßig zu Besuch und genießt die Ruhe und die Natur rund um Gebersdorf.

In den vergangene­n 40 Jahren hat sich viel im Ort verändert, weiß Hagele zu berichten. Früher sei alles noch Wiese gewesen. Nach und nach konnte er zusehen, wie Haus um Haus entstand und der Weg zur Straße wurde.

Rebatz und Hagele leben in der „Siedlung“von Gebersdorf, in der Höhenstraß­e, die sich östlich der Staatsstra­ße 2047 befindet. Wer von der Staatsstra­ße 2035, die den Pöttmeser Ortsteil Gundelsdor­f und Petersdorf verbindet, Richtung Gebersdorf fährt, den macht lediglich ein grünes Ortshinwei­sschild darauf aufmerksam, dass hier Gebersdorf beginnt – mit dem Verweis, dass die Staatsstra­ße hier mit maximal 60 Stundenkil­ometern zu befahren ist. Eine Bushaltest­elle liegt rechts und links der Straße. Wer nicht in die Siedlung abbiegt, sondern weiterfähr­t, kann nur wenige Meter weiter nach rechts abbiegen ins „alte Gebersdorf“: in die Sonnenstra­ße.

Dass die Höhenstraß­e als die „Siedlung“Gebersdorf­s bezeichnet wird und die Sonnenstra­ße als das „alte Gebersdorf“, auf das übrigens mit einem regulären Ortsschild verwiesen wird, das verrät Anton Kandler. Er lebt im „alten Gebersdorf“– und das schon sein ganzes Leben.

Mit einem Strahlen in den Augen verrät er, dass er sich im Alter von 14 Jahren den Traum erfüllt hat, Landmaschi­nenmechani­ker zu lernen. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Zuerst baute der heute 75-Jährige eine Werkstatt für Landmaschi­nen und betrieb diese ganz allein. Eine zweite Werkstatt für Autos folgte. Von 1974 bis 1992 vertrieb er als offizielle Nissanvert­retung die Fahrzeuge des Hersteller­s.

Heute ist aus dem Autohaus Kandler samt Werkstatt ein freies Autohaus mit Werkstatt geworden. Warum er bei der größten Sommerhitz­e im Ausstellun­gsbereich mit Platz für 50 Fahrzeuge und in der Werkstatt anzutreffe­n ist, hat mehner rere Gründe. Zum einen macht er gerade die Urlaubsver­tretung für seinen Sohn und seine Schwiegert­ochter.

Zum anderen „fordert die Arbeit Körper und Geist“, verrät er lachend und erklärt, wie sehr das Autorepari­eren der Arbeit eines „Kriminaler­s“gleicht: Schließlic­h müssen beide etwas herausfind­en. Denkt er an die Vergangenh­eit des Ortsteils, ist ihm vor allem die Schließung der Wirtschaft im Ort im Gedächtnis geblieben. Das ist inzwischen bereits über 40 Jahre her.

 ?? Fotos: Stefanie Brand ?? Dieses Kreuz (links) steht im „alten Gebersdorf“. Die Bank, die sich daneben befindet, bietet einen Ausblick auf die naturnahe Lage des Petersdorf­er Ortsteils. Die Aussicht von seiner Terrasse hat Alois Hagele (oberes Bild) vor 40 Jahren dazu bewogen, von Augsburg nach Gebersdorf zu ziehen. Trotz der Sommerhitz­e ist Bernhard Rebatz bei der Arbeit (unten Mitte). Der Außenputz des Hauses und die Terrasse, für die er gerade die Unterkonst­ruktion baut, sollen heuer fertig werden. An der Staatsstra­ße 2047 steht ein Ortshinwei­sschild (rechts unten). Im Hintergrun­d ist die „Siedlung“von Gebersdorf zu sehen.
Fotos: Stefanie Brand Dieses Kreuz (links) steht im „alten Gebersdorf“. Die Bank, die sich daneben befindet, bietet einen Ausblick auf die naturnahe Lage des Petersdorf­er Ortsteils. Die Aussicht von seiner Terrasse hat Alois Hagele (oberes Bild) vor 40 Jahren dazu bewogen, von Augsburg nach Gebersdorf zu ziehen. Trotz der Sommerhitz­e ist Bernhard Rebatz bei der Arbeit (unten Mitte). Der Außenputz des Hauses und die Terrasse, für die er gerade die Unterkonst­ruktion baut, sollen heuer fertig werden. An der Staatsstra­ße 2047 steht ein Ortshinwei­sschild (rechts unten). Im Hintergrun­d ist die „Siedlung“von Gebersdorf zu sehen.
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