Drauf auf die Bösen
Denzel Washington bemüht sich wieder um ausgleichende Gerechtigkeit
In „Equalizer“entwarf Antoine Fuqua vor vier Jahren mit seinem Protagonisten Robert McCall eine moderne Robin-Hood-Figur. Nur dass es hier nicht um die materielle Umverteilung ging, sondern um die Gerechtigkeit selbst, die „kleinen Leuten“verwehrt blieb. Denzel Washington warf sein Charisma in die Waagschale und spielte diesen Selbstjustizvollstrecker als hyperintegren Helden. Auch im Fortsetzungsfilm „Equalizer 2“lebt ExAgent McCall zurückgezogen in einem bescheidenen Apartment und verdingt sich als Chauffeur über eine Mitfahr-App. Auf dem Rücksitz seines Wagens breiten sich Tag für Tag Freud und Leid des modernen Großstadtlebens aus, und gelegentlich ergeben sich hieraus Synergieeffekte für den nebenberuflichen Gerechtigkeitskämpfer. Die reichen Schnösel, die sich an einer Praktikantin vergangen haben, werden von dem Knochenbrecher zur Rechenschaft gezogen. Aber auch ohne Gewalteinsatz weiß McCall anderen zu helfen. Als jedoch eine ehemalige CIA-Kollegin brutal ermordet wird, beginnt für McCall ein ganz persönlicher Rachefeldzug.
Mit dieser Standardmotivation verschenkt der Film das interessante Kapital seines Stoffs. Denn das selbstlose Handeln McCalls war im ersten Teil auch ein Mittel, um auf Missstände zu verweisen, die die gewaltsame Herstellung von Gerechtigkeit überhaupt erst notwendig machten. Gerade im Engagement für die Nicht-Privilegierten lag die Attraktivität dieser Heldenfigur. Stattdessen ist McCall nun in eigener Sache unterwegs und muss ein durchsichtiges Geheimdienstkomplott aufdecken. Immerhin steht dem dünnen Plot neben Washingtons viriler Leinwandpräsenz auch der flüssige Inszenierungsstil Fuquas gegenüber, der sich erneut als ebenso versierter wie stilsicherer Actionfilm-Regisseur beweist.
The Equalizer 2 (2 Std. 1 Min.), Actiondrama. USA 2018
Wertung ★★★✩✩