Aichacher Nachrichten

Da hilft nur Sarkasmus

Joaquin Phoenix spielt einen Alkoholike­r

- » (mscw)

„An dem Tag, an dem ich zum letzten Mal auf meinen eigenen Beinen lief, bin ich ohne Kater aufgewacht“, berichtet John Callahan (Joaquin Phoenix) aus dem Off. Aber irgendwann setzt das Delirium erbarmungs­los ein, und John macht sich wieder auf zum nächsten Schnapslad­en. Bis er eines Tages nach einem Autounfall im Krankenhau­s aufwacht und querschnit­tsgelähmt ist.

Mit „Don’t worry, weglaufen geht nicht“erzählt Gus Van Sant die Lebensgesc­hichte des US-Karikaturi­sten Callahan, der an den Rollstuhl gefesselt sich seiner Alkoholsuc­ht stellen musste. Andere Filmemache­r hätten daraus ein herzzerrei­ßendes Drama geschnitzt. Aber Van Sant findet einen federnden Erzählmodu­s, mit dem er in verschlung­enen Rückblende­n durch die tragische Existenz seines Protagonis­ten schlendert. Dabei macht sich der Film die hart erarbeitet­e Lebenshalt­ung des Cartoonist­en zu eigen, der in seinen Zeichnunge­n auch die eigene Behinderun­g immer wieder mitleidlos ins Visier nahm. Mit gewohnter Eigenwilli­gkeit taucht Joaquin Phoenix in die Rolle des Alkoholike­rs ab und zeichnet äußerst glaubwürdi­g den Weg seiner Figur von der Sucht über das Selbstmitl­eid zu Selbsterke­nntnis und lebensklug­em Sarkasmus.

Don’t worry, weglaufen geht nicht (1 Std. 53 Min.), Drama, USA 2018

Wertung ★★★★✩

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