Aichacher Nachrichten

Wie gefährlich sind Tierbisse?

Ob die Katze zu Hause oder ein Affe im Urlaub in Thailand: Tiere beißen, wenn sie sich bedroht fühlen. Auch wenn nur eine kleine Wunde entsteht, kann eine solche Verletzung gravierend­e Folgen für den Gebissenen haben

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg Es ist schnell passiert. Hund oder Katze fühlen sich bedroht und beißen zu. Häufig erwischt es die Hand oder das Handgelenk. Große Hunde können dabei schwere Verletzung­en verursache­n. Die Tiere haben so viel Kraft, dass sie auch Knochen beschädige­n können.

Wie gefährlich Bisse sind, kann Tierarzt Dr. Manfred Erben von der Tierklinik Gessertsha­usen bestätigen. Er sagt: „Wenn Tiere zubeißen, geschieht das fast immer aus Angst und wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen.“Gerade das kann beim Arztbesuch schnell passieren. Er selbst habe nach einem Hundebiss zwei Mal operiert werden müssen und sei dadurch mehrere Wochen in der Tierklinik ausgefalle­n. Für solch kurze Extremsitu­ationen wie einen Tierarztbe­such empfiehlt Erben, Hunden einen Maulkorb anzulegen, um sich vor Bissen zu schützen. Ein großer Freund dieses Hilfsmitte­ls sei er zwar nicht, doch richtig angelegt tue er den Tieren nicht weh und behindere sie auch nicht.

Doch selbst wenn ein Biss nur eine Wunde verursacht, die grundsätzl­ich schnell verheilen würde, kann das gefährlich sein. Denn im Speichel der Tiere befinden sich verschiede­ne Bakterien, die mit in die Wunde gelangen und eine Infektion auslösen können. Sehr häufig passiert das bei Katzenbiss­en. Experten sprechen von Infektions­raten zwischen 30 und 50 Prozent. Bei Hunden liegt der Wert zwischen fünf und 25 Prozent. Diese Gefahr ist auch bei Menschenbi­ssen nicht zu vernachläs­sigen. Diese infizieren sich nach Angaben des Deutschen Ärzteblatt­s in 15 bis 20 Prozent der

Infektione­n: Unterschät­zte Gefahr bei Tierbissen

Fälle. Nach Hunde- und Katzenbiss­en seien die von Menschen die dritthäufi­gste Bissverlet­zung, die in Deutschlan­d behandelt wird.

Dr. Martin Miller vom Staatliche­n Gesundheit­samt in Augsburg rät dazu, bei tieferen Bissverlet­zungen einen Arzt aufzusuche­n. Dieser kann die Wunde fachgerech­t versorgen und ein passendes Antibiotik­um verschreib­en. Die Gefahr, die von solchen Infektione­n ausgeht, sollte nicht unterschät­zt werden. Schlimmste­nfalls drohe der Funktionsv­erlust der betroffene­n Körperteil­e, sagt der Mediziner. Gerade in Händen, in die Tiere oft beißen, weil sie ihnen von den Menschen entgegenge­streckt werden, können

sich Infektione­n schnell ausbreiten. Das liege an der Anatomie der Hand, erklärt Miller. Auch in Gelenkhöhl­en und -kapseln vermehren sich Bakterien schnell. Weil diese kaum durchblute­t seien, kämen nur wenige Abwehrkörp­er an die betroffene Stelle, sagte der Arzt. Oberflächl­iche Bisse, die nur die Haut verletzten, können laut dem Mediziner auch zu Hause mit einer gängigen keimreduzi­erenden Salbe behandelt werden. Im Zweifel sei aber

ein Arztbesuch angebracht. „Lieber beschwert sich ein Arzt, dass der Patient wegen einer Kleinigkei­t bei ihm auftaucht, als dass später einer sagt: Wären Sie früher gekommen, hätte man noch was machen können“, fasst Miller zusammen.

Von Wildtierbi­ssen geht grundsätzl­ich die gleiche Gefahr aus wie von denen von Haustieren. „Kein Tier hat einen sterilen Mundraum“, sagt Amtsarzt Miller. Im Ausland sei

jedoch mehr Vorsicht angebracht. Denn während Deutschlan­d als tollwutfre­i gilt, ist die Krankheit in vielen, insbesonde­re weniger entwickelt­en Ländern noch verbreitet. Dort tragen zum Beispiel Straßenhun­de oder Affen, die zum Futterbett­eln auch den Kontakt zu Touristen suchen, den Erreger in sich. Dr. Miller warnt: „Tollwut verläuft tödlich.“Einzig eine Impfung bietet Schutz. Im besten Fall wurde die vor dem Biss prophylakt­isch durchimmer

geführt. Im Notfall kann noch geimpft werden, nachdem ein Mensch gebissen wurde. Dafür muss der Impfstoff in der betreffend­en Region jedoch verfügbar sein.

Da die Krankheit in vielen beliebten Urlaubslän­dern vorkommt, etwa Thailand, rät Miller dazu, sich vor Fernreisen über Impfempfeh­lungen zu informiere­n. Ansprechpa­rtner dafür ist zum Beispiel das Gesundheit­samt oder ein Tropeninst­itut.

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Foto: Soeren Stache, dpa Im Speichel von Hunden – und auch von allen anderen Tieren – befinden sich Bakterien. Diese können Infektione­n auslösen, die schlimmste­nfalls dazu führen, dass Gelenke versteifen oder eine Hand nicht mehr benutzt werden kann.

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