„Eine neue Dimension der Gewalt“
Berliner Fanbus in Köln attackiert
Köln Einige Fans des Zweitligisten Union Berlin werden das Auswärtsspiel ihrer Mannschaft beim 1. FC Köln am Montagabend (1:1) in böser Erinnerung behalten: Nach Erkenntnissen der Kölner Polizei waren in der Nacht zu Dienstag rund 100 vermummte Täter auf einen von zwei großen Fanbussen zugestürmt, es flogen schwere Steine. Aus dem Berliner Fanbus stürmten dann laut Polizei ebenfalls vermummte Männer. Die Einsatzkräfte drängten diese in den Bus zurück und die Kölner Angreifer zurück auf einen nahe gelegenen Parkplatz. Von dort aus seien viele in unbeleuchteten Autos geflüchtet, hätten auch gezielt Kurs auf Polizisten genommen und alle Anhalte-Aufrufe missachtet.
Am Mittwoch waren fast alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft vom Mittwoch wurden 26 der 28 Verdächtigen aus dem Polizeigewahrsam entlassen, weil keine Fluchtgefahr bestehe. Bei den übrigen zwei Festgenommenen werde die Beantragung eines Haftbefehls noch geprüft, sagte eine Behördensprecherin.
Die Untersuchungen der 20-köpfigen Ermittlungsgruppe seien in vollem Gange, auch die Daten sichergestellter Mobiltelefone würden dafür ausgewertet, schilderte ein Sprecher am Mittwoch. Union Berlin kritisierte Maßnahmen der Kölner Einsatzkräfte gegen Insassen des Busses. Diese seien rund sieben Stunden lang erkennungsdienstlich behandelt worden, zudem habe man ihre Handys beschlagnahmt.
„Sowohl die Aussagen der Polizei als auch unserer Fans lassen keinen Zweifel daran, von wem die Gewalt in Köln ausging. Es ist daher äußerst fragwürdig, warum im Rahmen der Ermittlungen die Opfer wie Täter behandelt werden“, sagte der Berliner Vereinssprecher Christian Arbeit. Die Kölner Polizei äußerte sich nicht zu der Kritik und verwies auf ihre Angaben vom Dienstag auf einer Pressekonferenz. Der angegriffene Berliner Fanbus war demnach zum Kölner Polizeipräsidium eskortiert worden, dort wurden die Personalien der 77 Insassen festgestellt. Zahlreiche Handys wurden beschlagnahmt.
Polizeipräsident Uwe Jacob hatte von einer „neuen Dimension der Gewalt nach Fußballspielen“gesprochen und nannte es „ein Wunder“, dass bei den Ausschreitungen niemand verletzt worden sei.