Aichacher Nachrichten

Fugger wirbt europaweit für Augsburg

Eine internatio­nale Tourismusr­oute soll Reisenden ab 2019 das Leben und Wirken der Kaufmannsf­amilie näher bringen. Was man sehen kann, wohin die Reise führt und wer die Idee zu dieser Kooperatio­n hatte

- VON NICOLE PRESTLE

Sie ist Deutschlan­ds älteste Ferienstra­ße – und wahrschein­lich auch die beliebtest­e: 25 Millionen Menschen fahren jedes Jahr an der Romantisch­en Straße entlang. Einige kommen dabei auch nach Augsburg, denn die Stadt liegt auf dem Weg zwischen Würzburg als Anfangsund Füssen als Endpunkt der Route, auf der Touristen abendländi­sche Geschichte, Kultur und Kunst kennen lernen.

Ab nächstem Jahr wird es nun eine weitere touristisc­he Fernstraße geben, die Augsburg mit anderen Ländern verbindet. Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck hatte vor vier Jahren die Idee zu einer europaweit­en Fuggerstra­ße – nun wird sie Realität. Die Kulturreis­eroute führt zunächst in Bergbaureg­ionen in Tirol und in der Slowakei, auch Sterzing in Südtirol und Neusohl in der Mittelslow­akei sind mit im Boot. „Wir hoffen, dass wir im Lauf der Zeit weitere Partner, zum Beispiel in Kärnten und im Salzburger Land, vielleicht aber auch in Deutschlan­d, Polen und Tschechien für unsere Tourismusk­ooperation begeistern können“, sagt Götz Beck. So sei beispielsw­eise auch eine Beteiligun­g mit der Bergbausta­dt Almadén in Kastilien denkbar. Dort beuteten die Fugger über viele Jahre hinweg das Quecksilbe­rbergwerk aus, das seit 2012 Unesco-Welterbe ist.

Was all diese Orte verbindet, ist, wie bereits der Name der Route sagt, die Augsburger Kaufmannsf­amilie Fugger. Denn die Bankgeschä­fte mit Kaisern und der Handel mit Textilien waren bei Weitem nicht ihre einzige Einnahmequ­elle. Mehr Geld floss bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunder­ts aus der Montanwirt­schaft. „Die Fugger waren quasi die Krupps der Frühen Neuzeit“, sagt der Augsburger Autor Martin Kluger, der einige Bücher über die Fugger verfasst hat. Die Kaufleute, so Kluger, führten einen Montankonz­ern, in dem zwar auch Gold und Silber eine Rolle spielten. „Der wahre Bergsegen resultiert­e aber aus dem Abbau von Erzen, der wahre Reichtum aus dem Handel mit Kupfer, Blei, Quecksilbe­r und weiteren Metallen sowie deren Weitervera­rbeitung.“

In zehn europäisch­en Ländern waren die Fugger einst im Bergbau aktiv. Blei wurde aus England in die Slowakei importiert, Kupfer und Silber nach Antwerpen und weiter bis nach Indien und in den Orient. Wo die Handelsver­treter der Augsburger Fugger in Bergbaustä­dten und Hüttenwerk­en aktiv waren, hinterließ­en sie Schlösser, sakrale Kunst und andere Sehenswürd­igkeiten, die zum Teil noch immer erhalten sind.

In Schwaz, Sterzing und Neusohl erinnern heute noch Museen und Fuggerhäus­er an die Hochzeiten des europäisch­en Handels mit Metallen. Die Schaubergw­erke in Schwaz und Sterzing zählen laut Kluger zu den Touristena­ttraktione­n in Tirol.

Dass die Fuggerstra­ße gerade 2019 eingeführt wird, hat mit einer weiteren Person zu tun, die im Augsburg von Jakob Fugger des Reichen häufig zu Gast war: Kaiser Maximilian I. Sein Todestag jährt sich nächstes Jahr zum 500. Mal, im Augsburger Maximilian­museum wird es aus diesem Anlass eine große Ausstellun­g geben. Auch Innsbruck rückt den Habsburger-Herrscher dann in den Mittelpunk­t. Die Eröffnung der Fuggerstra­ße lasse sich, so Beck, mit diesen Ereignisse­n gut verbinden. Zwei Jahre nach der Eröffnung der Fuggerstra­ße feiert Augsburg dann das 500-jährige Bestehen der Fuggerei. Dann werden viele Touristen in der Stadt erwartet; eine Gelegenhei­t, um auch die Fuggerstra­ße zu vermarkten. Für Götz Beck ist die Fuggerstra­ße aber nicht nur ein Marketingi­nstrument. Ihm geht es auch um den Austausch mit anderen Fugger-Städten.

Wo die Fugger einst aktiv waren, wo ihre Bergwerke und Hüttenbetr­iebe lagen, ist in Augsburg schon seit einiger Zeit nachzuverf­olgen: Im Fugger-und-Welser-Erlebnismu­seum werden die Handelsweg­e dargestell­t und Zusammenhä­nge mit dem Reichtum der Familie erläutert. Seit Kurzem gibt es dort auch eine animierte Karte, die die Entwicklun­g und Ausdehnung des Fugger’schen Montanunte­rnehmens erklärt.

Die Fugger sind für Augsburg seit jeher eine der wichtigste­n Marken. Die Fuggerei in der Jakobervor­stadt zählt zu den beliebtest­en Sehenswürd­igkeiten der Stadt. In den vergangene­n zwölf Jahren kamen über zwei Millionen Besucher. Ihren Zweck verfolgt die Sozialsied­lung dabei noch immer so, wie es der Stifter vor knapp 500 Jahren vorgesehen hatte: Menschen, die wenig Geld zum Leben haben, sollen hier für wenig Miete eine Bleibe finden. ⓘ

Fugger Orte in Augsburg Die Fug gerei ist bis September täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet, ab Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr. Eintritt: 4 Euro. Das Fugger und Welser Erlebnismu­seum im Domviertel ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr ge öffnet. Der Eintritt kostet 6 Euro. Die Fugger’schen Badstuben in der Maximili anstraße öffnen nur zu ausgewählt­en Terminen.

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 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Schaubergw­erke erinnern in Tirol und Südtirol an die Zeiten, als Metalle und Erze abgebaut wurden. Die Augsburger Kaufmannsf­amilie Fugger verdankte dem Handel mit die sen Rohstoffen einst einen Großteil ihres Reichtums. Diese Zusammenhä­nge werden künftig auf einer Touristenr­oute, der Fuggerstra­ße, dargestell­t.
Foto: Weizenegge­r Schaubergw­erke erinnern in Tirol und Südtirol an die Zeiten, als Metalle und Erze abgebaut wurden. Die Augsburger Kaufmannsf­amilie Fugger verdankte dem Handel mit die sen Rohstoffen einst einen Großteil ihres Reichtums. Diese Zusammenhä­nge werden künftig auf einer Touristenr­oute, der Fuggerstra­ße, dargestell­t.

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