Mit Elisabeth Retsch durch die Stadt
Elisabeth Retsch versteht es, Einheimische und Touristen für Augsburg zu begeistern. Das schafft sie mit viel Charme und Wissen. Für sie spielt das Thema Wasser schon immer eine große Rolle / Serie (3)
Sie kennt die engen Gassen in der Altstadt so gut wie wahrscheinlich fast kein Zweiter in Augsburg. Sie weiß sehr viel um die große historische Vergangenheit der Stadt. Dies liegt daran, dass Elisabeth Retsch Tausende von Augsburgern und Touristen in den zurückliegenden 35 Jahren durch die Stadt geführt hat. Die Zahl der von ihr zurückgelegten Kilometer lässt sich nicht abschätzen. Elisabeth Retsch macht alles zu Fuß. Stadtrundfahrten gehören nicht zum Programm.
Die 61-Jährige gehört zu den langgedienten Stadtführern. Ihr gefällt es, anfangs fremden Menschen ihre „geliebte Heimatstadt“näherzubringen. Das tut sie in kleiner Runde von fünf Personen. Mitunter sind es aber auch Gruppen von 30 Leuten, die den Worten der charmanten Frau folgen. Elisabeth Retsch weiß eben, wo es in Augsburg langgeht. Sie gibt bei den Touren die Richtung vor, tritt aber nicht als Bestimmerin auf: „Die Leute buchen ja mitunter ganz bewusst eine Tour, die auf die Besonderheiten der Stadt eingeht.“Dazu zählen Wasserführungen, ebenso Abstecher ins märchenhafte Augsburg oder eine Reise zu Fuß in die Welt der „Bettler, Gaukler und Vogelfreien“. Die 61-Jährige, die hauptberuflich in der Versicherungsagentur ihres Mannes tätig ist, lässt sich gerne auf das ein, was die Touristen wünschen. „Wenn der Wunsch geäußert wird, es soll in die Fuggerei gehen, dann geht’s eben in die Fuggerei.“Die älteste Sozialsiedlung sei das mit Abstand beliebteste Ziel.
Stadtführerin heißt nun nicht, einfach mal ein wenig durch die zu bummeln und den Menschen ein paar Dinge zu erzählen, sagt Elisabeth Retsch. Wer neu als Stadtführer anfangen möchte, muss zunächst eine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen. Elisabeth gehört zu den Ausbildern: „Es ist hier sehr viel theoretisches Wissen gefragt.“Einfacher werde es, wenn ein Stadtführer eine emotionale Bindung zu Augsburg mitbringe. „Ich bin in Augsburg geboStadt ren, fühle mich hier sehr wohl“, sagt Elisabeth Retsch. Lachen muss sie bei der Frage, ob sie eigentlich bei Führungen mit einem Regenschirm unterwegs ist, um als Anlaufstelle der Gruppe identifiziert zu werden: „Nein, noch nie.“Sie trage lieber bunte Kleidung. „Da gehe ich dann auch nicht verloren.“Und bei Regen ziehe sie einen weißen Regenmantel mit Blumen aus dem Kleiderschrank. Der Mantel sei als ErRetsch kennungsmerkmal besser als ein Schirm. Gerne trägt Elisabeth Retsch ein historisches Gewand bei Führungen: „Das passt immer gut zur Geschichte unserer Stadt.“
Wenn sie Augsburgern, die ihre Stadt besser erkunden wollen, eine Führung empfehlen soll, dann sei es die Wasserführung: „Es gibt so viele Geschichten rund ums Wasser.“Das Wasser gehört zu einem Thema, auf das die Stadtführerin anspringt: „Ich habe bereits vor 15 Jahren eine Wasserführung entwickelt. Da dachte noch niemand an eine Unesco-Bewerbung.“Jetzt würde sich die Stadtführerin freuen, wenn diese Bewerbung erfolgreich verläuft. Weil sich Elisabeth Retsch so sehr für das Wasser begeistern kann, sind es mitunter kleine Dinge, die sie glücklich stimmen: „Die aktuellen Schautafeln in den Glaskästen vor dem Perlach gefallen mir.“ⓘ
Serie In unserer Sommerserie beglei ten wir Augsburger, die beruflich viel in der Stadt unterwegs sind. Sie berichten uns, was ihnen gefällt und was weni ger.