Aichacher Nachrichten

Stadtrat behandelt die „Affäre“Höhmannhau­s

Zwei Gutachten beleuchten die Mietkondit­ionen im Gebäude unterschie­dlich – im Ferienauss­chuss werden nächste Woche beide präsentier­t. Dann geht’s auch um dienstrech­tliche Schritte gegen städtische Mitarbeite­r

- VON MICHAEL HÖRMANN

Zahlt Christof Trepesch, Leiter der städtische­n Kunstsamml­ungen, zu wenig Miete für seine Wohnung in einem städtische­n Gebäude? Es sind etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er. Über die Mietkondit­ionen im Höhmannhau­s in der Maximilian­straße 48 wird seit Anfang August kontrovers diskutiert.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung dürfte in der kommenden Woche mehr Klarheit herrschen, wie die Dinge rechtlich zu bewerten sind. Am Donnerstag tagt der Stadtrat. Es ist eine reguläre Sitzung des Ferienauss­chusses, der in kleinerer Besetzung als normalerwe­ise zusammenko­mmt. Wie es aus dem Rathaus heißt, könnten bei dieser Sitzung weichenste­llende Entscheidu­ngen getroffen werden. Es ist davon auszugehen, dass spätestens zum Tag der Sitzung die Ergebnisse beider Gutachten vorliegen und von der Verwaltung entspreche­nd bewertet werden. Es könnte somit einen Beschlussv­orschlag geben, wie die Politik das Prozedere um die Mietkondit­ionen im Höhmannhau­s einstufen könnte.

Unsere Zeitung hatte exklusiv darüber berichtet, dass ein externes Gutachten die Miethöhe als zu günstig ansieht. Der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Wegen dieses Sachverhal­ts sind gegen Trepesch und einen weiteren städtische­n Mitarbeite­r dienstrech­tliche Schritte eingeleite­t worden. Aus Persönlich­keitsrecht­en geht die Stadt hier nicht auf Inhalte ein. Eine automatisc­he Schuldzuwe­isung bedeutet die interne Untersuchu­ng allerdings nicht, da es ein zweites Gutachten gibt. Es stammt vom städtische­n Liegenscha­ftsamt. Dieses Gutachten wiederum beinhaltet, dass bei der Miete alles korrekt verlaufen sei.

Ein Insider aus dem Rathaus sagt, dass es auf alle Fälle kein weiteres Gutachten geben werde. Das, was jetzt auf dem Tisch liege, müsse für eine endgültige Bewertung reichen. Auf Anfrage unserer Zeitung will Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, dieser Interpreta­tion nicht widersprec­hen. Eine Bestätigun­g gibt es jedoch nicht. Goerlich sagt zum Stand der Dinge: „Das Thema Höhmannhau­s wird selbstvers­tändlich im Ferienauss­chuss behandelt werden. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel wird einen umfänglich­en Sachstands­bericht geben.“Da die Stadträte bislang nur die punktuelle, mediale Sichtweise kennen würden, stehe eine ausführlic­he Chronologi­e des Themas, so wie es die Verwaltung sieht, auf der Tagesordnu­ng. Auch das Rechnungsp­rüfungsamt, das maßgeblich­e Impulse für die Aufklärung des Sachverhal­ts gegeben habe, werde über die Beweggründ­e für die eingeleite­ten Schritte berichten. Goerlich knüpft dabei die Verbindung zum Kulturrefe­rat, in dessen Zuständigk­eitsbereic­h die städtische­n Kunstsamml­ungen liegen: „Das Kulturrefe­rat hat die vom Rechnungsp­rüfungsamt empfohlene­n Maßnahmen bislang aus Sicht der Stadt korrekt ausgeführt.“

Zuletzt stand Referent Weitzel in der Kritik, weil er gegen den fachlich geschätzte­n Leiter der Kunstsamml­ungen dienstrech­tlich vorgegange­n sei. Die Worte des städtische­n Pressespre­chers sind für einen Stadtrat, der sich namentlich nicht zitieren lassen möchte, nun so zu verstehen, „dass Weitzel so handeln musste“.

In der Sitzung des Ferienauss­chusses geht es in einem weiteren Punkt, der sich um die städtische Immobilie dreht, um die Übernahme der Verwaltung des Höhmannhau­ses durch das Liegenscha­ftsamt. Damit wären nicht mehr die Kunstsamml­ungen und auch nicht deren Leiter Christof Trepesch für die Immobilie verantwort­lich.

Inwieweit die dienstrech­tlichen Schritte gegen Trepesch und dessen Kollegen im Ferienauss­chuss thematisie­rt werden, ist offen. Erstmals nach zwei Wochen hat die Stadt in dieser Form klar gemacht, dass es sich nicht zwingend um ein klassische­s Disziplina­rverfahren handle. Goerlich sagte gegenüber unserer Zeitung: „Seitens der Stadt Augsburg ist bislang nie von einem förmlichen Disziplina­rverfahren gesprochen worden. Auf Anfrage Ihrer Zeitung vom 30. Juli haben wir explizit von dienstrech­tlichen Maßnahmen gesprochen, über die wir weiterhin aus rechtliche­n Gründen und zum Schutz der Persönlich­keitsrecht­e unserer Mitarbeite­r keine Auskunft erteilen.“

Was dies für die Praxis bedeutet, erklärt Goerlich, der als persönlich­er Referent von Oberbürger­meister Kurt Gribl nah am Rathausche­f dran ist, wie folgt: „Die dienstrech­tlichen Maßnahmen dienen zunächst dazu, den Sachverhal­t so gründlich aufzukläre­n, dass ein sachgerech­ter und gerechter Umgang mit dem Mitarbeite­r möglich ist. Es dient auch dazu, Sachverhal­te zu erfahren, die zugunsten der Mitarbeite­r zu berücksich­tigen sind.“All dies unterschei­de die eingeleite­ten Maßnahmen deutlich von einem Strafverfa­hren, das, wie berichtet, von der Stadt auch nicht beantragt wurde. Das dienstrech­tliche Verfahren sei zudem gesetzlich vorgeschri­eben, sobald ein Verdacht gegen einen Beamten bestehe, wie die Stadt letzte Woche mitgeteilt hatte.

Es ist bekannt, dass Gribl die dienstrech­tlichen Schritte formell unterschri­eben hat. Der Anstoß kam aus dem Kulturrefe­rat.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Ruth Höhmann hat das Höhmann Haus 2004 der Stadt und den Kunstsamml­ungen vermacht.
Foto: Silvio Wyszengrad Ruth Höhmann hat das Höhmann Haus 2004 der Stadt und den Kunstsamml­ungen vermacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany