Aichacher Nachrichten

Ohne Verein keinen Raum

- VON MAX VON LINDEN klartext@aichacher nachrichte­n.de

Jugendlich­en in Friedberg mangelt es wahrlich nicht an Orten, an denen sie sich aufhalten könnten. Es gibt ein großes Angebot in den verschiede­nen Vereinen, Kirchen und auch von der Stadt. Außerdem hat das Friedberge­r Nachtleben mit Barbetrieb und Samok zwei schöne Kneipen, die auch junge Leute gerne und oft besuchen. Was ist also das Problem der Jugendlich­en? Warum beklagen sie sich ständig, dass ihnen die nötigen Rückzugsrä­ume fehlen?

Wer in die Vereinsstr­uktur der Stadt integriert ist, und das sind die meisten, hat kein Problem, einen Ort zu finden, an dem er sich gemeinsam mit seinen Freunden ungestört treffen kann. Auch an Gelegenhei­ten zum Feiern mangelt es dort nicht. Wer allerdings in besagte Vereinsstr­uktur nicht integriert ist, der hat in Friedberg keinen Ort. Das Jugendzent­rum und der selbst verwaltete Jugendtref­f Tandem im Wasserturm sind die einzigen offenen Jugendtref­fs der Stadt. Das größte Problem ist, dass das Jugendzent­rum am Abend schließt.

Dagegen ist erst einmal nichts einzuwende­n. Denn die dort arbeitende­n Angestellt­en der Stadt brauchen schließlic­h auch einmal Feierabend. Wer allerdings glaubt, dass junge Erwachsene, die sich laut Jugendschu­tzgesetz bereits ab 16 Jahren bis 24 Uhr in der Öffentlich­keit aufhalten dürfen, sich bereits um 20 Uhr auf den Heimweg machen, der liegt völlig falsch.

Nach 20 Uhr sind die kostenlose­n Optionen, sich mit seinen Freunden irgendwo zu treffen, extrem eingeschrä­nkt. Bars fallen raus, denn dort muss man ja Getränke bestellen und bezahlen. Bleiben nur noch das heimische Wohnzimmer oder ein öffentlich­er Raum im Freien. Mal ganz ehrlich: Welcher Jugendlich­e hängt gerne mit seinen Freunden ab, wenn nebenan im Wohnzimmer die Eltern sitzen? Keiner. Also bleibt nur die Öffentlich­keit als wirklich letzte Möglichkei­t. Doch dort stören die Jugendlich­en. Sie unterhalte­n sich zu laut, hören unpassende Musik und räumen ihren Müll nicht auf. Also werden Polizei und Sicherheit­swacht verständig­t. Am Baggersee patrouilli­ert gar ab 22 Uhr ein Angestellt­er der Stadtverwa­ltung und schickt jeden, egal ob jung oder alt, wieder weg.

Jugendlich­e in Friedberg, die nicht in einem Verein oder der Kirche engagiert sind, haben keinen Ort. Das JuZe-Team sowie die Streetwork­er engagieren sich sehr und tun hier Bestes. Doch man wird den Eindruck nicht los, dass diese jungen Leute in Friedberg ausgegrenz­t und abgelehnt werden. Das darf nicht sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany