Ohne Verein keinen Raum
Jugendlichen in Friedberg mangelt es wahrlich nicht an Orten, an denen sie sich aufhalten könnten. Es gibt ein großes Angebot in den verschiedenen Vereinen, Kirchen und auch von der Stadt. Außerdem hat das Friedberger Nachtleben mit Barbetrieb und Samok zwei schöne Kneipen, die auch junge Leute gerne und oft besuchen. Was ist also das Problem der Jugendlichen? Warum beklagen sie sich ständig, dass ihnen die nötigen Rückzugsräume fehlen?
Wer in die Vereinsstruktur der Stadt integriert ist, und das sind die meisten, hat kein Problem, einen Ort zu finden, an dem er sich gemeinsam mit seinen Freunden ungestört treffen kann. Auch an Gelegenheiten zum Feiern mangelt es dort nicht. Wer allerdings in besagte Vereinsstruktur nicht integriert ist, der hat in Friedberg keinen Ort. Das Jugendzentrum und der selbst verwaltete Jugendtreff Tandem im Wasserturm sind die einzigen offenen Jugendtreffs der Stadt. Das größte Problem ist, dass das Jugendzentrum am Abend schließt.
Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden. Denn die dort arbeitenden Angestellten der Stadt brauchen schließlich auch einmal Feierabend. Wer allerdings glaubt, dass junge Erwachsene, die sich laut Jugendschutzgesetz bereits ab 16 Jahren bis 24 Uhr in der Öffentlichkeit aufhalten dürfen, sich bereits um 20 Uhr auf den Heimweg machen, der liegt völlig falsch.
Nach 20 Uhr sind die kostenlosen Optionen, sich mit seinen Freunden irgendwo zu treffen, extrem eingeschränkt. Bars fallen raus, denn dort muss man ja Getränke bestellen und bezahlen. Bleiben nur noch das heimische Wohnzimmer oder ein öffentlicher Raum im Freien. Mal ganz ehrlich: Welcher Jugendliche hängt gerne mit seinen Freunden ab, wenn nebenan im Wohnzimmer die Eltern sitzen? Keiner. Also bleibt nur die Öffentlichkeit als wirklich letzte Möglichkeit. Doch dort stören die Jugendlichen. Sie unterhalten sich zu laut, hören unpassende Musik und räumen ihren Müll nicht auf. Also werden Polizei und Sicherheitswacht verständigt. Am Baggersee patrouilliert gar ab 22 Uhr ein Angestellter der Stadtverwaltung und schickt jeden, egal ob jung oder alt, wieder weg.
Jugendliche in Friedberg, die nicht in einem Verein oder der Kirche engagiert sind, haben keinen Ort. Das JuZe-Team sowie die Streetworker engagieren sich sehr und tun hier Bestes. Doch man wird den Eindruck nicht los, dass diese jungen Leute in Friedberg ausgegrenzt und abgelehnt werden. Das darf nicht sein.