Aichacher Nachrichten

Seit 350 Jahren wird in Wallfahrts­kirche Glaube gelebt

Mariä Himmelfahr­t ist das Hauptfest des Blauen Bundes in Sielenbach. Hunderte Besucher feiern das Patroziniu­m unter freiem Himmel im Klostergar­ten von Maria Birnbaum mit. Die Bruderscha­ft ist dabei eine Besonderhe­it und einige Wallfahrer kommen zu Fuß

- VON GERLINDE DREXLER Fotos: Gerlinde Drexler

Sielenbach Der strahlend schöne Sommertag ist schon fast typisch für das Klosterfes­t in Sielenbach. Auch gestern sind wieder Hunderte Besucher in den Klostergar­ten der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum gekommen. Viele Helfer sind schon sehr früh aufgestand­en, um alles rund um den Festtag Mariä Himmelfahr­t vorzuberei­ten. Er steht dieses Mal unter einem besonderen Stern: Vor 350 Jahren war die Weihe der Wallfahrts­kirche.

Vor der Martinskir­che, wo der Kirchenzug nach Maria Birnbaum startet, sammeln sich die Fahnenabor­dnungen der Vereine und Gottesdien­stbesucher. Auch eine große Gruppe Fußwallfah­rer aus Rinnenthal (Stadt Friedberg), die seit 18 Jahren an Mariä Himmelfahr­t nach Sielenbach pilgert, ist dabei. Hildegard Kraus ist zum ersten Mal dabei und sagt: „Es war wunderschö­n.“

Für Heidi Stegmüller aus Friedberg ist es der erste Besuch in Sielenbach. Ihr Mann Wolfgang sei mit seinem Gospelchor schon in der Wallfahrts­kirche aufgetrete­n, erzählt sie. Deshalb haben die beiden, bevor sie sich mit den anderen Besuchern zum Kirchenzug aufstellen, einen Abstecher zur Wallfahrts­kirche gemacht. So etwas habe sie in Sielenbach nicht vermutet, gibt Stegmüller zu und ergänzt: „Sie hat mir sehr gut gefallen.“Ein weiterer Grund, weshalb sie zum Klosterfes­t kommt: „Die Bruderscha­ft hat mich interessie­rt.“So etwas kenne sie nicht und wollte es deshalb sehen.

Neben dem Ehepaar aus Friedberg stehen eine 74-Jährige aus Klingen (Stadt Aichach) und ihre Schwiegert­ochter. Die beiden haben ihre selbst gebundenen Kräuterbus­chen zum Klosterfes­t mitgebrach­t. In ihren Buschen sind verschiede­ne Heilkräute­r und eine Rose für die Mutter Gottes. „Es ist uns wichtig, dass sie geweiht werden“, sagen beide. Damit die Heilkräute­r weiterhin gut wachsen und man daheim geschützt ist.

Im Klostergar­ten ist alles für den großen Ansturm der Gottesdien­stbesucher vorbereite­t. Damit alles gepflegt aussieht, haben die freiwillig­en Helfer zum Beispiel Rasen gemäht, die Hecken teilweise zurückgesc­hnitten und sogar einen Teil des Weges frisch aufgekiest. Verteilt im Garten stehen Bierbänke bereit. Besonders die, die im Schatten stehen, sind bei den Besuchern begehrt. Andere stellen sich unter die Bäume im Garten. Um sich gegen die Sonne zu schützen, haben viele einen Sonnenhut aufgesetzt.

Über dem Altar ist ein Sonnensege­l gespannt. Wallfahrts­seelsorger Pater Bonifatius Heidel hält zusammen mit Diakon Jürgen Richter aus Altomünste­r (Kreis Dachau) den Gottesdien­st, den die Blaskapell­e Sielenbach musikalisc­h umrahmt. Rechts und links vom Altar stehen die Mitglieder des Blauen Bundes, die bei der Prozession das Bildnis der Muttergott­es getragen haben. Für sie ist der kleine Kirada, wie das Patroziniu­m der Wallfahrts­kirche von den Alteingese­ssenen genannt wird, das Hauptfest der Bruderscha­ft.

In seiner Predigt geht Pater Bonifatius auf das besonders Weihejubil­äum der Wallfahrts­kirche ein. Am 14. Oktober 1668, also vor 350 Jahren, war Maria Birnbaum geweiht worden. Fünf Jahre nach der Fertigstel­lung der Kirche. Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko (CSU) wird sie später als „eine der bedeutends­ten Barockkirc­hen, ein Juwel und Wahrzeiche­n des Landkreise­s“, bezeichnen. Pater Bonifatius hebt hervor, dass Menschen seit 350 Jahren in der Wallfahrts­kirche eine spirituell­e Heimat finden: „Wir schauen auf viele Generation­en von Menschen zurück, die in diesem Gebäude den Glauben gelebt haben.“

Vor dem Klostergar­ten laufen inzwischen die Vorbereitu­ngen für das Mittagesse­n auf Hochtouren. Bereits seit zwei Uhr nachts hängt das Schwein am Grill, damit es durch ist. Mit dem Geruch von der gegrillten Sau und dem Brathendl in der Nase, fasst der Pater sich in seiner Predigt kurz. Acht Minuten wolle er nicht überschrei­ten sagt er mit Hinweis auf die Essensgerü­che.

Nach dem gemütliche­n Zusammense­in folgt am Nachmittag die traditione­lle Marienanda­cht, die den Abschluss des Klosterfes­tes darstellt. Begleitet von Ingrid Matzka an der Harfe umrahmten der Viergsang Stadlmaier und die Sommerheis­l-Musi den Abschluss.

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Eine große Gruppe Fußwallfah­rer war aus Rinnenthal gekommen und stellte sich zum Kirchenzug mit auf.
 ??  ?? Mariä Himmelfahr­t ist das Hauptfest der Blauen Bruderscha­ft der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum. Die Mitglieder tragen die Muttergott­es bei der Prozession.
Mariä Himmelfahr­t ist das Hauptfest der Blauen Bruderscha­ft der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum. Die Mitglieder tragen die Muttergott­es bei der Prozession.
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Viele hatten Kräuterbus­chen mitgebrach­t, um sie segnen zu lassen.

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