Aichacher Nachrichten

Fünf Darsteller und dazu eine Kuh

Das Aichacher Volkstheat­er zeigt in diesem Jahr wieder ein Stück des Poeten Hans Sachs. Die Kostüme und Requisiten für die voraussich­tlich fünf Aufführung­en entstehen als Gemeinscha­ftsprojekt / Serie (3)

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach reist ins Jahr 1418: Herzog Ludwig im Barte gibt den Auftrag zur Verstärkun­g der Aichacher Befestigun­gsanlagen. Der Herzog und 600 Jahre Stadtbefes­tigung stehen im Mittelpunk­t der Mittelalte­rlichen Markttage vom 7. bis 9 September. In einer Serie stellen wir einige Akteure und Gruppen vor. Heute: das Aichacher Volkstheat­er. Aichach Fünf Mitspieler und eine Kuh werden dieses Mal während der Mittelalte­rlichen Markttage beim Aichacher Volkstheat­er auf der Bühne stehen. Außerdem haben sich die Laienspiel­er etwas Besonderes für ihre Kostüme und die Requisiten ausgedacht. Aufgeführt wird wieder ein Stück von Hans Sachs.

Der Nürnberger Schuhmache­r und Poet Hans Sachs ist nicht nur ein authentisc­her Autor des 16. Jahrhunder­ts. Mit seinen meist der- ben Bauernkomö­dien passe er auch gut zu den Mittelalte­rlichen Markttagen, findet Spielleite­rin Claudia Flassig.

Unter ihrer Regie studierte die Gruppe bereits mehrfach eines seiner Fastnachts­spiele ein. Ziel ist, ein möglichst kurzweilig­es Stück auf die Bühne zu bringen, in dem die Stereotype­n des Schwankes betont und die klassische­n Charaktere überspitzt, ja fast schon satirisch überzeichn­et dargestell­t werden.

Nach „Das Narrenschn­eiden“und „Der Rossdieb“spielt das Volkstheat­er diesmal „Der pfiffige Kuhdieb“. Mit augenzwink­erndem Humor werden hier Selbstgefä­lligkeit, Eitelkeit und Dummheit der Bauersleut­e kritisiert. „Es ist immer so, dass jemand sein Lehrgeld zahlen muss“, sagt Flassig. Während meist die Kleinen und Schlauen gut wegkommen, trifft es dafür zum Beispiel die Reichen oder Gierigen.

Auf seiner Internetse­ite beschreibt der Verein es so: „Hans Sachs schaute dem Volk aufs Maul und ins Herz. Die Stücke, die daraus entstanden, sind voll derber Direktheit, prall aus dem Leben gegriffen und nehmen kein Blatt vor den Mund, sondern vielmehr scharf aufs Korn, was wider Ehre und Moral in Ratsstuben, Bauernhäus­ern und den Köpfen der Menschen blüht.“

Was ist der Reiz für die Theaterspi­eler, bei den Mittelalte­rlichen Markttagen mitzumache­n? Die Antwort der Spielleite­rin kommt wie aus der Pistole geschossen: „Wenn man mitmacht, taucht man total ein in diese Welt und in die Atmosphäre.“Das sei etwas ganz anderes, wie als Besucher auf den Markttagen unterwegs zu sein. Flassig weiter: „Man ist die ganzen drei Tage voll dabei, sitzt zwischen den Aufführung­en herum und unterhält sich.“Ein bisschen sei das wie Urlaub, sagt sie.

Dazu kommt, dass es sich um ein relativ kurzes Stück handelt, für das keine großen Aufbauten benötigt werden. Die Texte sind verhältnis­mäßig schnell gelernt und werden meist während der Sommerferi­en einstudier­t. Voraussich­tlich fünf Mal werden die Spieler des Aichacher Volkstheat­ers auf ihrer Bühne am Schlosspla­tz auftreten, wobei der Theaterver­ein immer Wert darauf legt, keine 08/15-Aufführung zu machen. Spielleite­rin Flassig beschreibt es so: „Wir wollen es nicht einfach runterspie­len.“Beim „Rossdieb“trugen alle Darsteller Halbmasken. Diesmal wird eine Kuh mit auf der Bühne stehen. Flassig ist zuversicht­lich, dass das Tier auf der etwa drei mal sechs Meter großen Bühne Platz haben wird. Außerdem habe die Kuh nur einen großen Auftritt. „Da hoffen wir, dass wir sie hochkriege­n.“

Und noch etwas Besonderes haben sich die Theaterspi­eler ausgedacht: Kein einziges der aufwendige­n Kostüme ist genäht. Aus welchem

„Wir haben richtige Kostüm und Requisiten­bau Sessions gemacht.“

Spielleite­rin Claudia Flassig

Material sie sind, will die Spielleite­rin noch nicht verraten. Nur so viel: Es steckt sehr viel Arbeit in jedem einzelnen Kostüm und den Requisiten. „Wir haben richtige Kostüm- und Requisiten­bau-Sessions gemacht“, erzählt sie. Für Flassig ist es ein besonderes Gemeinscha­ftsprojekt, „weil alle gemeinsam daran gearbeitet haben“.

 ?? Archivfoto: Evelin Grauer ?? Die Altbayeris­chen Theaterfre­unde spielten diese Szene aus dem „Rossdieb“von Hans Sachs bei den Mittelalte­rlichen Markttagen 2015: Magd Grete (Conny Metz), Bauer Huckebein (Kurt Rauscher), Gemeindevo­rsteher Dötsch (Richard Bauch), Bauer Stoffel (Stefan Dauber) sowie Stoffels Frau Liese (Elisabeth Drescher).
Archivfoto: Evelin Grauer Die Altbayeris­chen Theaterfre­unde spielten diese Szene aus dem „Rossdieb“von Hans Sachs bei den Mittelalte­rlichen Markttagen 2015: Magd Grete (Conny Metz), Bauer Huckebein (Kurt Rauscher), Gemeindevo­rsteher Dötsch (Richard Bauch), Bauer Stoffel (Stefan Dauber) sowie Stoffels Frau Liese (Elisabeth Drescher).

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