Gute Getreideernte trotz Trockenheit
Die Ernte hat so früh wie noch nie begonnen und der Landkreis ist im Vergleich zu vielen anderen Regionen mit einem blauen Auge davongekommen. Die Wintergerste kommt am besten mit der Hitze zurecht. Preise sind uneinheitlich
Rehling/Hollenbach Das Frühjahr und der Sommer 2018 waren auch in der Region für die Agrarbetriebe viel zu trocken. „Doch wir sind trotz allem noch mit einem blauen Auge davongekommen“, so die Feststellung von Peter Bürle, Leiter vom Raiffeisen Agrar Zentrum Lech Paar. Dieser gab rund 100 anwesenden Landwirten aus der Region im Anschluss an eine Maisschau in Rehling einen umfassenden Bericht über die abgelaufene Getreideernte.
Wie Bürle berichtete, wurden in den beiden Lagerhäusern Rehling und Motzenhofen fast 17000 Tonnen Getreide erfasst, im Vorjahr waren es 18 000 Tonnen. Damit sind, so Bürle, die beiden Lagerhäuser randvoll. Bei der Wintergerste lag die Menge mit 2800 Tonnen sogar über der Ernteerfassung aus dem Vorjahr (2400 Tonnen). Beim Winterweizen gab es in Rehling 6000 Tonnen, in Motzenhofen wurden 3000 Tonnen angeliefert. In der Summe blieb man damit um 1000 Tonnen unter der Vorjahresannahme. Gleich blieb die Menge bei der Sommergerste, wo in beiden Lagerhäusern jeweils 600 Tonnen angeliefert wurden. Dazu konnte der Lagerhausleiter auch vermelden, dass bei dieser Getreideart die Qualität sehr schwierig war, gerade beim Anbau auf den leichten Böden. Deutlicher gesunken ist auch die Rapsanlieferung. Dem Vorjahresergebnis von 2000 Tonnen standen heuer 1625 Tonnen gegenüber. Trotz allem sei man mit dem Ergebnis zufrieden, wenn man den geringeren Anbau und den reduzierten Ertrag durch die Trockenheit berücksichtige, sagte Bürle. Zu den einzelnen Getreidekulturen gab er wichtige Informationen. Demnach sei die Wintergerste mit der Trockenheit im Frühsommer besser zurechtgekommen als alle anderen Mähdruschfrüchte.
Die Ernte begann am 20. Juni so früh wie noch nie. Der Abrechnungspreis bei der Ernte lag bei 14,50 Euro je Doppelzentner (100 Kilogramm). Leider werde von den Landwirten kaum Wintergerste als Marktfrucht angebaut, was sich auch an einem erhöhten Preis niederschlägt. Wie Bürle ausführte, kann für die Ernte 2019 ein besserer Vorvertrag angeboten werden, nachdem der Ernteertrag 2018 nur bedingt ausreichen werde, um die Nachfrage zu schließen und zudem der Körnermais die Lücke nur bedingt schließen könne.
Auch beim Winterweizen habe die Ernte so früh wie noch nie begonnen (19. Juli). Bedingt durch das konstante Wetter sei sie ohne Unterbrechung in kurzer Zeit über die Bühne gegangen. Die Qualität des Weizens war sehr gleichmäßig und lag mit rund 75 Prozent im A-Bereich. Der Ertrag bei Weizen lag bei 16,50 bis 17 Euro je Doppelzentner. Fakt sei, dass die Mühlen aktuell sehr gut mit Weizen versorgt sind. Zum einen weil diese noch hohe Restbestände aus den letzten Jahren haben und wegen der frühen Ernte die Mühlen aus dem Vollen schöpfen können. Diese Umstände beeinflussten auch den aktuellen Preis. Wie Bürle erläuterte, hängt der Weizenpreis auch mit den derzeit herrschenden Diskussionen hinsichtlich russischer Weizenexporte zusammen. Solange nicht sicher sei, ob die Regierung in Moskau in die Weizenvermarktung mit eingreifen werde, würden die Märkte extrem nervös reagieren.
Ein Sorgenkind war zuletzt der Raps. Durchschnittlich 40 bis 43 Tonnen Ertrag je Hektar, je nach Bonität, machten es heuer schwierig, dem hohen Aufwand, den er in seiner elfmonatigen Vegetation abverlange, gerecht zu werden. Einschränkungen bei der Schädlingsbekämpfung schon im Frühstadium machten die Sache schwieriger wie auch die günstigeren anderen Öle, die auf dem Markt sind. Der Preis beim Raps hänge stark vom Dollarkurs mit ab, zuletzt wurden 34,50 Euro je Doppelzentner bezahlt. Bürle wünscht sich, dass die Aussaatfläche für Raps trotz Trockenheit konstant bleibe. Raps sei über Jahre hinweg die beste und wirtschaftlichste Mähdrusch-Marktfrucht gewesen. Er werde den Anbau deshalb weiterhin empfehlen.
Zu der gerade auf Hochtouren laufenden Maisernte verwies Peter Bürle auf eine zu erwartende „verhältnismäßig große Körnermaisernte“, nachdem die Biogasbetriebe den umfangreich angebauten Mais nicht aufnehmen können. Aktuell wird ein Preis von 11 Euro (Nassmais) und 18,50 bis 19 Euro (Trockenmais) genannt. Problematisch sind hier, wie auch beim Weizen, die Kosten für den Transport. Gleiches gilt für den Absatz von CCM-Mais ins Allgäu. Dieser wird für die Milchviehfütterung zu teuer (11 Euro plus schroten und Fracht) und werde deshalb aktuell derzeit nicht gekauft, sagte Bürle. Beim Sojamarkt sieht es so aus, dass es heuer „eine noch nie dagewesene Menge“geben wird. Ab Anfang September gibt es im Lagerhaus Rehling nur noch gentechnikfreies Soja. Da die großen Molkereien nur noch solch produzierte Milch erfassen.
● Sammelaktion Am Donnerstag, 6. September, besteht im Rahmen der Pamira-Sammelaktion in beiden Lagerhäusern die Möglichkeit zur Abgabe von Kanistern von Pflanzenschutzmitteln, die in den Lagerhäusern gekauft wurden.
● Maisschau Vor der Erntebilanz fand eine Maisschau mit rund 100 Teilnehmern auf dem Versuchsfeld von Andreas Lechner (Kagering) statt. Insgesamt fünf Züchterfirmen präsentierten jeweils vier Maissorten. Durch die Klimaerwärmung sei es besonders wichtig, die richtige Wahl bei der Aussaat zu treffen in Bezug auf Bodenbeschaffenheiten.