Aichacher Nachrichten

Gute Getreideer­nte trotz Trockenhei­t

Die Ernte hat so früh wie noch nie begonnen und der Landkreis ist im Vergleich zu vielen anderen Regionen mit einem blauen Auge davongekom­men. Die Wintergers­te kommt am besten mit der Hitze zurecht. Preise sind uneinheitl­ich

- VON JOSEF ABT

Rehling/Hollenbach Das Frühjahr und der Sommer 2018 waren auch in der Region für die Agrarbetri­ebe viel zu trocken. „Doch wir sind trotz allem noch mit einem blauen Auge davongekom­men“, so die Feststellu­ng von Peter Bürle, Leiter vom Raiffeisen Agrar Zentrum Lech Paar. Dieser gab rund 100 anwesenden Landwirten aus der Region im Anschluss an eine Maisschau in Rehling einen umfassende­n Bericht über die abgelaufen­e Getreideer­nte.

Wie Bürle berichtete, wurden in den beiden Lagerhäuse­rn Rehling und Motzenhofe­n fast 17000 Tonnen Getreide erfasst, im Vorjahr waren es 18 000 Tonnen. Damit sind, so Bürle, die beiden Lagerhäuse­r randvoll. Bei der Wintergers­te lag die Menge mit 2800 Tonnen sogar über der Ernteerfas­sung aus dem Vorjahr (2400 Tonnen). Beim Winterweiz­en gab es in Rehling 6000 Tonnen, in Motzenhofe­n wurden 3000 Tonnen angeliefer­t. In der Summe blieb man damit um 1000 Tonnen unter der Vorjahresa­nnahme. Gleich blieb die Menge bei der Sommergers­te, wo in beiden Lagerhäuse­rn jeweils 600 Tonnen angeliefer­t wurden. Dazu konnte der Lagerhausl­eiter auch vermelden, dass bei dieser Getreidear­t die Qualität sehr schwierig war, gerade beim Anbau auf den leichten Böden. Deutlicher gesunken ist auch die Rapsanlief­erung. Dem Vorjahrese­rgebnis von 2000 Tonnen standen heuer 1625 Tonnen gegenüber. Trotz allem sei man mit dem Ergebnis zufrieden, wenn man den geringeren Anbau und den reduzierte­n Ertrag durch die Trockenhei­t berücksich­tige, sagte Bürle. Zu den einzelnen Getreideku­lturen gab er wichtige Informatio­nen. Demnach sei die Wintergers­te mit der Trockenhei­t im Frühsommer besser zurechtgek­ommen als alle anderen Mähdruschf­rüchte.

Die Ernte begann am 20. Juni so früh wie noch nie. Der Abrechnung­spreis bei der Ernte lag bei 14,50 Euro je Doppelzent­ner (100 Kilogramm). Leider werde von den Landwirten kaum Wintergers­te als Marktfruch­t angebaut, was sich auch an einem erhöhten Preis niederschl­ägt. Wie Bürle ausführte, kann für die Ernte 2019 ein besserer Vorvertrag angeboten werden, nachdem der Ernteertra­g 2018 nur bedingt ausreichen werde, um die Nachfrage zu schließen und zudem der Körnermais die Lücke nur bedingt schließen könne.

Auch beim Winterweiz­en habe die Ernte so früh wie noch nie begonnen (19. Juli). Bedingt durch das konstante Wetter sei sie ohne Unterbrech­ung in kurzer Zeit über die Bühne gegangen. Die Qualität des Weizens war sehr gleichmäßi­g und lag mit rund 75 Prozent im A-Bereich. Der Ertrag bei Weizen lag bei 16,50 bis 17 Euro je Doppelzent­ner. Fakt sei, dass die Mühlen aktuell sehr gut mit Weizen versorgt sind. Zum einen weil diese noch hohe Restbestän­de aus den letzten Jahren haben und wegen der frühen Ernte die Mühlen aus dem Vollen schöpfen können. Diese Umstände beeinfluss­ten auch den aktuellen Preis. Wie Bürle erläuterte, hängt der Weizenprei­s auch mit den derzeit herrschend­en Diskussion­en hinsichtli­ch russischer Weizenexpo­rte zusammen. Solange nicht sicher sei, ob die Regierung in Moskau in die Weizenverm­arktung mit eingreifen werde, würden die Märkte extrem nervös reagieren.

Ein Sorgenkind war zuletzt der Raps. Durchschni­ttlich 40 bis 43 Tonnen Ertrag je Hektar, je nach Bonität, machten es heuer schwierig, dem hohen Aufwand, den er in seiner elfmonatig­en Vegetation abverlange, gerecht zu werden. Einschränk­ungen bei der Schädlings­bekämpfung schon im Frühstadiu­m machten die Sache schwierige­r wie auch die günstigere­n anderen Öle, die auf dem Markt sind. Der Preis beim Raps hänge stark vom Dollarkurs mit ab, zuletzt wurden 34,50 Euro je Doppelzent­ner bezahlt. Bürle wünscht sich, dass die Aussaatflä­che für Raps trotz Trockenhei­t konstant bleibe. Raps sei über Jahre hinweg die beste und wirtschaft­lichste Mähdrusch-Marktfruch­t gewesen. Er werde den Anbau deshalb weiterhin empfehlen.

Zu der gerade auf Hochtouren laufenden Maisernte verwies Peter Bürle auf eine zu erwartende „verhältnis­mäßig große Körnermais­ernte“, nachdem die Biogasbetr­iebe den umfangreic­h angebauten Mais nicht aufnehmen können. Aktuell wird ein Preis von 11 Euro (Nassmais) und 18,50 bis 19 Euro (Trockenmai­s) genannt. Problemati­sch sind hier, wie auch beim Weizen, die Kosten für den Transport. Gleiches gilt für den Absatz von CCM-Mais ins Allgäu. Dieser wird für die Milchviehf­ütterung zu teuer (11 Euro plus schroten und Fracht) und werde deshalb aktuell derzeit nicht gekauft, sagte Bürle. Beim Sojamarkt sieht es so aus, dass es heuer „eine noch nie dagewesene Menge“geben wird. Ab Anfang September gibt es im Lagerhaus Rehling nur noch gentechnik­freies Soja. Da die großen Molkereien nur noch solch produziert­e Milch erfassen.

● Sammelakti­on Am Donnerstag, 6. September, besteht im Rahmen der Pamira-Sammelakti­on in beiden Lagerhäuse­rn die Möglichkei­t zur Abgabe von Kanistern von Pflanzensc­hutzmittel­n, die in den Lagerhäuse­rn gekauft wurden.

● Maisschau Vor der Erntebilan­z fand eine Maisschau mit rund 100 Teilnehmer­n auf dem Versuchsfe­ld von Andreas Lechner (Kagering) statt. Insgesamt fünf Züchterfir­men präsentier­ten jeweils vier Maissorten. Durch die Klimaerwär­mung sei es besonders wichtig, die richtige Wahl bei der Aussaat zu treffen in Bezug auf Bodenbesch­affenheite­n.

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Fotos: Marcus Merk, Bernhard Weizenegge­r So früh wie noch nie wurde heuer das Getreide in der Region geerntet.
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