Aichacher Nachrichten

Ein Star, der keiner sein will

Die Karriere von Elmar Wepper hat spät noch einmal abgehoben. Warum er trotz Kinoerfolg­s ein Volksschau­spieler geblieben ist – und gerade deswegen so gut

- » Matthias Zimmermann

Es gibt ja Leute, die betrachten es schon als Leistung, als Bayer geboren zu sein. Zu denen gehört Elmar Wepper sicher nicht – obwohl er eine Art Musterbaye­r ist, nicht der krachleder­nen Sorte, sondern der feineren, Münchner Art. Die ganze Karriere des am 16. April 1944 in Augsburg zur Welt gekommenen Schauspiel­ers wäre anderswo nicht denkbar gewesen.

Aufgewachs­en ohne Vater im Nachkriegs-München, findet Wepper über seinen großen Bruder Fritz Anschluss an die Welt von Rundfunk und Theater. Nach ersten Rollen als Synchronsp­recher und einem Germanisti­k-Studium, ist Wepper bereit, als sich seine Chance bietet: Der große Bruder wird in der TVKrimi-Hierarchie zu Inspektor Derrick wegbeförde­rt. Von nun an darf Elmar Wepper in „Der Kommissar“assistiere­n – so überzeu- gend, dass er gleich wieder einen Polizisten spielt: Als Helmut Heinl gibt er in der BR- Erfolgsser­ie „Polizeiins­pektion 1“den jungen, zurückhalt­enden Polizisten mit den Rehaugen, an dem sogar die grüne Uniform gar nicht mehr so streng und unnahbar wirkt.

Andere Zeiten sind das damals. Das Privatfern­sehen spielt noch keine Rolle. Fernsehen in Bayern wird in München gemacht, und zwar vom Bayerische­n

Rundfunk. Wepper ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und an der Seite von Walter Sedlmayr, Max Grießer, Ernie Singerl oder Beppo Brehm kann man mit so einer Rolle wohl nur eines falsch machen:

Nicht rechtzeiti­g den Absprung schaffen. Wepper gelingt das, und zwar an der Seite einer Kollegin, die schon längst ein Kinostar ist, als sie seine Polizisten­gattin Ilona Heinl gibt: Uschi Glas. Wepper und Glas sind das deutsche TVTraumpaa­r der 80er Jahre. „Unsere schönsten Jahre“, „Zwei Münchner in Hamburg“– so vertraut wirken die beiden vor der Kamera, dass es schon auffällt, wenn einer der beiden mal ohne den anderen zu sehen ist. München leuchtet noch als Film- und Kinostadt. Und Wepper wird in diesem Biotop groß – bleibt aber bescheiden: Von ausschweif­enden Partys, Affären oder Wutausbrüc­hen ist bis heute nichts überliefer­t. Wepper, in zweiter Ehe verheirate­t, hat einen erwachsene­n Sohn mit dem Namen Elmar junior, spielt Golf, liebt das Garteln und die Berge. Sich nicht so wichtig nehmen, das macht Wepper so beliebt und in seinen Rollen so glaubwürdi­g. Er ist der Nette, der Ehrliche, und Geschichte­n mit ihm gehen zuverlässi­g gut aus.

Umso größer ist das Aufsehen, das er 2008 mit seiner Rolle als todkranker Witwer in Doris Dörries Kinohit „Kirschblüt­en – Hanami“erregt. Scheinbar plötzlich ist Wepper im ernsten Fach zu Hause. Dass er schon viele andere ernste Rollen gespielt hat, geht im Trubel des Erfolgs unter. Wepper regt das nicht auf. Er macht weiter schöne Kinofilme, gerne in Bayern, wie jetzt gerade „Grüner wird’s nicht“. Sollen die anderen aufgeregt in Berlin sein.

Kino

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Foto: Imago

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