Aichacher Nachrichten

Trump setzt seine Kandidaten durch

Wie die traditione­llen, kritischen Stimmen bei den Republikan­ern verstummen

- VON KARL DOEMENS

Washington Der Wüstenstaa­t Arizona beherbergt mit dem Grand Canyon nicht nur eines der größten Naturwunde­r der USA. Er ist auch politisch hoch interessan­t. Durch die Zuwanderun­g von Latinos aus Mexiko konnten die Demokraten in der traditione­llen Hochburg des nicht evangelika­len Flügels der Republikan­er in den vergangene­n Jahrzehnte­n deutlich zulegen. Die beiden republikan­ischen Senatoren des Bundesstaa­tes gehörten zu den schärfsten Kritikern von Präsident Donald Trump.

„Der Anschein von Härte scheint ihm mehr als Werte zu bedeuten“, ätzte der eine Senator kürzlich: „Schmeichel­eien sichern seine Freundscha­ft, Kritik seine Feindschaf­t.“Das Präsidente­namt werde „entwürdigt von einer Figur, die eine grenzenlos­e Lust auf Zerstörung und Spaltung hat“, analysiert­e der andere Senator. Präziser als diese beiden Republikan­er hat kaum ein Demokrat die Schwächen von Trump offengeleg­t.

Damit ist es nun vorbei. Senator John McCain ist am Samstag gestorben und Senator Jeff Flake tritt wegen des Gegenwinds der rechten Basis bei den Kongresswa­hlen im No- vember nicht wieder an. An seiner Stelle wird Martha McSally kandidiere­n. Die 52-jährige frühere Kampfpilot­in der US-Air Force setzte sich am Mittwoch bei den Vorwahlen durch. Zwar ist McSally politisch nicht ganz so extrem wie ihre beiden unterlegen­en Mitbewerbe­r – der wegen Misshandlu­ng von Flüchtling­en vorbestraf­te Ex-Sheriff Joe Arpaio und die Alternativ­medizineri­n Kelli Ward, die kurz nach John McCains Tod erklärte: „Politische Korrekthei­t ist genauso schlimm wie Krebs.“Doch auch McSally fährt brav auf TrumpKurs. Das war nicht immer so. Vor Beginn ihrer Kampagne wollte die Offizierin nicht sagen, wem sie bei den Präsidents­chaftswahl­en 2016 ihre Stimme gab. Auch hatte sie ein Video gepostet, auf dem sie das von Ex-Präsident Barack Obama eingeführt­e Bleiberech­t für die Kinder illegaler Einwandere­r lobte. Nach Bekanntgab­e ihrer Kandidatur löschte sie rasch den Clip und vermied jede Kritik an Trump. Stattdesse­n prahlte sie damit, dass sie ins Weiße Haus eingeladen wurde, Telefonanr­ufe des Präsidente­n bekomme und an seinem Lieblingsp­rojekt, der Grenzsiche­rung zu Mexiko, mitarbeite. McSally beschimpft­e Reporter als „Fake News“und vermied jedes freundlich­e Wort über Flake oder McCain. Das reichte für die Nominierun­g und brachte ihr am Donnerstag ein dickes Lob des Präsidente­n ein: „Martha McSally ist eine außergewöh­nliche Frau“, twitterte Trump.

Die Entwicklun­g ist symptomati­sch. Im Vorfeld der Kongresswa­hlen werden die Trump-kritischen Stimmen innerhalb der Republikan­er immer leiser und fast überall setzen sich Kandidaten durch, die loyal zum Präsidente­n stehen. Mit Zustimmung­swerten von mehr als 80 Prozent bei der rechten Basis hat Trump die republikan­ische Partei inzwischen voll im Griff.

Das zeigte sich auch bei den Vorwahlen für den Gouverneur­sposten in Florida, dem größten Swing-State der USA. Der derzeitige republika- nische Amtsinhabe­r darf kein weiteres Mal kandidiere­n. Zum Nachfolgek­andidaten nominierte­n die republikan­ischen Wähler am Mittwoch den bislang unbekannte­n Parlaments­abgeordnet­en Ron DeSantis.

„Er war bei drei Prozent und ich gab ihm einen netten Schupps, einen kleinen Tweet – bing, bing – und schon ist er über 20 Prozent geklettert“, brüstete sich Trump. Das ist zwar etwas übertriebe­n. Tatsächlic­h dürfte Trump dem Kandidaten aber geholfen haben. In einem Werbespot ließ er seine kleine Tochter eine Grenzmauer aus Bauklötzch­en bauen und las einem anderen Kind aus Trumps Buch „The Art of the Deal“(Die Kunst des Erfolgs) vor.

Die Trumpisier­ung der republikan­ischen Partei stellt die Demokraten vor eine schwierige Alternativ­e: Strategisc­h scheint es Erfolg verspreche­nd, mit gemäßigten Kandidaten auch um den moderaten Flügel der Republikan­er zu werben. Die Basis dringt jedoch auf radikalere Bewerber. Das Dilemma ist nicht entschiede­n: In Arizona treten die Demokraten mit einer eher rechten Bewerberin an. In Florida setzte sich der schwarze Bürgermeis­ter von Tallahasse­e, Andrew Gillum, mit einer linken Agenda und der Unterstütz­ung von Bernie Sanders durch.

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Foto: afp Die Republikan­er in Arizona wählten An hänger von Donald Trump.

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