Wepper in Hochform
Ein Gärtner flüchtet mit einem Flugzeug vor seinen Problemen
„Fällt Ihnen irgendetwas auf, Herr Kempter?“, so kanzelt gleich zum Auftakt ein pampiger Bonze den erfahrenen Gärtner Georg „Schorsch“Kempter (Elmar Wepper) ab. Das Gras für seinen Golfplatz wäre ihm nicht grün genug, beschwert er sich und droht mit Zahlungsverweigerung.
Für den finanzklammen Kleinunternehmer eine weitere Hiobsbotschaft. Zu Georgs Geldsorgen gesellen sich familiäre Probleme. Die Ehefrau verhält sich sonderbar. Die Tochter möchte lieber Kunst studieren, als den Betrieb zu überneh- men. Wenn es Probleme gibt, flieht der Gärtner gern in seinen roten Doppeldecker und fliegt den irdischen Sorgen davon.
Nach dem gleichnamigen Roman des Kabarettisten und Schauspielers Jockel Tschiersch schrieb Florian Gallenberger als Co-Autor das Drehbuch gemeinsam mit Gernot Gricksch. Die Berührungsängste vor Klischees sind bei Gricksch gemeinhin gering. Durch den nordischtrockenen Humor geraten seine Geschichte indes niemals kitschgefährdet. Die Schauspieler haben sichtlich Spaß an solch augenzwinkernden Stoffen. Ulrich Tukur und Sunny Mellies etwa erweisen sich als adeliges Pärchen der exzentrischen Extraklasse – und könnten damit zugleich als Parodie durchgehen.
Oscar-Besitzer Gallenberger inszeniert sein tragikomisches Märchen über unerfüllte Träume als fliegendes Roadmovie. Die Luftaufnahmen mit dem roten Doppeldecker bieten in Cinemascope reichlich Schauwerte. Clever in Episoden verpackt, kommt keine Langeweile auf. Als großer Coup erweist sich einmal mehr Elmar Wepper, der als Grantler wider Willen zu Hochform aufläuft. Mit leinwandpräsenter Lässigkeit mutiert er vom mürrischen Saulus zum empathiefreudigen Paulus.
Grüner wird’s nicht, sagte der Gärt ner und flog davon (1 Std. 57 Min.), Komödie/Drama, Deutschland, 2018 Wertung ★★★★★