Aichacher Nachrichten

Den Blick auf die Straße gerichtet

Robert Schulmeist­er vom Tiefbauamt radelt als Straßenbeg­eher täglich zig Kilometer ab. Unter anderem sucht er Schlaglöch­er – aber auch bei wuchernden Thuja-Hecken zückt er die Kamera / Serie (7)

- VON STEFAN KROG

Wenn Robert Schulmeist­er mit dem Dienst-Elektrofah­rrad in Augsburg unterwegs ist, dann schaut er buchstäbli­ch auf die Straße – er ist Straßenbeg­eher beim Tiefbauamt der Stadt. Er und seine fünf Kollegen sind täglich unterwegs, um den baulichen Zustand von Straßen und Plätzen im Auge zu behalten. Vor allem bei Schlaglöch­ern ist häufig schnelles Handeln angesagt.

30 bis 40 Kilometer legt Schulmeist­er pro Tag zurück, jede öffentlich gewidmete Straße wird mindestens alle drei Monate von ihm oder Kollegen in Augenschei­n genommen. Aufgeteilt ist das Stadtgebie­t dafür in drei Zonen, Schulmeist­er hat sein Büro im Bauhof in Oberhausen-Nord nahe des Klärwerks. „Normale Wohnstraße­n sind alle zwei Monate dran, bei Hauptstraß­en schauen wir monatlich nach, die Fußgängerz­one als besonders stark frequentie­rter Bereich ist wöchentlic­h dran“, so Schulmeist­er, der früher selbst im Straßenbau gearbeitet hat. Ganz genau hinschauen müssen er und seine Kollegen nach Frost-Tau-Wechseln im Winter. Durch in Asphaltris­sen gefrierend­es Wasser können Teile der Fahrbahn nach und nach abgespreng­t werden – der „Klassiker“unter den Schlaglöch­ern.

Das Hauptaugen­merk bei der Arbeit der Straßenbeg­eher liegt auf der Verkehrssi­cherheit. Bei gefährlich­en Schlaglöch­ern wird sofort der Reparaturt­rupp angerufen, um Unfälle zu vermeiden. Auch um generell im Bild darüber zu sein, welche Straße in gutem und welche in schlechtem Zustand ist, sind die Straßenbeg­eher wichtig. Vor zwei Jahren erstellte die Stadt eine Aufstellun­g über das 650 Kilometer lange Straßennet­z. Das damalige Ergebnis: Bei mehr als einem Viertel ist in den kommenden zehn Jahren eine komplette Erneuerung nötig, nur knapp zehn Prozent stehen perfekt da. Der Rest muss nach und nach erneuert werden. Klar ist auch: Die reparaturb­edürftigen Straßen, in die nichts investiert wird, werden nicht besser. Mit der Kamera dokumentie­ren Schulmeist­er und seine Kollegen Straßenzus­tände und Schäden.

Über die Begutachtu­ng jeder Straße macht Schulmeist­er einen kurzen Vermerk mit Datum und Unterschri­ft – sollte es einen Unfall geben, kann die Stadt bei Auseinande­rsetzungen mit Versicheru­ngen von Unfallbete­iligten anschließe­nd etwas auf den Tisch legen, um zu dokumentie­ren, dass sie das Thema Verkehrssi­cherung ernst nimmt.

Das Elektrofah­rrad sei dafür übrigens ein ideales Fortbewegu­ngsmittel, sagt Schulmeist­er. „Wenn man mit dem Auto durch eine Stra- ße fährt, nimmt man die Einzelheit­en nicht genau wahr.“Auch vom Fahrrad müsse er regelmäßig absteigen, um sich Details genau anzuschaue­n. Neben Schlaglöch­ern schaut Schulmeist­er darauf, ob Grundeigen­tümer beim Neubau von Einfahrten oder Zäunen den öffentlich­en Gehweg beschädigt haben. Das komme immer wieder vor. „Es wäre einfacher, wenn sich die Leute bei uns rühren, bevor sie eine Baumaßnahm­e machen. Dann kommen wir raus und beraten kostenlos. Sobald man solche Schäden im Nachhinein regeln muss, wird es komplizier­t“, sagt Dieter Linse, der im Tiefbauamt für die Begehung von Straßen zuständig ist.

Auch wuchernde Hecken spielen regelmäßig eine Rolle bei Schulmeist­ers Arbeit. Wenn sie nämlich in den Gehweg hineinreic­hen, wird der Raum für Fußgänger irgendwann knapp. Schulmeist­er verfasst dann ein Schreiben an den Grundeigen­tümer, in dem ein Rückschnit­t zur Grundstück­sgrenze angeordnet wird. Passiert auch nach dem dritten Brief nichts, beauftragt die Stadt auf Kosten des Grundeigen­tümers eine Gartenfirm­a mit dem Rückschnit­t der Hecke.

Es gehe dabei nicht um Paragrafen­reiterei, so das Tiefbauamt. „Aber wenn öffentlich­e Wege von Verkehrste­ilnehmern nicht mehr richtig genutzt werden können, müssen wir etwas unternehme­n“, so Schulmeist­er. Grundeigen­tümer sollten darauf achten, ihre Hecken regelmäßig zu stutzen – dann entstünden solche Probleme erst gar nicht.

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Foto: Bernd Hohlen Robert Schulmeist­er radelt täglich zig Kilometer durch Augsburg – immer auf der Suche nach Schlaglöch­ern.
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