Den Blick auf die Straße gerichtet
Robert Schulmeister vom Tiefbauamt radelt als Straßenbegeher täglich zig Kilometer ab. Unter anderem sucht er Schlaglöcher – aber auch bei wuchernden Thuja-Hecken zückt er die Kamera / Serie (7)
Wenn Robert Schulmeister mit dem Dienst-Elektrofahrrad in Augsburg unterwegs ist, dann schaut er buchstäblich auf die Straße – er ist Straßenbegeher beim Tiefbauamt der Stadt. Er und seine fünf Kollegen sind täglich unterwegs, um den baulichen Zustand von Straßen und Plätzen im Auge zu behalten. Vor allem bei Schlaglöchern ist häufig schnelles Handeln angesagt.
30 bis 40 Kilometer legt Schulmeister pro Tag zurück, jede öffentlich gewidmete Straße wird mindestens alle drei Monate von ihm oder Kollegen in Augenschein genommen. Aufgeteilt ist das Stadtgebiet dafür in drei Zonen, Schulmeister hat sein Büro im Bauhof in Oberhausen-Nord nahe des Klärwerks. „Normale Wohnstraßen sind alle zwei Monate dran, bei Hauptstraßen schauen wir monatlich nach, die Fußgängerzone als besonders stark frequentierter Bereich ist wöchentlich dran“, so Schulmeister, der früher selbst im Straßenbau gearbeitet hat. Ganz genau hinschauen müssen er und seine Kollegen nach Frost-Tau-Wechseln im Winter. Durch in Asphaltrissen gefrierendes Wasser können Teile der Fahrbahn nach und nach abgesprengt werden – der „Klassiker“unter den Schlaglöchern.
Das Hauptaugenmerk bei der Arbeit der Straßenbegeher liegt auf der Verkehrssicherheit. Bei gefährlichen Schlaglöchern wird sofort der Reparaturtrupp angerufen, um Unfälle zu vermeiden. Auch um generell im Bild darüber zu sein, welche Straße in gutem und welche in schlechtem Zustand ist, sind die Straßenbegeher wichtig. Vor zwei Jahren erstellte die Stadt eine Aufstellung über das 650 Kilometer lange Straßennetz. Das damalige Ergebnis: Bei mehr als einem Viertel ist in den kommenden zehn Jahren eine komplette Erneuerung nötig, nur knapp zehn Prozent stehen perfekt da. Der Rest muss nach und nach erneuert werden. Klar ist auch: Die reparaturbedürftigen Straßen, in die nichts investiert wird, werden nicht besser. Mit der Kamera dokumentieren Schulmeister und seine Kollegen Straßenzustände und Schäden.
Über die Begutachtung jeder Straße macht Schulmeister einen kurzen Vermerk mit Datum und Unterschrift – sollte es einen Unfall geben, kann die Stadt bei Auseinandersetzungen mit Versicherungen von Unfallbeteiligten anschließend etwas auf den Tisch legen, um zu dokumentieren, dass sie das Thema Verkehrssicherung ernst nimmt.
Das Elektrofahrrad sei dafür übrigens ein ideales Fortbewegungsmittel, sagt Schulmeister. „Wenn man mit dem Auto durch eine Stra- ße fährt, nimmt man die Einzelheiten nicht genau wahr.“Auch vom Fahrrad müsse er regelmäßig absteigen, um sich Details genau anzuschauen. Neben Schlaglöchern schaut Schulmeister darauf, ob Grundeigentümer beim Neubau von Einfahrten oder Zäunen den öffentlichen Gehweg beschädigt haben. Das komme immer wieder vor. „Es wäre einfacher, wenn sich die Leute bei uns rühren, bevor sie eine Baumaßnahme machen. Dann kommen wir raus und beraten kostenlos. Sobald man solche Schäden im Nachhinein regeln muss, wird es kompliziert“, sagt Dieter Linse, der im Tiefbauamt für die Begehung von Straßen zuständig ist.
Auch wuchernde Hecken spielen regelmäßig eine Rolle bei Schulmeisters Arbeit. Wenn sie nämlich in den Gehweg hineinreichen, wird der Raum für Fußgänger irgendwann knapp. Schulmeister verfasst dann ein Schreiben an den Grundeigentümer, in dem ein Rückschnitt zur Grundstücksgrenze angeordnet wird. Passiert auch nach dem dritten Brief nichts, beauftragt die Stadt auf Kosten des Grundeigentümers eine Gartenfirma mit dem Rückschnitt der Hecke.
Es gehe dabei nicht um Paragrafenreiterei, so das Tiefbauamt. „Aber wenn öffentliche Wege von Verkehrsteilnehmern nicht mehr richtig genutzt werden können, müssen wir etwas unternehmen“, so Schulmeister. Grundeigentümer sollten darauf achten, ihre Hecken regelmäßig zu stutzen – dann entstünden solche Probleme erst gar nicht.