Es klappert die Mühle an der rauschenden Ach
Im Rehlinger Ortsteil Oberach dreht sich noch immer ein altes Mühlrad. Die Ach, die dem Ort seinen Namen gab, steht alljährlich beim Sautrogrennen im Mittelpunkt des Dorflebens. Wie er sich verändert hat / Serie (80)
Auch der Sommer daheim hat viele tolle Seiten. Wie die in den Gemeinden im AN-Verbreitungsgebiet aussehen, zeigen wir auch heuer in unserer Sommerserie „Sommer in …“. Heute sind wir im Rehlinger Ortsteil Oberach. Rehling Oberach Der Rehlinger Ortsteil Oberach hat ein markantes Wahrzeichen: das Wasserrad in der Friedberger Ach. Es ist noch voll funktionsfähig und gehört zum „Müller-Anwesen“(Müa). Hier wurde früher eine Getreidemühle mit Wasserkraft und einem Wasserrad angetrieben. Zwei alte Mühlsteine sind die einzigen stummen Zeugen dieses Betriebes, wo die Rehlinger ihr Getreide anlieferten und zu Mehl für den Eigengebrauch mahlen ließen. Getreide und Mehl wurden hier auch gehandelt. Die Mühle war im alten Wohnhaus untergebracht.
Auf der anderen, südlichen Uferseite gab es ein Sägewerk, das anfangs nur mit Wasserkraft, später mit Strom betrieben wurde. Der jetzige Hofbesitzer Karl Jakob ist 82 Jahre alt. Er schaut täglich, dass alles seine Ordnung hat. Vor einigen Jahren hatte er auf das Wasserrad 36 komplett neue Schaufeln montieren lassen. Besonders im Sommer nimmt er das Rad mit sieben Metern Durchmesser täglich ein paar Stunden in Betrieb. Würden die Holzpaddel nicht gewässert, hätten sie eine wesentlich geringere Haltbarkeit, betont Jakob. „Ich kann mich noch gut erinnern an früher, als bei den strengen Wintern das Wasserrad eingefroren war. Dann haben wir am Ofen heißes Wasser geholt und das Eis aufgetaut.“Auch auf sein Sägegatter von 1960, das noch bestens funktioniert, ist er stolz. Damit wurden schon viele Balken, Bohlen, Bretter und Latten geschnitten. Der florierende Sägewerksbetrieb war nach Landwirtschaft und Getreidemühle das dritte Standbein. Plötzlich steht Jakob auf und nimmt sein Ölkännchen. Er muss ja noch die Wellenlager des großen Mühlenrads ölen. Hier in seiner alten Säge fühlt er sich wohl. Gerade in diesem extrem warmen Sommer kommen ihm Erinnerungen an die Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Hinter dem Wasserabsturz traf sich damals die Jugend von ganz Rehling zum Baden in der Friedberger Ach. Badeseen gab es damals in der Gemeinde noch nicht.
Noch heute steht die Ach jeden Sommer im Mittelpunkt: beim Sautrogrennen, das der Stammtisch Schlemmer veranstaltet. Dafür stellt Karl Jakob das Gelände gerne zur Verfügung. Zudem stellen die Oberacher fast jedes Jahr das Siegerduo; so auch heuer. Jakob liebt es, an der Ach zu sein: „Es gibt nichts Schöneres, als hier an der Ach die Tiere zu beobachten – wie zuletzt eine Ente mit ihren acht Jungen, die regelmäßig zum Füttern anwatschelten.“
Auch der Naturgarten von „Kräuter-Ursel“Ursula Higl grenzt direkt an die Ach. Hier ist in den Sommermonaten viel los. Bei Führungen können sich Besucher über die unzähligen Kräuter in Hof und Garten informieren.
Am westlichen Ortsausgang trifft man plötzlich auf eine kleine, friedlich weidende Schafherde. Sie gehört den Leinfelder-Brüdern Georg und Thomas. Sie haben die kleine Landwirtschaft von ihrem verstorbenen Vater Adolf übernommen. „Diese Schafhaltung ist nicht nur eine Erinnerung an die Zeit mit unserem Vater, sondern auch ein nettes Hobby und ein Ausgleich zum beruflichen Stress“, sagen die Brüder. 20 bis 30 Schafe müssen täglich versorgt werden. Da die Söhne berufstätig sind, kümmert sich auch die Mutter um das Wohl der Tiere.
Diese sind in diesem heißen Sommer zwar lieber im Stall. Doch an jedem Abend bekommen sie ausreichend Gelegenheit, sich auf der Koppel auszutoben. Erst vor weni-
Zwei Hofläden mit Produkten aus eigenem Anbau
gen Wochen wurden zwei Lämmer geboren. Sie verzücken die Leinfelder-Kinder besonders. Lucia und Antonia wohnen gleich neben dem Stall. Oft besuchen sie Fleck und Locki schon frühmorgens. So oft es geht, schauen auch Johanna und ihr Bruder Kilian bei den Lämmchen vorbei. Sie sind meist mit von der Partie, wenn Papa Thomas von seinem Wohnort Edenried (Aichach) nach Oberach fährt, und helfen beim Füttern.
Früher existierte in Oberach eine ganze Reihe stattlicher Höfe, auch mit Viehbetrieb. Inzwischen gibt es nur noch einen einzigen Milchbauern (Karl Riegl), auf dessen Hof auch Bullen gemästet und an die 50 Hühner gehalten werden. Einige der ehemaligen Viehbetriebe betreiben zwar noch Ackerbau. Außerdem gibt es zwei Hofläden mit Produkten aus eigenem Anbau. Doch viele Flächen sind verpachtet, auch weil potenzielle Hoferben fehlen. Mit aktuell 623 Einwohnern ist Oberach nach dem Hauptort der zweitgrößte Gemeindeteil. Rund 2600 Einwohner zählt die Gemeinde Rehling mit ihren elf Ortsteilen und Weilern. Oberach hat ein großes Gewerbegebiet und das größte zusammenhängende Neubaugebiet (Kobes) der Kommune. Aufgrund des Badesees und der Sportanlagen des TSV Rehling, die in dem Ortsteil liegen, ist hier vor allem in den Sommermonaten viel los. Seinen Namen hat Oberach von der am Hangfuß des Lechrains fließenden Friedberger Ach. Die ersten „Acher“ließen sich um das 14. Jahrhundert hier nieder. Wegen der immer wiederkehrenden Lech-Hochwasser bauten sie ihre Höfe auf Anhöhen, wie es auf der Internetseite der Gemeinde heißt. So waren sie fast ein halbes Jahrtausend arme Häusler. Erst seit der Lechhochwasserfreilegung im 19./20. Jahrhundert bekamen sie zusätzliches Land.