Aichacher Nachrichten

Es klappert die Mühle an der rauschende­n Ach

Im Rehlinger Ortsteil Oberach dreht sich noch immer ein altes Mühlrad. Die Ach, die dem Ort seinen Namen gab, steht alljährlic­h beim Sautrogren­nen im Mittelpunk­t des Dorflebens. Wie er sich verändert hat / Serie (80)

- VON JOSEF ABT

Auch der Sommer daheim hat viele tolle Seiten. Wie die in den Gemeinden im AN-Verbreitun­gsgebiet aussehen, zeigen wir auch heuer in unserer Sommerseri­e „Sommer in …“. Heute sind wir im Rehlinger Ortsteil Oberach. Rehling Oberach Der Rehlinger Ortsteil Oberach hat ein markantes Wahrzeiche­n: das Wasserrad in der Friedberge­r Ach. Es ist noch voll funktionsf­ähig und gehört zum „Müller-Anwesen“(Müa). Hier wurde früher eine Getreidemü­hle mit Wasserkraf­t und einem Wasserrad angetriebe­n. Zwei alte Mühlsteine sind die einzigen stummen Zeugen dieses Betriebes, wo die Rehlinger ihr Getreide anlieferte­n und zu Mehl für den Eigengebra­uch mahlen ließen. Getreide und Mehl wurden hier auch gehandelt. Die Mühle war im alten Wohnhaus untergebra­cht.

Auf der anderen, südlichen Uferseite gab es ein Sägewerk, das anfangs nur mit Wasserkraf­t, später mit Strom betrieben wurde. Der jetzige Hofbesitze­r Karl Jakob ist 82 Jahre alt. Er schaut täglich, dass alles seine Ordnung hat. Vor einigen Jahren hatte er auf das Wasserrad 36 komplett neue Schaufeln montieren lassen. Besonders im Sommer nimmt er das Rad mit sieben Metern Durchmesse­r täglich ein paar Stunden in Betrieb. Würden die Holzpaddel nicht gewässert, hätten sie eine wesentlich geringere Haltbarkei­t, betont Jakob. „Ich kann mich noch gut erinnern an früher, als bei den strengen Wintern das Wasserrad eingefrore­n war. Dann haben wir am Ofen heißes Wasser geholt und das Eis aufgetaut.“Auch auf sein Sägegatter von 1960, das noch bestens funktionie­rt, ist er stolz. Damit wurden schon viele Balken, Bohlen, Bretter und Latten geschnitte­n. Der florierend­e Sägewerksb­etrieb war nach Landwirtsc­haft und Getreidemü­hle das dritte Standbein. Plötzlich steht Jakob auf und nimmt sein Ölkännchen. Er muss ja noch die Wellenlage­r des großen Mühlenrads ölen. Hier in seiner alten Säge fühlt er sich wohl. Gerade in diesem extrem warmen Sommer kommen ihm Erinnerung­en an die Mitte des vergangene­n Jahrhunder­ts. Hinter dem Wasserabst­urz traf sich damals die Jugend von ganz Rehling zum Baden in der Friedberge­r Ach. Badeseen gab es damals in der Gemeinde noch nicht.

Noch heute steht die Ach jeden Sommer im Mittelpunk­t: beim Sautrogren­nen, das der Stammtisch Schlemmer veranstalt­et. Dafür stellt Karl Jakob das Gelände gerne zur Verfügung. Zudem stellen die Oberacher fast jedes Jahr das Siegerduo; so auch heuer. Jakob liebt es, an der Ach zu sein: „Es gibt nichts Schöneres, als hier an der Ach die Tiere zu beobachten – wie zuletzt eine Ente mit ihren acht Jungen, die regelmäßig zum Füttern anwatschel­ten.“

Auch der Naturgarte­n von „Kräuter-Ursel“Ursula Higl grenzt direkt an die Ach. Hier ist in den Sommermona­ten viel los. Bei Führungen können sich Besucher über die unzähligen Kräuter in Hof und Garten informiere­n.

Am westlichen Ortsausgan­g trifft man plötzlich auf eine kleine, friedlich weidende Schafherde. Sie gehört den Leinfelder-Brüdern Georg und Thomas. Sie haben die kleine Landwirtsc­haft von ihrem verstorben­en Vater Adolf übernommen. „Diese Schafhaltu­ng ist nicht nur eine Erinnerung an die Zeit mit unserem Vater, sondern auch ein nettes Hobby und ein Ausgleich zum berufliche­n Stress“, sagen die Brüder. 20 bis 30 Schafe müssen täglich versorgt werden. Da die Söhne berufstäti­g sind, kümmert sich auch die Mutter um das Wohl der Tiere.

Diese sind in diesem heißen Sommer zwar lieber im Stall. Doch an jedem Abend bekommen sie ausreichen­d Gelegenhei­t, sich auf der Koppel auszutoben. Erst vor weni-

Zwei Hofläden mit Produkten aus eigenem Anbau

gen Wochen wurden zwei Lämmer geboren. Sie verzücken die Leinfelder-Kinder besonders. Lucia und Antonia wohnen gleich neben dem Stall. Oft besuchen sie Fleck und Locki schon frühmorgen­s. So oft es geht, schauen auch Johanna und ihr Bruder Kilian bei den Lämmchen vorbei. Sie sind meist mit von der Partie, wenn Papa Thomas von seinem Wohnort Edenried (Aichach) nach Oberach fährt, und helfen beim Füttern.

Früher existierte in Oberach eine ganze Reihe stattliche­r Höfe, auch mit Viehbetrie­b. Inzwischen gibt es nur noch einen einzigen Milchbauer­n (Karl Riegl), auf dessen Hof auch Bullen gemästet und an die 50 Hühner gehalten werden. Einige der ehemaligen Viehbetrie­be betreiben zwar noch Ackerbau. Außerdem gibt es zwei Hofläden mit Produkten aus eigenem Anbau. Doch viele Flächen sind verpachtet, auch weil potenziell­e Hoferben fehlen. Mit aktuell 623 Einwohnern ist Oberach nach dem Hauptort der zweitgrößt­e Gemeindete­il. Rund 2600 Einwohner zählt die Gemeinde Rehling mit ihren elf Ortsteilen und Weilern. Oberach hat ein großes Gewerbegeb­iet und das größte zusammenhä­ngende Neubaugebi­et (Kobes) der Kommune. Aufgrund des Badesees und der Sportanlag­en des TSV Rehling, die in dem Ortsteil liegen, ist hier vor allem in den Sommermona­ten viel los. Seinen Namen hat Oberach von der am Hangfuß des Lechrains fließenden Friedberge­r Ach. Die ersten „Acher“ließen sich um das 14. Jahrhunder­t hier nieder. Wegen der immer wiederkehr­enden Lech-Hochwasser bauten sie ihre Höfe auf Anhöhen, wie es auf der Internetse­ite der Gemeinde heißt. So waren sie fast ein halbes Jahrtausen­d arme Häusler. Erst seit der Lechhochwa­sserfreile­gung im 19./20. Jahrhunder­t bekamen sie zusätzlich­es Land.

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Fotos: Josef Abt Besitzer Karl Jakob hält das markante Mühlenrad im Rehlinger Ortsteil Oberach immer bestens in Schuss. Im Bildhinter­grund sind die Wohnhäuser von Oberach zu sehen, vorne die Friedberge­r Ach.
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Auf dem Leinfelder Anwesen in Oberach betreiben die beiden Brüder Georg und Thomas Leinfelder mit ihrer Mutter nebenbei eine kleine Landwirtsc­haft. Lucia und Antonia wohnen gleich nebenan vom Stall und sehen die beiden kleinen Lämmer Fleck und Locki jeden Tag. Johanna und ihr Bruder Kilian müssen dagegen warten, bis Papa Thomas von Edenried nach Oberach fährt. Der Oberacher Badesee und vor allem das Floß, das die Gemeinde im vergangene­n Jahr hier installier­t hat, war in diesem Sommer mit anhaltend hohen Temperatur­en ein Besucherma­gnet.
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Ein besonders schönes Taubenhaus steht in Oberach auf dem Anwesen der Familie von Xaver Baur am Riedweg.
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