Mobile Spiralkartoffeln mit Partystimmung
Das Meringer Ehepaar Petra und Harry Gleich hat rechtzeitig einen Ernährungs- und Freizeittrend erkannt. Wie daraus das Family-Business Patata Loca entstanden ist. Die Foodtruck-Szene boomt, birgt aber auch Risiken
Aichach Friedberg Essen auf der Straße statt im Restaurant ist ein neuer Freizeittrend mit enormen Wachstumszahlen. Die Meringer Familie Gleich steckt mit ihren Spiralkartoffeln mittendrin in der Streetfood-Szene. Angefangen hat alles mit einem Geburtstagsgeschenk. „2014 habe ich meiner Frau endlich ihre Würstelbude geschenkt“, beginnt Harry Gleich. „Eigentlich wollte ich nur ein- oder zweimal im Monat wieder in einem Imbisswagen stehen und nur so aus Spaß etwas für Freunde brutzeln“, erinnert sich Ehefrau Petra, die früher im Kiosk am Friedberger Baggersee gearbeitet hat. Frittierte Kartoffelspiralen habe sie bei einem Ausflug mit dem Turnverein und den Kindern Max, 20, und Katharina, 15, in Mannheim gesehen. „Das hat uns sofort getaugt“, bestätigen beide, und Harry ergänzt: „Nur optimieren wollten wir das Ganze.“
Spiralen am Spieß sehen besser aus als Chips in der Tüte. Knuspriger sollte es sein, mit Biss und einem besonderen Namen. Also wurde an Freunden getestet, viele Kartoffeln ge- und das Konzept entwickelt. Das Ganze taufte Familie Gleich Patata Loca, verrückte Kartoffel. Der erste Auftritt fand noch im selben Jahr auf dem Meringer Christkindlmarkt statt. Den Meringern schmeckte das, und so meldeten die Gleichs sich im Mai 2015 an zum ersten Streetfood-Markt, dem „Schmeckfestival“in Augsburg.
So rasant wie die Anfänge, so steil ging es weiter bergauf: Am 3. Foodfestival in Augsburg präsentierte die Familie den feiernden Kunden ihren neuen Foodtruck. Mittlerweile sind sie mit Trailer und Truck in ganz Süddeutschland unterwegs auf Konzerten und Festivals. Der TV-Auftritt 2016 in der Pro 7-Sendung Galileo löste einen wahren Boom für die Meringer aus. „Immer mehr Veranstalter wurden auf uns aufmerksam. Das kommt halt auch vom Produkt, weil der Spieß mit der Kartoffel mehr Aufmerksamkeit erregt als ein Burger“, erklärt sich Harry den Erfolg. Manchmal fährt Patata Loca an einem Wochenende auf zwei Events, bewerben müssten sie sich schon lange nicht mehr.
Die Kartoffeln für die Spieße kommen aus Aichach-Friedberg, denn „wir wollen nur regionale Produkte anbieten“, betont Petra. Mittlerweile verkauft Familie Gleich zwei knusprige Varianten, die Patata Loca pur und die Salchicha Loca mit pikantem Wurstkern. Die extra lange und scharfe Wurst mit wenig Wasseranteil und passendem Loch zum Aufspießen wurde ebenfalls in Mering entwickelt. Alexander Reich widmete sich in seiner Metzgerei den strengen Anforderungen der Patata Locas. Heraus kam eine feste Debrecziner, die gleichzeitig schmeckt und den Kartoffelwickel um sich herum samt Frittiervorgang aushält.
Der Foodtruck-Trend kommt aus Amerika. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die Anzahl der coolen Imbisse auf vier Rädern in Deutschland jährlich verdoppelt. War es 2013 erst eine Handvoll aktiver Trucks in Deutschland, zählte man Anfang 2018 schon rund 800 Anbieter. Solche Steigerungen sind wirtschaftlich beachtlich, wenn man die Investition in das Fahrzeug samt Umbau zur mobilen Küche, jede Menge Planung und Vorleistung bedenkt. „Manche denken, sie könnten schnell auf den Trend aufspringen und verschulden sich leicht“, beobachten die Gleichs. Ständig erweitert und optimiert wird auch bei Patata Loca, doch alles nach und nach. Ob neuer Truck oder optimierte Laufwege im Inneren: „Wir stecken unseren Gewinn zum größten Teil direkt wieder ins Geschäft“, betont Petra Gleich.
Sie bleibt lieber im Hintergrund, frittiert, koordiniert und genießt das Flair auf den Festivals. Vorne am Verkauf arbeitet und feiert die Jugend, meist Freunde ihrer Kinder Max und Katharina. Das Team besteht mittlerweile aus 45 Personen plus Reinigungskräften und Fahrern. „Trotz der großen Zahl sind wir immer noch wie eine Familie“, freut sich die Chefin und fügt noch an. Der Marketing-Fachmann hinter Patata Loca ist Harry Gleich. Ein neuer, zweiter Truck befinde sich gerade im Umbau. Eine Kooperation mit anderen Streetfood-Größen sei in Planung. Wohin die Reise der verrückten Spiralkartoffeln geht, bleibt für alle Beteiligten aufregend.