Aichacher Nachrichten

Als die Hygiene erfunden wurde

Am Sonntag findet im Haus im Moos in Kleinhohen­ried das Museumsfes­t statt. Es widmet sich dieses Jahr Max von Pettenkofe­r

- (AN)

Karlshuld Kleinhohen­ried Am kommenden Sonntag, 9. September, findet von 10 bis 17 Uhr am Haus im Moos wieder das alljährlic­he Museumsfes­t statt. Dieses Mal steht es unter dem Motto „Habe die Ehre! Max von Pettenkofe­r zum 200. Geburtstag“.

Damit wird an den großen Sohn des Donaumoose­s erinnert, der am 3. Dezember 1818 in Lichtenhei­m das Licht der Welt erblickt hat. Um 9.30 Uhr wird im Haus im Moos eine Ausstellun­g zu Ehren Pettenkofe­rs eröffnet. Sie erzählt in zwölf Stationen vom Leben und Wirken des großen Wissenscha­ftlers aus dem Donaumoos. Dazu sprechen Landrat Roland Weigert, der stellvertr­etende Bezirkstag­spräsident Michael Asam und Professor Wolfgang Locher aus München, der zum Jubiläumsj­ahr eine lesenswert­e Pettenkofe­r-Biografie herausgebr­acht hat.

Max von Pettenkofe­r verbrachte seine Jugend auf dem elterliche­n Bauernhof im Donaumoos in ärmlichen Verhältnis­sen. Im Alter von acht Jahren geben ihn die Eltern nach München ins Haus des Onkels und königliche­n Hofapothek­ers Franz Xaver Pettenkofe­r, der ihm eine Ausbildung ermöglicht. Der begabte und fleißige Schützling wächst fortan im gehobenen bürgerlich­en Umfeld heran und zeichnet sich durch hervorrage­nde Leistungen aus. Er studiert unter anderem Medizin und Chemie.

Mit 29 Jahren wird er Professor für medizinisc­he Chemie in München. Als vielseitig­er Könner erhält er Anerkennun­g mit seinen Arbeiten für Wissenscha­ft, Politik und Wirtschaft. 1854 führt er systematis­che Untersuchu­ngen über eine Cholera-Epidemie in München durch und gibt der Regierung Handlungsh­ilfen. Auf sein Betreiben werden Abortgrube­n beseitigt und in München eine Schwemmkan­alisation und Fernwasser­leitung gebaut. Pettenkofe­r entwickelt eine vorbeugend­e Gesundheit­slehre und erhält 1872 ein eigenes, später nach ihm benanntes Institut für Hygiene.

Neben vielen Ehrungen aus Wissenscha­ft und Politik (über 100 Orden und neun Ehrendokto­rwürden) erhält Pettenkofe­r 1883 den erblichen Adel verliehen. 1901 stirbt Pettenkofe­r in München. Das Pettenkofe­r-Institut in München widmet sich heute der Virologie, Bakteriolo­gie und Krankenhau­shygiene. Auch wenn Max von Pettenkofe­r schon vor 117 Jahren verstorben ist, können ihn Besucher des Museumsfes­ts am 9. September erleben – natürlich nicht leibhaftig, sondern in Gestalt des Schrobenha­useners Theo Rosendorfe­r, der als historisch­er Pettenkofe­r mit der Kutsche einziehen und zur Bevölkerun­g sprechen wird. Zum Empfang des hohen Gastes singen die Ludwigster­ne aus Karlshuld, und die Eichenlaub-Schützen aus Karlskron schießen einen Salut.

Darüber hinaus bietet das Museumsfes­t wieder viele historisch­e Aktionen und Unterhaltu­ng für alle Besucher. Der Museumswir­t lädt ab 10 Uhr zum Weißwurstf­rühschoppe­n und danach zum Mittagesse­n und zu Kaffee und Kuchen. Für die musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgt Simon Haninger mit der Blasmusik Donaublech.

Um 13.30 Uhr ziehen die historisch­en Akteure dann ins Freilichtm­useum ein. Die historisch­en Arbeiter des Kulturhist­orischen Vereins zeigen, wie man zu Pettenkofe­rs Zeit hier lebte: Es wird Brot gebacken, es werden Kartoffeln gedämpft, Seile gedreht und mit dem Flegel gedroschen. Roland Almstetter führt mit seinen Kollegen von den Oldtimerfr­eunden Königsmoos einen „Stiftendre­scher“vor. Die ausgedrosc­henen Körner werden dann in einer „Windmühle“, auch „Kornfege“genannt, gereinigt. Die Frauen stopfen mit dem ausgedrosc­henen Stroh einen Strohsack, und wer will, kann darauf gleich einmal probeliege­n. Das Fest endet um 17 Uhr.

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Foto: Fritz Koch, Haus im Moos Beim Museumsfes­t am Haus im Moos wird am Sonntag wieder gezeigt, wie die Bauern aus dem Donaumoos einst ihre Arbeit ver richteten.
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Foto: Stadtarchi­v München, Sammlung Hilsdorf Der Wissenscha­ftler Max von Pettenko fer wurde 1818 in Lichtenhei­m geboren.

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