Apfelernte sorgt für reichlich Saft
In diesem Jahr sind die Erträge enorm. Warum auch Kunden aus Nachbarlandkreisen nach Thierhaupten kommen
Thierhaupten Der Anhänger ist voller Äpfel, rot und reif. Vor dem Vereinsheim des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Thierhaupten warten sie darauf, zu Saft verarbeitet zu werden. „Ab einer Menge von 50 Kilogramm nehmen wir alle Kunden an“, sagt Katja Werner, Vorsitzende bei den Thierhauptener Gärtnern. Doch es gäbe auch Obstbauern, die schon einmal 2,5 Tonnen an Äpfeln bei der Mosterei anliefern. Gerade heuer ist vieles anders, wie die stellvertretende Vorsitzende Martina Forestieri schildert.
„Es ist viel mehr los als in den letzten Jahren. Wir haben schon im August mit dem Saften angefangen, zwei bis drei Wochen früher als sonst.“Während so mancher Landwirt über eine schlechte Ernte klagt, sieht das bei den Obstbauern anders aus: Die Bäume biegen sich unter der Last der vielen, schweren Äpfel. Das zeigt sich in der Mosterei ganz deutlich. „Vor Kurzem haben wir knapp zehn Tonnen an Obst verarbeitet – und das an einem Tag“, erzählt Katja Werner.
Aus diesem Grund ist beim OGV in Thierhaupten an sechs Tagen in der Woche Betrieb. Die Arbeit beginnt um 7 Uhr morgens, bis um 21 Uhr ist der letzte Saft abgefüllt, dann werden die Maschinen gereinigt. Vor Ort sind stets drei Helfer: ein Organisator, ein Mitarbeiter an der Presse und ein weiterer an der Abfüllanlage. Aus diesem Grund sei der Verein stets auf der Suche nach weiteren Helfern, so Werner augenzwinkernd. Die Arbeit eigne sich auch gut als Ferienjob.
Neben Äpfeln können auch Birnen, Quitten und Trauben gemostet werden. Katja Werner erklärt, wie der Prozess abläuft: Als Erstes landet das Obst in einem großen Behälter, wird automatisch gewogen und gewaschen. Anschließend geht es weiter ins Mahlwerk. Dort werden die Äpfel geraspelt und fallen anschließend in den Dosierkasten der Bandpresse.
Die ausgepresste Maische, auch Trester genannt, wandert über eine Förderschnecke ins Freie und landet in einem Anhänger. Dazu erzählt die Vorsitzende: „Wir haben einige Jäger, die den trockenen Trester abholen und einlagern. Im Winter wird er dann an die Rehe verfüttert.“Der rohe Saft hingegen fließt erst in eine Auffangwanne und dann über Rohre an der Decke in Edelstahltanks. In einer Zentrifuge wird der Saft gereinigt und danach weitergepumpt, um ihn bei circa 82 Grad zu erhitzen. Schließlich wird der noch heiße Saft in Fünf- oder Zehn-Liter-Beutel abgefüllt und so haltbar gemacht. „Wir füllen aber auch in Flaschen ab, wenn diese von den Kunden mitgebracht werden“, fügt Katja Werner hinzu.
Auch Most wird im Vereinsheim des OGVs produziert: Dafür wird der rohe Saft nicht erhitzt und stattdessen ein Gärmittel zugesetzt. In Fässern kann der Most dann mitgenommen werden. Doch Martina Forestieri schätzt: „Zu 90 Prozent stellen wir nur haltbaren Saft her und weniger Most.“
Das Besondere in Thierhaupten: Jeder Kunde nimmt Saft komplett aus eigenem Obst mit nach Hause. Dafür kämen die Kunden aus dem ganzen Landkreis und über dessen Grenzen hinaus, so Forestieri. Wichtig dabei sei, vorher einen Termin auszumachen und das Obst möglichst frisch, sauber und ohne Faulstellen anzuliefern. „Die Mengenangaben sollten möglichst genau sein, damit alles nach Plan und ohne Stress ablaufen kann.“