Aichacher Nachrichten

Schuften für den Zeitsprung

Aichachs historisch­e Altstadt taucht ab heute Abend drei Tage lang ins Mittelalte­r ab. Der Bauhof ist schon länger bei der Arbeit. Am Donnerstag wird an allen Ecken gewerkelt. Was dabei auffällig ist

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Es wird geklopft und gehämmert, gewickelt und gezwickt. Damit in Aichachs gute Stube für drei Tage das Mittelalte­r einziehen kann, müssen alle ganz schön ranklotzen. Die Mitarbeite­r des Bauhofs sind schon die ganze Woche mit dem Aufbau beschäftig­t. Seit gestern bauen die Vereine auch die Lager und die Stände auf. Was auffällt: Obwohl jeder alle Hände voll zu tun hat, herrscht eine gute Stimmung. Jeder freut sich darauf, ab heute Abend in eine andere Zeit abtauchen zu können.

Mit vereinten Kräften hieven Oliver Lauterbach und Jens Jattke das Zelt in die Höhe. Die beiden gehören zu den Herzog-Tassilo-Rittern, die ihr Lager neben dem Stadtmuseu­m aufschlage­n. Gleich neben dem Turnierpla­tz, auf dem gut zehn Ritter sich während der Markttage im Kampf messen werden. Momentan dreht sich aber alles darum, erst einmal das Lager aufzubauen. Wenn die „Familienze­lte“stehen, wird das Küchenzelt aufgebaut. Das sei modern eingericht­et, verrät Dominique Lauterbach. Bei einer Mannschaft­sstärke von rund 30 Leuten wäre die Versorgung sonst auch nicht zu stemmen. Vor dem Zelt wird aber ganz historisch über dem offenen Feuer gekocht – in einer Pfanne, die einen Durchmesse­r von etwa 60 Zentimeter hat. Vor dem Turnier werden die Ritter übrigens nichts essen. „Weil sie so nervös sind“, verrät Lauterbach. Was Jens Jattke an dem mittelalte­rlichen Tagen schätzt: „Es entschleun­igt.“

Nebenan sind zwei Mitarbeite­r des Bauhofs damit beschäftig­t, den Turnierpla­tz vorzuberei­ten. Rund 70 Tonnen Sand haben sie schon auf der Turnierflä­che verteilt. Am Montag werden sie alles mit einem Radlader wieder auf Lastwagen aufladen und abfahren. Am Dienstag sei alles wieder weg, sagen die beiden, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Sie werden auf jeden Fall als Besucher bei den Markttagen unterwegs sein. „Wir wollen ja sehen, was wir gemacht haben.“

Auf dem Stadtplatz wird auch an allen Ecken gewerkelt. Vor dem Brunnen wird das Karussell aufgebaut. Um die losen Einzelteil­e transporti­eren zu können, half die Feuerwehr Aichach dem Bauhof mit einem geschlosse­nen Wagen aus. Das große Basisteil schieben vier Männer auf seine Position. Die Handballer des TSV Aichach, die das Karussell wieder betreiben werden, sind während der drei Tage mit rund 60 Leuten in verschiede­nen Schichten im Einsatz. Drei bis vier von ihnen seien schon nötig, um das Karussell mit Muskelkraf­t anschieben und bremsen zu können, erzählt Abteilungs­leiter Lothar Bahn.

Hochbetrie­b herrscht am Infostand der Stadt Aichach. Sylvia Gütter und Roswitha Humbold nehmen die Anmeldunge­n der Standbetre­iber entgegen und geben EintrittsB­uttons für die Anwohner aus. Michael Strauch holt für seine ganze Familie die hölzernen „Eintrittsb­illets“. Gegenüber dem Stadtfest würden die Mittelalte­rlichen Markttage sehr ruhig ablaufen, sagt er. Seinen Turm an der alten Stadtmauer wird er auch heuer wieder bunt beflaggen. „Das Fest lebt durch die farbenpräc­htigen Effekte“, findet er.

Am Oberen Stadttor geht es lautstark zu. Die Mitglieder der Ecknacher Feuerwehr und des Burschenve­reins stellen eine Holzhütte auf, die sie extra für die Markttage gebaut haben. Die Schwierigk­eit: Das Pflaster hat ein leichtes Gefälle. Ein Eisenträge­r, den sie deshalb extra geschweißt haben, soll verhindern, dass die Hütte „verkroaler­t“, sich also verzieht, erklärt Hans Failer, einer der Baumeister. Gleich den Eisenträge­r einsetzen oder erst noch einen Holzklotz unterlegen? Jeder ruft etwas anderes, und man spürt die Vorfreude.

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Fotos: Gerlinde Drexler Am Turnierpla­tz haben Mitarbeite­r des Bauhofs rund 70 Tonnen Sand verteilt. Nach dem Ende der Mittelalte­rlichen Markttage wird er wieder abtranspor­tiert.
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Oliver Lauterbach und Jens Jattke bauen eines der Zelte im Lager der Herzog Tassilo Ritter am Turnierpla­tz auf (links). Die ein zelnen Gondeln des Karussells liegen schon bereit, das Podest wird aufgebaut. Nur das Basisteil muss noch auf seine Position ge bracht werden (rechts).
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 ??  ?? Hochbetrie­b herrscht am Infostand der Stadt, wo Sylvia Gütter und Roswitha Humbold die Anmeldunge­n der Standbe treiber entgegenne­hmen und Buttons für die Anwohner ausgeben.
Hochbetrie­b herrscht am Infostand der Stadt, wo Sylvia Gütter und Roswitha Humbold die Anmeldunge­n der Standbe treiber entgegenne­hmen und Buttons für die Anwohner ausgeben.

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