Aichacher Nachrichten

Ritter, Trommler, Schmiede und Nachtwächt­er bevölkern Aichach

Auch dunkle Regenwolke­n können die ersten Festbesuch­er nicht vertreiben. Sie tummeln sich, ob gewandet oder nicht, schon früh in der Innenstadt

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Das Fest ist noch gar nicht eröffnet, da geht es am Handkurbel­karussell auf dem Oberen Stadtplatz schon buchstäbli­ch rund. Elsa und Rosa Wonnenberg lachen vergnügt und winken jedes Mal, wenn sie an Mama Tini Wonnenberg vorbeikomm­en. Die Handballer des TSV Aichach schieben kräftig an – so schnell, dass es einer Mama, die mit ihrer Tochter mitfährt, glatt schwindlig wird. Vier Stunden dauert eine Schicht für die Anschieber. Jetzt gerade sind die Männer dran, aber auch die Mädels kommen noch an die Reihe. „Das ist eine zusätzlich­e Trainingse­inheit“, sagt Tini Wonnenberg, selbst erfolgreic­he Handballer­in, lachend. „Zu viert geht’s schon. Aber abends, wenn mehr Erwachsene drauf sitzen, wird’s schwerer.“

Unterdesse­n tragen Andrea Ettner, Elena Ettner und Katrin Trauner vom Mauerbache­r Frauenbund kistenweis­e Blumenkrän­ze zu ihrem Stand an der Bauerntanz­gasse. Tagelang haben sie sie gebunden. Wie viele es sind, wissen sie nicht mehr. Irgendwann haben sie zu zählen aufgehört. Am Baderstand nahe dem Oberen Tor wartet die Familie Friedl auf Gäste. Thomas Friedl scherzt: „Die Leute sind dreckig, die brauchen unbedingt waschen.“Seit den ersten Markttagen betreibt die Familie ihren Baderstand. Dort werden Besucher auch buchstäbli­ch in den Schwitzkas­ten genommen. Angesichts der drohenden Regenwolke­n womöglich sogar eine verlockend­e Aussicht. Schräg gegenüber legt sich Hans Failer ins Zeug. Der Rechenmach­er hobelt energisch einen Holzstiel glatt.

Am Tandlmarkt stauen sich die Fußgänger. Ritter und Bogenschüt- zen warten auf ihren Einsatz auf der Bühne. Die Kaiser-Maximilian­Trommler aus Kaufbeuren trommeln sich den Weg frei. Laut geht es auch am Stand von Franz Schmid aus Brenntenho­lz (Gerolsbach, Kreis Pfaffenhof­en) zu. Bisher war er bei den Markttagen immer bei den Schiltberg­er Hofbergrit­tern dabei. Dieses Mal führt er das Schmiedeha­ndwerk vor und haut gerade kräftig auf einen glühenden Nagel ein. Dass er ausgerechn­et Schmid mit Nachnamen heißt, ist kein Zufall. „Alle meine Vorfahren waren Schmiede“, erzählt er. Sein Großvater habe sechs Brüder gehabt – „alles Schmiede“, sagt er.

Ein Stückchen weiter ziehen die Riddari León lautstark trommelnd durch die Bauerntanz­gasse. Ein Hund am Wegrand macht große Augen und schaut nicht gerade so, als ob er dem Spektakel viel abgewinnen könnte. Anders die Schaulusti­gen. Sie kommen der Aufforderu­ng zum „Jubel!“gerne nach und fotografie­ren eifrig. Immer wieder gehen die Blicke zum Himmel. Der Regen hat eingesetzt. An der Steubstraß­e und am Schlosspla­tz ist es noch ruhig. Ein dunkel gekleidete­r Nachtwächt­er, der schon mal vorzeitig nach dem Rechten sieht, schleckt an einem Eis in der Waffel.

Auch am Stadtmuseu­m wird gespeist. Hier haben gleich mehrere Vereine ihr Lager aufgeschla­gen. Darunter de frommen Rotten aus Schrobenha­usen: Sie sitzen an einem großen Holztisch beisammen und machen Brotzeit. Brot und Griebensch­malz, Wurst und Essiggurke­n werden hin- und hergereich­t. 16 Erwachsene und zwei Kinder zählt die Truppe. Seit den ersten Mittelalte­rlichen Markttagen sind die Schrobenha­usener in Aichach dabei. Waltraud Holzmayr sagt: „Die Stimmung ist immer gut. Das Wetter ist immer gut.“Die paar Regentropf­en, die bisher an diesem Abend fielen, ändern nichts an ihrer Freude, wieder hier zu sein.

 ??  ?? Am Stand der Rechenmach­er legt sich Hans Failer (rechts) ordentlich ins Zeug. Er hobelt einen Stiel glatt – unter den strengen Augen von Sepp Seitz (links).
Am Stand der Rechenmach­er legt sich Hans Failer (rechts) ordentlich ins Zeug. Er hobelt einen Stiel glatt – unter den strengen Augen von Sepp Seitz (links).
 ??  ?? Verena, Thomas und Sabine Friedl (von links) betreiben den Baderstand nahe dem Oberen Tor. Wer will, kann hier auch den Schwitzkas­ten ausprobier­en.
Verena, Thomas und Sabine Friedl (von links) betreiben den Baderstand nahe dem Oberen Tor. Wer will, kann hier auch den Schwitzkas­ten ausprobier­en.
 ??  ?? Franz Schmid aus Brenntenho­lz im Landkreis Pfaffenhof­en ist als Schmied bei den Mittelalte­rlichen Markttagen dabei.
Franz Schmid aus Brenntenho­lz im Landkreis Pfaffenhof­en ist als Schmied bei den Mittelalte­rlichen Markttagen dabei.
 ??  ?? De frommen Rotten aus Schrobenha­usen mit Waltraud und Franz Holzmayr (links und rechts vorne) genehmigen sich eine Brotzeit im Lager am Stadtmuseu­m.
De frommen Rotten aus Schrobenha­usen mit Waltraud und Franz Holzmayr (links und rechts vorne) genehmigen sich eine Brotzeit im Lager am Stadtmuseu­m.
 ??  ?? Peter und Manuela Gutmann aus Aich ach Oberwittel­sbach fahren ihre Kinder Julian und Leon im selbst verzierten Wä gelchen durch die Innenstadt.
Peter und Manuela Gutmann aus Aich ach Oberwittel­sbach fahren ihre Kinder Julian und Leon im selbst verzierten Wä gelchen durch die Innenstadt.
 ??  ?? Christian Winkler von den Riddari León schürt das Feuer. Mit zwölf bis 15 Leuten ist die Truppe in Aichach vertreten.
Christian Winkler von den Riddari León schürt das Feuer. Mit zwölf bis 15 Leuten ist die Truppe in Aichach vertreten.
 ??  ?? Zwei Marketende­rinnen Kundschaft. warten auf
Zwei Marketende­rinnen Kundschaft. warten auf
 ??  ?? Andrea Ettner, Elena Ettner und Katrin Trauner haben Blumenkrän­ze gebunden.
Andrea Ettner, Elena Ettner und Katrin Trauner haben Blumenkrän­ze gebunden.
 ??  ?? Steckerlfi­sch für Hartgesott­ene gibt’s am Stadelmeye­r Stand.
Steckerlfi­sch für Hartgesott­ene gibt’s am Stadelmeye­r Stand.

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