Plärrer: Ist „Schottenrock Blitzer“ein Verbrechen?
Bei schönstem Wetter ist der Herbstplärrer am Sonntag zu Ende gegangen. „Er war sehr gut besucht. Wir hatten eine tolle Stimmung“, lautet das Fazit von Josef Diebold, Vorsitzender des Schwäbischen Schaustellerverbandes. Für einen Besucher allerdings, der bislang immer gerne auf das Augsburger
Volksfest ging, endete der Freitagabend unrühmlich.
Rund 500 000 Menschen kommen auf jeden Plärrer, das dürfte dieses Mal nicht anders gewesen sein. „Vor allem hatten wir viele Familien hier, mit Kindern, Eltern, Oma und Opa“, freut sich Diebold. Dem Festwirt der neuen DoppelbockAlm Helmut Wiedemann sprach er ein Lob aus. „Er hat seine Sache gut gemacht.“Der Vorsitzende des Schwäbischen Schaustellerverbandes hat für den nächsten Plärrer einen Wunsch.
„Ich hoffe, dass Michael Heindel seine Leopardenspur weiter betreibt.“Die Leopardenspur sei nämlich nicht nur ein Fahrgeschäft. „Herr Heindel verleiht ihr seit vielen Jahren ein ganz persönliches Gesicht. Genau das ist es, was den Plärrer ausmacht“, sagt Diebold. „Er ist gelebte Tradition. Hinter jedem Betrieb steht ein Mensch, den die Besucher kennen.“Wie berichtet, will Heindel nach über 40 Jahren seine Leopardenspur verkaufen. Allerdings nur zu einem angemessenen Preis. Insgesamt war die Stimmung auf dem Herbstplärrer, bis auf vereinzelte Zwischenfälle, friedlich. Gerade an den schönen Tagen machte es Spaß, sich über das Festgelände treiben zu lassen.
Markus Müller besucht seit vielen Jahren gerne das Volksfest. Doch am Freitagabend hat es dem 48-Jährigen die Laune verhagelt. Man muss wissen: Müller hat für den Plärrer seine eigene Tracht. Hemd oder Shirt und ein karierter Schottenrock, darin fühlt sich der Buchloer wohl. Außerdem gefällt es ihm, damit die Blicke auf sich zu ziehen. Oft werde er angesprochen, ob er denn etwas darunter trage. Müller erspart sich dann gerne die Antwort, sondern lüpft lieber kurz den Rock.
„Nur kurz und so weit, dass man sehen kann, dass ich darunter nichts anhabe“, sagt er. „Die Reaktionen sind immer nett. Die Leute lachen und freuen sich.“Am Freitagabend hätten ihn auf dem Plärrer wieder zwei Besucher darauf angesprochen. Auch sie hätten gelacht, als Müller den Kilt anhob. Ein Polizist, der den blanken Beweis jedoch auch sah, fand das gar nicht lustig.
Er nahm den 48-Jährigen mit auf die Plärrerwache. „Der Mann hatte für alle Besucher deutlich sein nacktes Hinterteil gezeigt“, heißt es von Seiten der Polizei. Ihn erwarte jetzt eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit. Der Plärrerbesucher selbst findet die Reaktion unverhältnismäßig. Er meint, ein Hinweis des Polizisten hätte völlig gereicht. Stattdessen sei er des Platzes verwiesen worden unter der Androhung, wenn man ihn an diesem Abend noch mal sehe, käme er in Verwahrung. Er sei doch kein Verbrecher, sagt Müller. „Das mit dem Kiltheben ist ein Gag, der seit Jahren gut ankam.“Diesmal ging er mächtig in die Hose.
Mehr Bilder vom Plärrer unter augsbur ger.allgemeine.de/augsburg