Aichacher Nachrichten

Von Kühen, Betrügern und schwer Verliebten

Wie ein pfiffiger Kuhdieb einen Bauern und einen Wirt über’s Ohr haut und warum die Schmarnhof­erin mit der Henne von der Kloahäusle­rin nicht zufrieden ist. Außerdem war blinde Liebe ein Thema vor Gericht

- VON KATJA RÖDERER

Aichach Streitende Weiber haben durchaus Unterhaltu­ngswert. Und wenn die Schmarnhof­erin (Traudl Zinnecker) sich mit der Kloahäusle­rin (Johanna Kensbock) um a Hena – also eine Henne – streitet, wird es so schnell nicht langweilig beim Aichacher Pfleggeric­ht. Das Problem: Die Henne, die die eine der anderen verkauft hat, legt seit vier Jahren kein Ei. Darüber stritten die wenig schicklich­en Gestalten im tiefsten heimischen Dialekt vor dem Richter (Jonny Michl) von den Altbayeris­chen Theaterfre­unden. Sehr zur Freude des Publikums, das sich über die Schimpftir­aden und Unverschäm­theiten der Marktweibe­r köstlich amüsierte.

Die Schmarnhof­erin, die schon einmal wegen verdünnter Milch Är- ger bekommen hatte, polterte gleich zu Beginn los: „Diesmal bin i wirklich unschuldig.“Die Kloahäusle­rin habe ihr die Henne verkauft, die seit vier Jahren kein Ei gelegt habe. Die Kloahäusle­rin wiederum vermutete, dass die Henne „nix Gscheits“zu fressen bekommen habe, weshalb sie kein Ei mehr lege. Und als das nichts half, äußerte sie den Verdacht, dass das Tier sehr erschrocke­n sei, als es die neue Besitzerin gesehen habe, und dass es vielleicht aus diesem Grund abrupt mit dem Eierlegen aufgehört haben könnte. Das Gericht entschied, dass die Kloahäusle­rin binnen zwei Tagen eine neue Henne beibringen muss.

Weniger zufrieden war das Publikum mit dem Urteil der zweiten Verhandlun­g. Eine junge Aichacher Wirtstocht­er (Joy Schneider) hatte sich in einen Knappen des herzogli- chen Hofstaates (Markus Bohn) verguckt und ihn deshalb im Lager der Streitkräf­te gesucht. Der Lagerhaupt­mann (Bernhard Pompl) hatte sie aufgegriff­en und eingesperr­t, weil er Spionage vermutet hatte. Er wollte das Mädel vor ein Ingolstädt­er Gericht stellen, doch da schritt der Richter ein: „Wenn man den Dreck weit zieht, dann stinkt er auch weit“, gab er zu bedenken.

Die Eltern des Mädchens (Gerald Schmid und Andrea Niedermayr) entschuldi­gten sich und der Wirt versprach, seine Tochter zu bestrafen. Der Richter wollte das Mädel daraufhin für zwei Tage bei Brot und Wasser einsperren, die Eltern aber ungestraft entlassen. Da protestier­ten die mitfühlend­en Zuschauer am Samstagnac­hmittag am Tandlmarkt. Offenbar waren sie auch schon einmal verliebt. „Ja, sollen wir die Eltern auch einsperren, oder wie?“, fragte der Richter erstaunt ins Publikum und blieb am Ende doch bei seinem Urteil.

Wie die Altbayeris­chen Theaterfre­unde stand auch das Aichacher Volkstheat­er mehrmals während der Markttage auf der Bühne. Am Schlosspla­tz drehte sich dann alles um einen pfiffigen Kuhdieb. Das Publikum bekam einiges zu lachen, was nicht allein an dem Stück von Hans Sachs selbst lag, sondern auch an Kostümen und Requisiten. So öffnete die Bauerstoch­ter (Stefanie Scherbel) dem Kuhdieb Kunz (Stefan Bauber) mit einem überdimens­ionalen Schlüssel die Tür, die sich nun jeder Zuschauer gut vorstellen konnte. Kunz überlistet­e den Bauern (Kurt Rauscher), indem er ihn die eigene Kuh verkaufen ließ. Das Geld nahm Kunz mit und verschwand. Auch der Wirt (Hermann Dauber) wurde von Kunz über den Tisch gezogen. Musicus und Souffleur Richard Bauch begleitete die Szenen mit viel Tätärä. Die Auswahl der Melodien bekannter Volks- und Kinderlied­er war alles andere als zufällig. Sie erzählten einen Teil der Geschichte mit und ließen erahnen, was die Figuren im Schilde führten. Symbolträc­htige Schilder aus Pappe trug derweil Theatermei­ster Jörg Richardtz die Bühne hoch und runter. Er führte das Publikum durch die Handlung. Auch hier waren am Sonntag schnell alle Sitzplätze vergeben. In der Museumsnac­ht ist das Stück noch einmal zu sehen.

 ?? Fotos: Erich Echter, Katja Röderer ?? Dem Bauern (Kurt Rauscher, links) gehört die Kuh (Conny Metz und Stefanie Scherbel stecken darunter). Der Kuhdieb Kunz (Stefan Dauber) stiehlt die Kuh zunächst aus dem Stall des Bauern. Danach führt er sie wieder zu ihm und bittet den nichts ahnenden Bauern, die Kuh für Kunz zu verkaufen.
Fotos: Erich Echter, Katja Röderer Dem Bauern (Kurt Rauscher, links) gehört die Kuh (Conny Metz und Stefanie Scherbel stecken darunter). Der Kuhdieb Kunz (Stefan Dauber) stiehlt die Kuh zunächst aus dem Stall des Bauern. Danach führt er sie wieder zu ihm und bittet den nichts ahnenden Bauern, die Kuh für Kunz zu verkaufen.
 ??  ?? Die Schmarnhof­erin, das Huhn und die Kloahäusle­rin bei den Gerichtsta­gen der Altbayeris­chen Theater freunde.
Die Schmarnhof­erin, das Huhn und die Kloahäusle­rin bei den Gerichtsta­gen der Altbayeris­chen Theater freunde.
 ??  ?? Die Kaltenberg­er Moriskentä­nzer (hier bei einem Auftritt am Sonntagmit­tag) ziehen die Blicke auf der Bühne an der Spitalkirc­he auf sich.
Die Kaltenberg­er Moriskentä­nzer (hier bei einem Auftritt am Sonntagmit­tag) ziehen die Blicke auf der Bühne an der Spitalkirc­he auf sich.
 ??  ?? Das Aichacher Volkstheat­er bedankt sich am Sonntag beim Publikum für den Applaus nach dem Stück „Der pfiffige Kuhdieb“.
Das Aichacher Volkstheat­er bedankt sich am Sonntag beim Publikum für den Applaus nach dem Stück „Der pfiffige Kuhdieb“.
 ??  ?? Auf der Bühne am Unteren Stadtplatz sorgen Aureo Sonus mit ihren Instrument­en für Musik,
Auf der Bühne am Unteren Stadtplatz sorgen Aureo Sonus mit ihren Instrument­en für Musik,
 ??  ?? Hexe Roxana präsentier­t ihre Feuershow auf der Bühne.
Hexe Roxana präsentier­t ihre Feuershow auf der Bühne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany