Marktmeisterin: „Es war eine wahnsinnig intensive Zeit“
Martina Baur ist nach ihrer Premiere in Aichach glücklich und erleichtert. Sie freut sich auf 2021
Aichach Nach der Abschlussrede bei den Mittelalterlichen Markttagen in Aichach wurde es Martina Baur leichter ums Herz. Zum ersten Mal war sie als Marktmeisterin und Nachfolgerin von Marianne Breitsameter für das Fest verantwortlich gewesen. „Gestern Abend habe ich gemerkt, wie viel da von mir abgefallen ist“, sagt Baur am Montagnachmittag. Die Nacht sei allerdings zu kurz gewesen. Sie werde wohl ein paar Nächte brauchen, um den fehlenden Schlaf aufzuholen, vermutet sie. Aber sie lacht dabei und sagt: „Mittlerweile geht es mir wieder gut.“Bis Montagmittag habe es jedoch gedauert, um das nach ihrer Premiere sagen zu können.
Die Leiterin des Infobüros der Stadt Aichach und ihre Kollegen haben aufreibende Monate der Vorbereitung hinter sich. Auch das alljährliche Stadtfest am ersten August-Wochenende sei zwar aufwendig, sagt Baur. „Aber im Vergleich zu den Mittelalterlichen Markttagen ist es eine Randerscheinung.“Dass die Diskrepanz zwischen den beiden Veranstaltungen so groß sei, habe sie nicht erwartet, gibt sie zu.
Vor drei Jahren war sie noch als Besucherin auf den Mittelalterlichen Markttagen unterwegs. Damals sei ihr aufgefallen, „mit wie viel Liebe das Fest gestaltet ist“. Wenn dasselbe unter der eigenen Verantwortung gelinge, sei das ein „unbeschreibliches Gefühl – Zufriedenheit, Stolz und Glück“. Dieses Glück wurde allerdings getrübt durch den schweren Unfall, der am Sonntagabend beim Abbau geschah (siehe Artikel Seite 1). Schlimm sei das, so Baur. Sie selbst saß zum Zeitpunkt des Unfalls im Infolager am Rathaus und hörte den Krach, als das Dach des Standes der Aichacher Feuerschützen einstürzte. Einige Besucher des gegenüberliegenden Cafés seien herübergelaufen. Eine Kollegin aus der Stadtverwaltung habe schließlich berichtet, dass nicht nur das Dach eingestürzt sei, sondern es auch Verletzte gegeben habe.
Dass ehrenamtliche Helfer eines Vereines die Leidtragenden waren, trifft Baur besonders: „Die hängen sich mit so viel Engagement rein und legen so viel Wert auf das Mittelalterliche, das den Ruf unseres Festes ausmacht. [...] Als Marktmeisterin sind das gefühlt alles ,meine‘ Marktleute.“An einen vergleichbaren Unfall bei den Mittelalterlichen Markttagen könne sich in der Stadtverwaltung niemand erinnern, sagt Baur. Zum achten Mal fanden sie in diesem Jahr statt.
Auch ohne den Unfall seien die drei Festtage „geistig und körperlich eine wahnsinnig intensive Zeit“gewesen. Ab und zu habe sie sich daran erinnern müssen, etwas zu essen. Vieles war auch während des Festes noch zu regeln. Hinzu kamen kleinere und größere Schreckmomente: etwa, als zwei Minuten vor dem Festumzug am Sonntag auf der Bühne am Unteren Stadtplatz der Strom ausfiel. Oder als drei von fünf Gruppen aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Vorbesprechung für den Sternmarsch kamen und die Marktmeisterin sie binnen weniger Minuten auf dem Festgelände zusammentrommeln musste, weil sonst die Feuerwehr keine Zeit mehr gehabt hätte. „Aber wir konnten jedes Problem lösen“, sagt Baur.
Am Montag verschickte die Marktmeisterin noch einige Dankschreiben, ab heute wird aus ihr wieder die Leiterin des Infobüros. Freut sie sich schon auf die nächsten Mittelalterlichen Markttage oder hat sie eher Bammel – jetzt, da sie weiß, was alles auf sie zukommt? „Wenn Sie mich gestern gefragt hätten, wäre die Vorfreude auf 2021 noch nicht so groß gewesen“, sagt Baur und lacht wieder. „Aber jetzt ist sie tatsächlich da.“