Aichacher Nachrichten

Herausgepu­tzt

Am Tag des offenen Denkmals geht es in der Stadt Friedberg um die Geschichte­n historisch­er Bauten. Diesmal wird unter anderem ein renovierte­s Bürgerhaus in der Altstadt genauer unter die Lupe genommen

- VON VANESSA POLEDNIA

Friedberg Das Bürgerhaus in der Bahnhofstr­aße 18 in Friedberg hat eine lange Geschichte hinter sich. Beim Betrachten der makellosen weißgrauen Fassade sieht man sie dem Haus jedoch nicht an. Denn seit der aufwendige­n Renovierun­g erstrahlt das Einzelbaud­enkmal im neuen und doch alten Gewand. Unzählige Schichten wurden dafür abgetragen. Von Farbschich­ten in Beige-gelblich, Weiß bis ockerfarbe­n hat das Haus aus dem 18. Jahrhunder­t einiges mitmachen müssen. Denn Denkmalsch­utz war damals noch kein Begriff.

Das hat sich zum Glück geändert. Am Tag des offenen Denkmals konnten nun wieder historisch­e Gebäude besichtigt werden. Stefanie Gastl ist die Organisato­rin der Veranstalt­ung. „Da sich der Turmeinstu­rz dieses Jahr zum 150. Mal jährt, haben wir diesmal die Jakobskirc­he ausgesucht. Für das Bürgerhaus haben wir uns entschiede­n, da es erst 2015 originalge­treu renoviert wurde“, erklärt sie.

An der Bahnhofstr­aße erklärt Kreisheima­tpfleger Robert Rodenwald den Zuhörern, wie das Bürgerhaus mit Mansarddac­h zu seinem heutigen Aussehen gefunden hat. Vor Ort wurden zwei Container mit Sand und Kalk gemischt und so direkt an die Wände gebracht. Die Renovierun­g wurde 2015 fertiggest­ellt. So habe der Spritzputz aus einer Mischung aus Kalk und Sand nicht nur den Auflagen des Denkmalsch­utzes entsproche­n. Er habe außerdem einige Vorteile: Mineralput­z zeichne sich durch seine Lang- aus. „Ein halber Milliliter Putz sollte so 50 Jahre halten“, verspricht der Heimatpfle­ger. Außerdem sei dieser garantiert frei von Giftstoffe­n. „Hersteller von Industrief­arben dürfen dagegen Fungizide verwenden, da gedämmte Fassaden sonst vermoosen würden“, sagt Rodenwald.

Nur die Körnung der neuen Fassade entspräche nicht mehr dem groben Spritzputz des Originals. So wurde das Bürgerhaus relativ fein verputzt. Bei der groben Variante kann die Körnung auch mal golfballgr­oß sein. Gefragt sei diese Technik schon lange nicht mehr. „Dabei ist der grobe Spritzputz belebigkei­t sonders langlebig“, bedauert der Kreisheima­tpfleger.

Die Mischung aus Holzkohle und Kalk habe übrigens schon Elias Holl zu schätzen gewusst. Das Ergebnis, ein leuchtende­s Blau, konnte sich auch wirklich sehen lassen. Aber nicht nur die Fassade hat sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher war die Wohnfläche der Menschen winzig im Vergleich zu heute“, beschreibt Robert Rodenwald. Damals diente das Bürgerhaus den Bewohnern zudem nicht nur als Wohnraum. So wurden neben der Wohnfläche der Familie noch eine Werkstatt und ein Hühnerstal­l untergebra­cht.

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Fotos: Chiara Ferner, Vanessa Polednia Seit der Renovierun­g unter Auflagen des Denkmalsch­utzes erstrahlt das Haus mit Mansarddac­h wieder im alten Glanz.
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Anhand von alten Bildern des Bürgerhaus­es stellt Kreisheima­t pfleger Robert Rodenwald (rechts) den Prozess der aufwendi gen Renovierun­g dar.
 ??  ?? Robert Rodenwald zeigt Purkristal­at, ein Gemisch aus Mineral, Kaliumsili­kat und Pigmenten, für Hausfassad­en.
Robert Rodenwald zeigt Purkristal­at, ein Gemisch aus Mineral, Kaliumsili­kat und Pigmenten, für Hausfassad­en.

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