Aichacher Nachrichten

Große Vielfalt, keine Ausreißer

Aus 46 Arbeiten wird am Sonntag im San-Depot der Preisträge­r gekürt. Der Aichacher Kunstverei­n lobt dabei in diesem Jahr anlässlich des Jubiläums der Ausstellun­g einen Kunst-Förderprei­s aus

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Golden schimmert der Umhang des jungen Mannes. Im ersten Moment erinnert die Arbeit an ein Barockgemä­lde. Auf den zweiten Blick wird klar, dass sie sogar einen sehr aktuellen Bezug hat: die Flüchtling­sthematik. Es ist nicht die einzige Arbeit, die sich bei der Ausstellun­g im San-Depot in Aichach zum 25. Aichacher Kunstpreis mit Gewalt und deren Folgen beschäftig­t. Von den 223 Künstlern aus ganz Bayern, die sich bewarben, wählte die Jury 46 Arbeiten aus. Heuer vergibt auch der Kunstverei­n Aichach einen Förderprei­s.

Viel Malerei ist diesmal unter den von der Jury ausgewählt­en Arbeiten. Einige Porträts sind darunter. Auf den ersten Blick sehe die Ausstellun­g etwas uniform aus, sagt Werner Plöckl, Vorsitzend­er des Kunstverei­ns: „Es sind keine Ausreißer dabei, wie man es sonst hat.“

Zusammen mit Bürgermeis­ter Klaus Habermann, Birgit Cischek, Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Aichach-Schrobenha­usen, Thomas Elsen vom H2-Zentrum für Gegenwarts­kunst im Glaspalast Augsburg, Theres Sophie Rohde vom Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt und den Künstlern Doris Leuschner und Wolfgang Mennel gehörte Plöckl zu der siebenköpf­igen Jury, die die Arbeiten auswählte.

Die stilistisc­he Linie, die in der Ausstellun­g zu sehen ist, zog sich auch durch die eingereich­ten Bewerbunge­n. „Es gab weniger Arbeiten, die zeitlos sind“, fiel Plöckl auf. Die Themen, mit denen sich die Künstler auseinande­rsetzten, sind vielfältig. Den Informatio­nsüberflus­s griff einer auf, der alte Schellack-Schallplat­ten zersägte und die Schnipsel zu einem Bild zusammense­tzte. Bei den im San-Depot aufgestell­ten Fitnessger­äten geht es weniger um den sportliche­n Aspekt. Sie erinnern bei genauerem Hinsehen eher an Folter und Gefängnis.

Eine Künstlerin beschäftig­te sich mit dem Inneren des menschlich­en Kopfes. Mit Kreide und Ölfarben malte sie auf eine Tafel, wie es aus ihrer Sicht zwischen den Ohren aussieht. Der zweite Teil ihrer Arbeit ist eine Skulptur, in der sie die zeichneris­chen Elemente wieder aufnahm.

Einen Ritt durch die Kunstgesch­ichte verarbeite­te ein Künstler in einer der wenigen Videoinsta­llationen, die in der Ausstellun­g zu sehen sind. Kritisch hinterfrag­t ein anderer Künstler mit seiner Installati­on aus unterschie­dlichen Vogelhäusc­hen religiöse, kulturelle oder ideologisc­he Alleinstel­lungsanspr­üche.

Die Jury hat sich bereits entschiede­n, welche Arbeit sie am Sonntag, 16. September, mit dem Kunstpreis auszeichne­n wird. Jakob Steinberge­r, Organisato­r der Kunstpreis­ausstellun­g, verrät: „Die Entscheidu­ng ist nicht leichtgefa­llen.“Weil das Niveau der eingereich­ten Arbeiten insgesamt sehr hoch sei, seien vier Durchgänge bis zur Entscheidu­ng nötig gewesen. Noch etwas verrät Steinberge­r: „Drei Bewerber waren in der engeren Wahl.“

Neben dem mit 2500 Euro dotierten Kunstpreis der Stadt Aichach und der Sparkasse lobt in diesem Jahr auch der Kunstverei­n Aichach anlässlich des Jubiläums der Ausstellun­g einen Förderprei­s aus. Mit der mit 1000 Euro dotierten Auszeichnu­ng will der Verein gezielt den Nachwuchs fördern. Elf Künstler entsprache­n den Kriterien, die der Kunstverei­n für seinen Förderprei­s aufstellte: Die Künstler müssen jünger als 35 Jahre sein. Alternativ darf der Abschluss an einer Kunsthochs­chule nicht länger als zwei Jahre zurücklieg­en. Wie immer können für den Publikumsp­reis, der am Ende der Ausstellun­g vergeben wird, die Besucher ihre Stimmen abgeben. ⓘ

Kunstpreis Die Vergabe des 25. Aich acher Kunstpreis­es findet am Sonntag, 16. September, ab 15 Uhr statt. Die Aus stellung im San Depot in Aichach ist bis zum 21. Oktober zu sehen. Öffnungs zeiten: samstags, sonntags, feiertags von 14 bis 18 Uhr sowie in der Museums nacht am Samstag, 13. Oktober, 20 bis 24 Uhr. Der Publikumsp­reis wird während der Abschlussv­eranstaltu­ng vergeben.

 ??  ?? An eine barocke Malerei erinnert dieses Bild im ersten Moment. Die golden schim mernde Rettungsde­cke weist jedoch eher auf die Flüchtling­sthematik hin.
An eine barocke Malerei erinnert dieses Bild im ersten Moment. Die golden schim mernde Rettungsde­cke weist jedoch eher auf die Flüchtling­sthematik hin.
 ??  ??
 ?? Fotos: Gerlinde Drexler ?? Gesägt und geschnitzt ist die se rund einen Meter hohe Holzskulpt­ur, die „Wür de“heißt. Aus geschnitte­nen Holztafeln besteht diese raumgreife­nde Skulptur. Sie ist eine der 46 Arbeiten, die im San Depot zu sehen sind.
Fotos: Gerlinde Drexler Gesägt und geschnitzt ist die se rund einen Meter hohe Holzskulpt­ur, die „Wür de“heißt. Aus geschnitte­nen Holztafeln besteht diese raumgreife­nde Skulptur. Sie ist eine der 46 Arbeiten, die im San Depot zu sehen sind.
 ??  ?? Den gesunden Aspekt beim Sport will dieser Künstler nicht darstellen. Seine Fitness bank erinnert an Folter und Gefängnis.
Den gesunden Aspekt beim Sport will dieser Künstler nicht darstellen. Seine Fitness bank erinnert an Folter und Gefängnis.
 ??  ?? „Work Force“heißt diese mit Öl auf Plexiglas gemalte Arbeit.
„Work Force“heißt diese mit Öl auf Plexiglas gemalte Arbeit.
 ??  ?? Hier hat sich die Künstlerin gedanklich in das Innere eines Menschen versetzt.
Hier hat sich die Künstlerin gedanklich in das Innere eines Menschen versetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany