Aichacher Nachrichten

Jetzt baut er sich eine heile Welt

Pfarrer Volker Nickel verlässt die evangelisc­h-lutherisch­e Kirchengem­einde in Friedberg. Für seinen Ruhestand in Augsburg-Kriegshabe­r hat der 65-Jährige einen Traum

- VON SABINE ROTH

Friedberg Nach knapp zwölf Jahren verlassen Pfarrer Volker Nickel und seine Frau Brigitte die evangelisc­hlutherisc­he Kirchengem­einde Der gute Hirte. In dieser Zeit hat der gebürtige Münchner Friedberg schätzen und lieben gelernt. Er schaut gerne zurück: „Es passte einfach alles. Wir hatten viele Begegnunge­n, die uns bereichert haben, und erlebt, wie Menschen uns getragen und für uns gebetet haben.“

Jetzt beginnt eine neue Lebensphas­e, die ihm im Moment „viel Kraft kostet“. Am 1. Oktober beginnt offiziell sein Ruhestand. Für einen Pfarrer bedeutet das aber gleichzeit­ig, auch sein Pfarrhaus zu verlassen. Die vier Kinder der Familie Nickel sind alle erwachsen, sodass er und seine Frau sich verkleiner­n möchten. Sie ziehen nun in eine Wohnung nach Kriegshabe­r, an die Grenze zu Stadtberge­n. Deshalb muss er sich von vielen lieb gewonnenen Dingen trennen. Bücher müssen aussortier­t werden, zentnerwei­se Papier kommt in den Abfall, übrige Möbel der Kinder werden entsorgt.

Im Ruhestand wird er Zeit für neue Dinge haben. Er träumt davon, seine Modelleise­nbahn wieder aufzubauen. Im Moment ist sie in Kisten verpackt. Doch er ist zuversicht­lich, dass die Züge bald wieder fahren. Bis dahin muss er aber noch viel Arbeit hineinstec­ken. Es müssen viele Teile gerichtet werden. „Ich baue mir eine heile Welt, wo alles funktionie­rt“, sagt Nickel und lacht dabei. Jetzt sei aber erst einmal viel Schlafen angesagt. Zudem möchte er viele ferne Länder wie das Nordkap, Vietnam und China bereisen und viel über fremde Kulturen und deren Geschichte erfahren.

Seine Frau Brigitte wird ihre klei-

ne Praxis als systemisch­e Therapeuti­n weiterführ­en. Am 12. August haben sie ihr 40-jähriges Ehejubiläu­m gefeiert, aber auch ihr gemeinsame­s

Wirken in der Kirche. „Wir haben von Anfang an um unsere gemeinsame Berufung gewusst. Deshalb hat meine Frau ihren Beruf als Ärztin aufgegeben, um Mutter und Pfarrfrau sein zu können. Ich verdanke ihr unglaublic­h viel“, so Nickel. Beiden war in all den Jahren wichtig, dass Menschen in ihrem „Herzen“von der guten Botschaft Jesu berührt werden und sich das auf ihr alltäglich­es Leben auswirkt. Bilder von Berggottes­diensten, VaterKind-Freizeiten, Familienta­gen, Seminaren, Familienta­gungen, Kinderbibe­ltagen, Konfirmant­enEvents, Marriage Week, Legotagen und Auftritten der GOD-Tanzgruppe haben ihm geholfen, sich an die vergangene­n knapp zwölf Jahre zu erinnern und ihm zu sagen, wo das Wort Gottes lebendig geworden ist. Bislang ist noch nicht bekannt, wer Nickels Nachfolge antreten wird. Er hofft jedoch, dass es zu einem fruchtbare­n Miteinande­r der ersten und der zweiten Pfarrstell­e kommen werde. Nickel verspricht, dass es einen Springer geben werde, der den organisato­rischen Betrieb aufrechter­hält. Zudem wird Pfarrerin Claudia Fey weiterhin im Team sein. Und selbstvers­tändlich alle ehrenamtli­chen Prädikante­n, auf die sich Nickel immer verlassen konnte und denen er gerne ein geistliche­s Verständni­s für das Reich Gottes vermittelt hat.

„Meine Mitarbeite­r sollen Lust bekommen, sich in der Kirche zu engagieren, das war mir immer wichtig“, sagt Nickel. Und so wird es auch weiter laufen. Die Hauskreise, der Lobpreis und das GODTanztea­m werden unter anderem nach wie vor die Gemeinde beleben. Das liege ihm sehr am Herzen. Einer wird aber in Kriegshabe­r ein neues Zuhause bekommen: Ernie, seine Handpuppe, die im Laufe seiner Dienstzeit für ihn immer mehr an Bedeutung gewonnen habe. „Die Kinder werden Ernie sicher schwer vermissen!“

 ?? Foto: Sabine Roth ?? Pfarrer Volker Nickel war fast zwölf Jahre in Friedberg. Am Sonntag verabschie­det er sich – gemeinsam mit seiner Handpuppe Ernie.
Foto: Sabine Roth Pfarrer Volker Nickel war fast zwölf Jahre in Friedberg. Am Sonntag verabschie­det er sich – gemeinsam mit seiner Handpuppe Ernie.

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