Aichacher Nachrichten

Mehr Strom mit der Sonne

Auf großen Flächen wird Stromerzeu­gung aus Photovolta­ikanlagen immer rentabler. Sielenbach­er Energiebau­ern haben hier acht Prozent Marktantei­l und sehen eine große Zukunft. Sie haben Pläne für den Kreis

- VON CARMEN JUNG

Aichach/Sielenbach Der heiße Sommer – für die einen war er märchenhaf­t, für die anderen drastische­r Ausdruck des Klimawande­ls, der deutlich macht: Es ist höchste Zeit, etwas gegen den CO2-Ausstoß zu tun. Zum Beispiel mit Sonnenstro­m. Für Sepp Bichler gibt es nichts Besseres, als Energie mit Photovolta­ikanlagen auf der Freifläche zu gewinnen. Das Unternehme­n will hier weiter investiere­n. Demnächst auch wieder im Wittelsbac­her Land. Sonnenstro­m ist gut fürs Klima. Er ist aber natürlich auch gut fürs Geschäft. Das verschweig­t der Geschäftsf­ührer der Energiebau­ern GmbH nicht. Denn der Bau solcher Anlagen auf der freien Fläche ist das Hauptgesch­äftsfeld seiner Gesellscha­ft, die er mit seinen Söhnen Martin und Florian betreibt. Die Bichlers wollen auch anlässlich der jüngsten Bayerische­n Klimawoche mit Vorurteile­n in Sachen Sonnenstro­m aufräumen. Und da gibt es einige – die meistgenan­nten:

● Kosten sind zu hoch Vor etwa 15 Jahren waren noch über 40 Cent nötig, um eine Kilowattst­unde Strom über eine Freifläche­nphotovolt­aikanlage zu erzeugen. Das ist heute anders. „Wir können Solarstrom für je fünf Cent pro Kilowattst­unde erzeugen“, betonen die Bichlers. Das seien konkurrenz­fähige Stromkoste­n. An der Leipziger Strombörse wurde die Kilowattst­unde laut Bich- im Juli mit 4,8, im August mit über fünf Cent gehandelt. Die Sonne sei „die günstigste Stromerzeu­gungsquell­e, die es überhaupt gibt“. ● Der Verbrauche­r zahlt Über das Erneuerbar­e Energienge­setz (EEG) werden erneuerbar­e Energien gefördert. Der Stromkunde muss dafür einen Aufschlag hinnehmen, während etwa Atom- und Kohlestrom staatlich subvention­iert werden. Weil der Sonnenstro­m über die Freifläche inzwischen aber günstiger produziert werden kann, sinkt die finanziell­e Unterstütz­ung. Beispiel: Wird eine Anlage bei der Ausschreib­ung über das EEG für fünf Cent je Kilowattst­unde genehmigt, gibt es nur eine Förderung, wenn der gehandelte Strompreis unter fünf Cent liegt. Somit werde das EEG-Konto nicht mehr belastet, argumentie­rt Bichler. Ab acht bis zehn Hektar Größe sei eine Anlage wirtschaft­lich. Nur bei Anlagen auf Dächern oder kleinen Flächen gibt es eine Einspeisev­ergütung.

● Es wird Fläche versiegelt Stimmt nicht, sagt Martin Bichler. Das treffe auf maximal 0,1 Prozent der Fläler che zu. Der Rest steht der Natur zur Verfügung. In den aktuellen Verfahren entwickeln die Energiebau­ern Blühfläche­n und Insektenho­tels. Eine Untersuchu­ng der Photovolta­ikanlage beim Friedberge­r Stadtteil Haberskirc­h habe gezeigt, dass sich die Artenvielf­alt in fünf Jahren erhöht. Die Natur könne sich erholen. Schafe übernehmen die Landschaft­spflege. Möglich wären auch Gänse. Der optische Eingriff in die Landschaft allerdings bleibe, räumt Sepp Bichler ein.

● Agrarfläch­en verschwind­en Die Effizienz sei viel größer als beispielsw­eise bei Biogaspfla­nzen, argumentie­ren die Bichlers. Von einem Hektar können über Biogaspfla­nzen 30 000 Kilowattst­unden (kWh) pro Jahr erzeugt werden. Bei einem Hektar Photovolkt­aikanlage seien es 700 000 (kWh).

Unter dem Strich prophezeit Martin Bichler der Freifläche­nphotovolk­taik eine große Zukunft. Eine so produziert­e Kilowattst­unde spare 600 Gramm Kohlendiox­id, so viel wie ein Föhn in 30 Minuten verbrauche. Die Energiebau­ern suchen deutschlan­dweit Flächen für weitere Anlagen und haben noch einige in Reserve. Den Schwerpunk­t wollen sie künftig auf Bayern und BadenWürtt­emberg legen. Die Chancen sind groß, nachdem die Regierungs­koalition in den nächsten Jahren die Menge über das EEG anstelle von jährlich 600 auf 2000 Megawatt Sonderauss­chreibung ausgedehnt hat. „Dann geht’s in ganz andere Dimensione­n“, sagt Bichler. Im Wittelsbac­her Land dürften diese dennoch überschaub­ar bleiben. Die Energiebau­ern arbeiten zwar an neuen Projekten. Für sie muss aber noch heuer der Aufstellun­gsbeschlus­s fallen. Ab 2019 wird nämlich eine Genehmigun­g schwierige­r. Denn: Abgesehen von bestimmten Flächen wie entlang von Autobahnen und Zuglinien sind solche Anlagen über das EEG nämlich nur auf sogenannte­n „benachteil­igten Flächen“möglich, für die es Ausgleichs­zahlungen von der Europäisch­en Union gibt. Aichach-Friedberg, bislang weitgehend als benachteil­igt eingestuft, fällt bei der Neubewertu­ng allerdings raus.

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Foto: Martin Bichler Schafe beweiden Solarparks, wie hier in Pfaffenhof­en/Glonn (Kreis Dachau). Sie halten das Gras kurz zwischen den Modulen. Mit Maschinen wäre die Pflege umständlic­her und aufwendige­r.
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Martin Bichler
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Sepp Bichler

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