Aichacher Nachrichten

So viel Augsburg steckt in Bully Herbigs „Ballon“

Der Streifen wurde am Mittwoch bei einer Vorpremier­e im neuen Cinestar gezeigt. Eine ideale Verbindung, denn hinter den Kulissen waren einige Augsburger aktiv. Ohne sie würde es den Film nicht geben

- VON ANDREA WENZEL

Die Geschichte klingt unglaublic­h: Im Sommer 1979 versuchen die Familien Strelzyk und Wetzel per Heißluftba­llon aus der DDR in den Westen zu fliehen. Den entspreche­nden Ballon samt Korb für die vier Erwachsene­n und vier Kinder haben sie selbst konstruier­t und gebaut. Ein waghalsige­s Unterfange­n – der erste Fluchtvers­uch scheitert, der Ballon stürzt kurz vor der Grenze ab. Die Familien geraten ins Visier der Stasi, lassen sich von ihrem Plan aber nicht abbringen. Am 16. September 1979 dann der zweite Anlauf: Die Flucht gelingt. Strelzyks und Wetzels landen in Bayern.

Diese wahre Geschichte ist bereits einmal verfilmt worden („Mit dem Wind nach Westen“), kommt am 27. September aber in einer neuen Version in die Kinos. Michael Bully Herbig, eigentlich bekannt für Komödien wie „Schuh des Manitu“oder „Raumschiff Surprise“, hat das Thema aufgegriff­en und daraus den Thriller „Ballon“gemacht.

In Augsburg hatte der Film am Mittwoch bereits Vorpremier­e – zur Eröffnung des neuen Cinestar im Helio am Bahnhof. Mit dabei war auch Hauptdarst­eller Friedrich Mücke (er spielt Peter Strelzyk), der verriet, dass er und das Team eine enge Bindung zur Stadt haben. Denn der Film-Ballon wurde vom Augsburger Unternehme­n Ballonbau Wörner gebaut, der Stadtberge­r Ballon-Fahrer Stefan Dolpp stand dem Team zudem bei den Dreharbeit­en mit Rat und Tat zur Seite und der Augsburger Komponist Ralf Wengenmayr lieferte die Musik für das Drama.

Der Komponist findet die „Augsburg-Note“im Bully-Film toll und sagt: „Augsburg kann ruhig mehr von sich zeigen, auch national. Dieser Film gibt einen ersten Eindruck wieder.“Sebastian Matt, Geschäftsf­ührer bei Ballonbau Wörner, ist ebenfalls begeistert: „Das macht einen natürlich schon stolz, wenn man im Kino sitzt und einen seiner Ballons über die Leinwand fahren sieht“, erzählt er. Ganz unerfahren ist man bei Wörner allerdings nicht, wenn es um Film und Fernsehen geht. Auch für „80 Tage um die Welt“und den Schwarz-Weiß-Film „Gewitter im Mai“haben die Augsburger bereits gearbeitet. Das Besondere am Werkstück für den neuen Bully-Film: „Der Zuschnitt und die vielen Farben, die der Ballon haben sollte, um möglichst an das Original heranzukom­men“, beschreibt Matt. Rund 1700 Quadratmet­er Ballonstof­f seien verarbeite­t worden. Andere Materialie­n, die dem Original womöglich näher gekommen wären, wären zu schwer gewesen. Das Ergebnis könne sich am Ende sehen lassen, findet Matt. Der Film sei „gut gelungen“und zu empfehlen. Das findet auch Stefan Dolpp. Der Stadtberge­r hat Hauptdarst­eller Friedrich Mücke und das Filmteam vor und während der Dreharbeit­en begleitet und mit dem Thema Ballonfahr­en vertraut gemacht. „Ich habe bewertet, ob die Drehorte zum Ballonfahr­en geeignet sind, und habe letzten September mit allen Schauspiel­ern eine Probefahrt gemacht, damit sie sich in die Geschichte auch einfühlen können“, erzählt er. Für Friedrich Mücke ein wichtiger Schritt: „Ich wusste, wir können Szenen animieren, aber eben nicht alles, und ich wollte, auch weil Höhe nicht so meins ist, einfach gut vorbereite­t sein auf das, was kommt.“

Ihn dürfte daher auch beruhigt haben, dass Experte Dolpp fünf Tage lang am Set südlich von München dabei war und sich um das Auf- und Abrüsten des Ballons gekümmert

Stefan Dolpp gibt den Ballonfahr­ern Tipps

sowie dem Stuntteam für die Szenen in der Luft wichtige Tipps gegeben hat. Richtig gefährlich war es bei den Dreharbeit­en aber nie: „Die bodennahen Szenen haben die Schauspiel­er gedreht, die weiter oben in der Luft ein Stuntteam. Außerdem war der Ballon immer fest am Boden verankert, damit er nicht unkontroll­iert abhebt“, verrät Dolpp.

Die Ballonfluc­ht selbst bewerten die Experten Matt und Dolpp als „lebensmüde“und „sehr gewagt“. „Wenn man sich anschaut, dass das damals kein wirklicher Korb unter dem Ballon war, sondern nur eine Plattform mit Eisengeste­ll, völlig ohne Schutz, dann ist das unvorstell­bar“, so Dolpp. Sebastian Matt hatte die Gelegenhei­t, einmal mit Günter Wetzel selbst zu sprechen, und erzählt: „Er hat mir gesagt, er habe gar nicht so genau gewusst, worauf er sich da einlässt. Aber wie groß muss die Verzweiflu­ng dieser Familien gewesen sein, dass sie es dennoch taten“, fragt sich Matt. In „Ballon“erhalten die Zuschauer eine Antwort darauf.

„Ballon“Der Film kommt ab 27. Sep tember in die Kinos.

 ?? Foto: Studiocana­l Germany GmbH/Seba ?? Der Film „Ballon“erzählt eine waghalsige Flucht aus der DDR in den Westen. Das Foto stammt vom Filmplakat.
Foto: Studiocana­l Germany GmbH/Seba Der Film „Ballon“erzählt eine waghalsige Flucht aus der DDR in den Westen. Das Foto stammt vom Filmplakat.
 ??  ?? Schauspiel­er Friedrich Mücke (li.) mit Komponist Ralf Wengenmayr.
Schauspiel­er Friedrich Mücke (li.) mit Komponist Ralf Wengenmayr.
 ?? Fotos: M. Hochgemuth ?? Ballonfahr­er Stefan Dolpp war bei den Dreharbeit­en dabei.
Fotos: M. Hochgemuth Ballonfahr­er Stefan Dolpp war bei den Dreharbeit­en dabei.
 ??  ?? Bully Herbig
Bully Herbig

Newspapers in German

Newspapers from Germany