Der Hansi und die Grillfreunde
dem Landkreis Memmingen zeigte auf dem Festgelände den HitlerGruß. Er wurde angezeigt. Ebenso ein 30-jähriger Italiener: Er hatte drei jungen Frauen mit seinem Handy unter den Rock fotografiert. Zwei Münchner, 24 und 43 Jahre alt, hielten am Samstagabend in einem Zelt eine junge Schwedin fest, wobei ihr einer der beiden in den Intimbereich griff. Bei einer Biergarten-Schlägerei bekam ein 26-Jähriger ein Weißbierglas auf den Kopf.
Wie kann ein Politiker ganz normalen Menschen zeigen, dass auch er ein ganz normaler Mensch ist? Im Bierzelt von einem Podium herab geht das nicht. An einem Infostand im Wahlkampf oder bei einer Parteiveranstaltung geht es auch kaum. Aber wo dann?
Der Günzburger CSU-Landtagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Jungen Union, Hans Reichhart, hatte da so eine Idee. „Grill den Reichhart“lautet seine Aktion. Dahinter steckt kein Aufruf zu Bösartigkeiten, sondern das Angebot, dass jeder, der will, ihn zum Grillen einladen darf. „Ich wollte einfach mit Leuten mal anders ins Gespräch kommen“, sagt Reichhart, „und zwar auch mit Leuten, die keine so große Nähe zur Politik haben.“Reichhart ist ein freundlicher, kontaktfreudiger junger Mann. Sogar politische Gegner im Landtag nennen ihn liebevoll „Hansi“. Aber mit so einer Resonanz hatte er nicht gerechnet. Drei Grillfeste hat er schon hinter sich. Rund ein Dutzend Grillabende liegen noch vor ihm. Die Termine muss er irgendwie noch in den Kalender quetschen.
Dass ihm die Aktion den Wiedereinzug in den Landtag bringen wird, ist angesichts der politischen Gesamtlage der CSU nicht zu erwarten. Reichhart hat keinen Stimmkreis und dass die CSU auch nur einen einzigen Listenkandidaten durchbringen könnte, gilt laut aktuellen Umfragen als höchst unwahrscheinlich.
Zulegen wird Reichhart dennoch – zwar nicht unbedingt politisch, aber sicherlich an Erfahrung und mutmaßlich auch an Gewicht.