Aichacher Nachrichten

Großeinsat­z am Aichacher Krankenhau­s

Etwa 210 Einsatzkrä­fte von Polizei, Feuerwehr, Technische­m Hilfswerk und Rotem Kreuz aus dem ganzen Landkreis trainieren in der neuen Klinik. Dabei müssen sie sich nicht nur mit dem Gebäude vertraut machen

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Auf ihren Matratzen festgeschn­allt werden die Patienten am Samstagvor­mittag von den Feuerwehrl­euten übers Treppenhau­s ins Freie befördert. Die Evakuierun­g ist Teil eines Großeinsat­zes am neu gebauten Krankenhau­s in Aichach. Obwohl für den Beobachter alles nach einem Ernstfall aussieht, handelt es sich doch um eine Übung, die vom Fachbereic­h Sicherheit und Katastroph­enschutz am Landratsam­t koordinier­t wird. Rund zwei Stunden dauert der Einsatz.

Es ist gut, dass die Polizeibea­mten über den Einsatz Bescheid wissen. Denn der anonyme Anruf, der am Samstag um 7.36 Uhr bei der Polizeiins­pektion Aichach eingeht, ist alles andere als alltäglich. Er habe eine Bombe im neuen Krankenhau­s platziert, teilt der Anrufer mit und kündigt an: „Es wird im Laufe des Vormittags einen Knall tun.“Während die Polizei die Alarmierun­gskette für den Katastroph­enfall in Gang setzt, steckt Sven Korper, Sachbearbe­iter beim Katastroph­enschutz am Landratsam­t, sein Telefon weg. Er ist der anonyme Anrufer und er hat zusammen mit den Einsatzkrä­ften den jetzt anlaufende­n Einsatz ausgearbei­tet.

Zuerst hat man den Eindruck, dass sich am Krankenhau­s gar nichts tut. Der Aichacher Feuerwehrk­ommandant taucht auf und verschwind­et im Gebäude, der Leiter des Roten Kreuzes ist angekommen. Während die Führungskr­äfte sich vor Ort einen Überblick verschaffe­n, versammeln sich die Einsatzkrä­fte ganz in der Nähe und warten auf den Einsatz. Das sei ganz bewusst so organisier­t, damit vor Ort kein Fahrzeugch­aos entstehe, erklärt Korper. Die Einsatzlei­ter beordern dann gezielt die Fahrzeuge zum Krankenhau­s, die benötigt werden.

Inzwischen hat die Feuerwehr die Informatio­n bekommen, dass es eine Fehlzündun­g bei der Bombe gegeben und dies in einem Raum einen Brand ausgelöst hat. Die Patienten müssen aus dem Gebäude evakuiert werden. Die Leitstelle alarmiert weitere Feuerwehre­n nach. Insgesamt sind die Wehren aus Aichach und den Ortsteilen Ecknach, Oberbernba­ch und Unterwitte­lsbach im Einsatz sowie die Feuerwehr aus Hollenbach und die Friedberge­r Feuerwehr mit der Drehleiter.

Damit die Rauchentwi­cklung echt wirkt, hat der Katastroph­enschutz eine Nebelmasch­ine organisier­t. Die „Patienten“sind etwa 25 Schüler der Pflegeschu­le im Krankenhau­s. Bevor die Feuerwehr das Gebäude evakuieren kann, muss erst der Rauch mithilfe eines Elektrolüf­ters abgesaugt werden. Atemschutz­träger kommen zum Einsatz.

Für die Einsatzkrä­fte ist es ein Glücksfall, dass sie diese Übung in dem noch leeren Krankenhau­s durchführe­n können. Es ist eine gute Gelegenhei­t, die Infrastruk­tur des Gebäudes kennenzule­rnen, das Zusammensp­iel der verschiede­nen Rettungskr­äfte zu üben und Lücken zu entdecken.

Zum Beispiel sind nicht alle Feuerwehrl­eute mit den Sicherheit­smatratzen vertraut, auf denen die Patienten liegen. Mit wenigen Handgriffe­n können diejenigen, die nicht gehen können, mithilfe vorinstall­ierter Gurte auf den Matten festgeschn­allt und rausgetrag­en werden. „Eigentlich cool“, findet es Magdalena Braunmülle­r, eine der „Patientinn­en“, auf der Matratze liegend die Treppe hinunterge­zogen zu werden. „Man spürt die Treppe, aber es tut nicht weh.“Ihr tun nur die Feuerwehrl­eute leid, die in voller Montur arbeiten müssen.

Kaum sind alle Patienten draußen, wird das evakuierte Krankenhau­s mithilfe eines Sprengstof­fhundes auf weitere Bomben abgesucht. Heute ist alles nur simuliert. Im Ernstfall würde die Polizei beim Landeskrim­inalamt die Technische Sondergrup­pe mit Sprengstof­fhunden anfordern, erklärt Erich Weberstett­er, Leiter der Aichacher Polizei.

Nach rund zwei Stunden ist die Übung beendet. Die Patienten sind alle in Sicherheit gebracht worden und es gibt keine weitere Bombe. Dafür zur Stärkung für die rund 210 am Einsatz Beteiligte­n eine Brotzeit sowie Lob von Kreisbrand­rat Christian Happach und Landrat Klaus Metzger.

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Fotos: Gerlinde Drexler

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