Der Tanz der Demokraten
Beim Landler werden Instrumentalmusik, Gesang und Tanz zum Gesamtkunstwerk. Diesem musikalischen Phänomen widmet sich die neue Sonderausstellung im Aichacher Stadtmuseum. Eröffnet wird sie natürlich mit Musik
Aichach Genuss und Lebensart – dafür steht der Landler. Diese Ansicht vertrat zumindest Professor Josef Focht. Der Professor der Organologie, der Lehre vom Bau und der Konstruktion von Instrumenten, insbesondere von Orgeln, wusste zum Auftakt der neuen Sonderausstellung im Aichacher Stadtmuseum viel Wissenswertes über diese Musikform zu berichten. Gemeinsam mit Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann eröffnete Focht die Sonderausstellung „Landlerisch – Eine Ausstellung in acht Takten“. In Zusammenarbeit mit dem Volksmusikverein im Landkreis Regen wird eine bemerkenswerte Sonderschau zu diesem allgegenwärtigen musikalischen Phänomen, dem Landler, präsentiert.
Die Schau zeigt die Entwicklung, wie der Tanz Landler zu einem Gesamtkunstwerk im Zusammenspiel aus Instrumentalmusik, Gesang, Paschen (Klatschen) oder „Platteln“wurde. Der Besucher bekommt Einblick in die gut zwei Jahrhunderte bewegte Landler-Karriere mit diversen überraschenden Moden.
Wie Professor Josef Focht berichtete, war der Landler der Tanz der Demokraten. Aber als Tanz der Deutschen hatte der Landler schlechte Karten und wurde zwischen dem Preußischen Marsch und dem Wiener Walzer zerrieben. Focht erinnerte auch an den Musikwissenschaftler und Schriftsteller Felix Hoerburger, der in den 1960er und 1970er Jahren in Bayern über 32000 Tanzmelodien gesammelt hat, wobei drei Viertel davon Landler waren. Hoerburger befasste sich auch mit den gesammelten Stücken des unvergessenen Aichacher Musikers Heinrich Baronner. In der Ausstellung ist er mit einigen Werken präsent.
Laut Professor Focht hat man den Landler vor 200 Jahren in vielen Ländern des europäischen Kontinenten gespielt. Erst zu Zeiten des Prinzregenten wurde er ins Bayerische gehoben. Das Fazit des Refe- Der Landler bringt Genuss und Lebensart zum Ausdruck, wie das nur wenigen Musikformen gelingt.
Die Lacher auf ihrer Seite hatten Professor Focht und Museumsleiter Christoph Lang, als sie ein Gedicht in origineller Form von Felix Hoerburger übers Festessen vortrugen – war es doch nur für Bayern verständlich, die sich mit „dixn duberln mit schneibitzl soos“auskennen.
Wie Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann sagte, werde die Ausstellung „Landlerisch“auch im Rahmen der Paarkunst 2018, die am 3. Oktober beginnt, eine wichtige Rolle spielen. Musik und Tanz würden ganz wesentlich zum Wohlbefinden und zur Gesundheit beitragen. „Hier treffen sich Kultur und Gesundheit, und darum haben wir eine ganz besondere Ausstellung im Stadtmuseum“, freute sich der Ratrenten: hauschef. Ihn freute besonders, dass die Ausstellung mit dem legendären Heini Baronner auch an ein echtes Aichacher Original erinnert.
Die Ausstellung „Landlerisch“informiert auch mit Hör- und Videostationen sowie sehenswerten Objekten, die gerade auch NichtMusikanten einen interessanten Einblick in die Geschichte und Abläufe rund um den Landler gewähren.
Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von der Musikgruppe Überzwerch aus Thierhaupten (Landkreis Augsburg), in der Museumsleiter Christoph Lang selbst das Akkordeon spielt.
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Laufzeit Die Ausstellung „Landle risch“ist bis 6. Januar 2019 im Aich acher Stadtmuseum zu sehen. Die Öff nungszeiten sind Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.