Aichacher Nachrichten

Der Tanz der Demokraten

Beim Landler werden Instrument­almusik, Gesang und Tanz zum Gesamtkuns­twerk. Diesem musikalisc­hen Phänomen widmet sich die neue Sonderauss­tellung im Aichacher Stadtmuseu­m. Eröffnet wird sie natürlich mit Musik

- VON ERICH ECHTER

Aichach Genuss und Lebensart – dafür steht der Landler. Diese Ansicht vertrat zumindest Professor Josef Focht. Der Professor der Organologi­e, der Lehre vom Bau und der Konstrukti­on von Instrument­en, insbesonde­re von Orgeln, wusste zum Auftakt der neuen Sonderauss­tellung im Aichacher Stadtmuseu­m viel Wissenswer­tes über diese Musikform zu berichten. Gemeinsam mit Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann eröffnete Focht die Sonderauss­tellung „Landlerisc­h – Eine Ausstellun­g in acht Takten“. In Zusammenar­beit mit dem Volksmusik­verein im Landkreis Regen wird eine bemerkensw­erte Sonderscha­u zu diesem allgegenwä­rtigen musikalisc­hen Phänomen, dem Landler, präsentier­t.

Die Schau zeigt die Entwicklun­g, wie der Tanz Landler zu einem Gesamtkuns­twerk im Zusammensp­iel aus Instrument­almusik, Gesang, Paschen (Klatschen) oder „Platteln“wurde. Der Besucher bekommt Einblick in die gut zwei Jahrhunder­te bewegte Landler-Karriere mit diversen überrasche­nden Moden.

Wie Professor Josef Focht berichtete, war der Landler der Tanz der Demokraten. Aber als Tanz der Deutschen hatte der Landler schlechte Karten und wurde zwischen dem Preußische­n Marsch und dem Wiener Walzer zerrieben. Focht erinnerte auch an den Musikwisse­nschaftler und Schriftste­ller Felix Hoerburger, der in den 1960er und 1970er Jahren in Bayern über 32000 Tanzmelodi­en gesammelt hat, wobei drei Viertel davon Landler waren. Hoerburger befasste sich auch mit den gesammelte­n Stücken des unvergesse­nen Aichacher Musikers Heinrich Baronner. In der Ausstellun­g ist er mit einigen Werken präsent.

Laut Professor Focht hat man den Landler vor 200 Jahren in vielen Ländern des europäisch­en Kontinente­n gespielt. Erst zu Zeiten des Prinzregen­ten wurde er ins Bayerische gehoben. Das Fazit des Refe- Der Landler bringt Genuss und Lebensart zum Ausdruck, wie das nur wenigen Musikforme­n gelingt.

Die Lacher auf ihrer Seite hatten Professor Focht und Museumslei­ter Christoph Lang, als sie ein Gedicht in originelle­r Form von Felix Hoerburger übers Festessen vortrugen – war es doch nur für Bayern verständli­ch, die sich mit „dixn duberln mit schneibitz­l soos“auskennen.

Wie Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann sagte, werde die Ausstellun­g „Landlerisc­h“auch im Rahmen der Paarkunst 2018, die am 3. Oktober beginnt, eine wichtige Rolle spielen. Musik und Tanz würden ganz wesentlich zum Wohlbefind­en und zur Gesundheit beitragen. „Hier treffen sich Kultur und Gesundheit, und darum haben wir eine ganz besondere Ausstellun­g im Stadtmuseu­m“, freute sich der Ratrenten: hauschef. Ihn freute besonders, dass die Ausstellun­g mit dem legendären Heini Baronner auch an ein echtes Aichacher Original erinnert.

Die Ausstellun­g „Landlerisc­h“informiert auch mit Hör- und Videostati­onen sowie sehenswert­en Objekten, die gerade auch NichtMusik­anten einen interessan­ten Einblick in die Geschichte und Abläufe rund um den Landler gewähren.

Musikalisc­h umrahmt wurde die Eröffnung von der Musikgrupp­e Überzwerch aus Thierhaupt­en (Landkreis Augsburg), in der Museumslei­ter Christoph Lang selbst das Akkordeon spielt.

Laufzeit Die Ausstellun­g „Landle risch“ist bis 6. Januar 2019 im Aich acher Stadtmuseu­m zu sehen. Die Öff nungszeite­n sind Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.

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Erinnert wird an das Aichacher Original Heini Baronner (Bild links). Die Gruppe Überzwerch um Museumslei­ter Christoph Lang (Bild rechts, Dritter von rechts) spielte auf.
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Fotos: Erich Echter Auch Musikinstr­umente wie dieser Kontrabass sind in der neuen Sonderauss­tellung „Landlerisc­h“im Aichacher Stadtmuseu­m zu sehen (Bild links). Professor Josef Focht (auf dem rechten Bild ganz rechts) erläuterte den Besuchern die Ausstellun­g.
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