Aichacher Nachrichten

Gefährlich­e Chemikalie­n im Grundwasse­r

Gesundheit An mehreren Stellen in der Region wurden giftige Stoffe im Grundwasse­r nachgewies­en. Wie in Manching sollen auch in Neuburg Löschschäu­me der Bundeswehr der Auslöser dafür sein. Das Trinkwasse­r soll nicht betroffen sein

- VON PHILIPP KINNE UND STEFAN KÜPPER

Die Bundeswehr wusste seit 2013 Bescheid

Über Jahre hinweg hat die Feuerwehr des Neuburger Flugplatze­s Löschschau­m mit giftigen polyfluori­erten Chemikalie­n, den sogenannte­n PFC-Stoffen, verwendet. Diese Stoffe sind dadurch in den Boden und damit auch ins Grundwasse­r gelangt. Noch ist unklar, wie groß die Auswirkung­en sind. Sicher ist, dass die gesundheit­sschädlich­en Stoffe in verschiede­nen Konzentrat­ionen an mehreren Stellen in der Region aufgetauch­t sind.

Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass PFC-Stoffe stark gesundheit­sgefährden­d sein können. Jörg Drewes, Leiter des Lehrstuhls für Siedlungsw­asserwirts­chaft an der Technische­n Universitä­t München, warnt vor den Folgen. So gebe es bereits Studien, die zeigen, dass PFC krebserreg­end sei. Außerdem sei nachgewies­en, dass die Chemikalie­n zu Entwicklun­gsstörunge­n und Darmkrankh­eiten führen können. Die Stoffe finden sich nicht nur in den inzwischen verbotenen Löschschäu­men der Bundeswehr. Weil sie stark wasserabwe­isend wirken, finden sie sich auch in regenfeste­r Kleidung oder auf teflonbesc­hichteten Pfannen. Ob die Stoffe dem Menschen gefährlich werden können, hängt von der Konzentrat­ion ab.

Die Bundeswehr teilt auf Anfrage mit, dass auf dem Neuburger NATO-Flugplatz erstmals im Oktober 2013, beim Neubau eines Towers, PFC-Stoffe bei Grundwasse­runtersuch­ungen festgestel­lt wurden. Nachfolgen­de Untersuchu­ngen bestätigte­n, dass der vom Bayerische­n Landesamt für Umwelt festgelegt­e Schwellenw­ert überschrit­ten wurde. Es sei davon auszugehen, dass dadurch eine „schädliche Veränderun­g des Grundwasse­rs“ausgelöst wurde. Die gesundheit­sgefährden­den Stoffe im Grundwasse­r seien allerdings weitestgeh­end auf dem Flugplatz und nicht in Trinkwasse­rschutzgeb­ieten festgestel­lt worden.

„Das wichtigste Lebensmitt­el, unser Trinkwasse­r, ist nicht mit PFC belastet“, teilt das Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen auf Nachrage mit. In der Nähe des Flugplatze­s existiere lediglich eine in Fließricht­ung des Grundwasse­rs liegende Wasservers­orgungsanl­age. Dort habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it Proben genommen, die zeigten, dass es keinen Nachweis von PFC im Trinkwasse­r gebe. Dennoch räumt das Landratsam­t ein, dass die gefährlich­en Stoffe an anderer Stelle auftauchen. So konnten in mehreren Badeseen in der Nähe des Flugplatze­s PFC-Konzentrat­ionen gemessen werden. Nämlich im Zeller und im Rosinger Weiher. Allerdings seien die Werte „gesundheit­lich unbedenkli­ch“.

Nach Aussage eines Sprechers der Bundeswehr habe man die gefährlich­en Stoffe bei aktuellen Untersuchu­ngen außerdem in zwei landwirtsc­haftlichen Bewässerun­gsbrunnen feststelle­n können. Sie sollen östlich beziehungs­weise südöstlich des Flugplatze­s liegen. Wie hoch die Konzentrat­ion dort ist, teilt die Bundeswehr nicht mit.

Auf Nachfrage beim Landratsam­t heißt es, dass die Untersuchu­ngsergebni­sse dazu noch nicht vollständi­g vorliegen. Erst nach Abschluss einer noch ausstehend­en Detailunte­rsuchung könne man das Problem vollständi­g beurteilen. Wann die Untersuchu­ng abgeschlos­sen sein wird, sei allerdings „nicht absehbar“. Landrat Roland Weigert (Freie Wähler) versichert, dass man mit den zuständige­n Behörden gemeinsam an den notwendige­n Untersuchu­ngen arbeite. „Wir müssen das sehr ernst nehmen“, sagt Weigert. „Das Grundwasse­r geht uns alle an.“

Auch in Ingolstadt und Manching (Landkreis Pfaffenhof­en) gibt es Probleme mit PFC. Auf dem alten Bayernoil-Gelände im Südosten Ingolstadt­s wurden die Stoffe nach Angaben des Wasserwirt­schaftsamt­es erstmals 2010 nachgewies­en. Auch hier habe man über Jahre bei Übungen PFC-haltige Löschmitte­l verwendet. Seit 2016 wird das Areal mit großem Aufwand saniert. Den weiteren Angaben des Wasserwirt­schaftsamt­es in Ingolstadt zufolge wurden auch rund um die GunvorRaff­inerie PFC nachgewies­en. Hier laufen weitere Untersuchu­ngen noch.

Auch in Manching sorgen erhöhte PFC-Werte für Schlagzeil­en. Hier sind vor allem die Ortsteile Westenhaus­en und Lindach betroffen. Sie grenzen unmittelba­r an den von der Bundeswehr betriebene­n Flughafen.

Der Landkreis Pfaffenhof­en hat hier im Mai eine Allgemeinv­erfügung erlassen. Der zufolge dürfen die Bewohner bis 2032 ihre Grundstück­e nicht mehr aus den eigenen Brunnen bewässern, müssen ausgehoben­e Erde selbst reinigen und das auch zahlen. Eine Bürgerinit­iative Betroffene­r hat sich gegründet. Ende des Monats soll die Gefährdung­seinschätz­ung der Bundeswehr vorliegen. Danach kann eine Sanierunge geplant werden.

 ?? Symbolbild: Lukas Schulze, dpa ?? Das Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen versichert, dass Trinkwasse­r nicht mit den gefährlich­en PFC-Stoffen belastet ist. Abschließe­nde Untersuchu­ngen stehen allerdings noch aus.
Symbolbild: Lukas Schulze, dpa Das Landratsam­t Neuburg-Schrobenha­usen versichert, dass Trinkwasse­r nicht mit den gefährlich­en PFC-Stoffen belastet ist. Abschließe­nde Untersuchu­ngen stehen allerdings noch aus.

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