Bei einem Zwischenruf wird Natascha Kohnen emotional
Landtagswahl Die SPD-Spitzenkandidatin wirbt in Augsburg für Europa. Ein Besucher wirft ihr vor, in der Flüchtlingspolitik eine „Traumtänzerin“zu sein. Für ihre Antwort darauf erhält sie viel Beifall
Natascha Kohnen, die SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 14. Oktober, war zu Gast in Augsburg. Am Tag der Deutschen Einheit lockte sie zahlreiche Genossen und Interessierte in die Kälberhalle. Passend zum Vormittag gab es gratis Weißwürste mit Brezn.
Dadurch verzieh man der SPD auch die über 20 Minuten Verspätung, bis die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr die Veranstaltung eröffnete. Nach einem kurzen Stück des Blasorchesters Lechhausen betrat die Spitzenkandidatin Natascha Kohnen die Bühne. Sie begann ihre Rede mit einer Anekdote aus ihrer Studienzeit, als ihr damals schon am Tag der Deutschen Einheit bewusst wurde, wie gut es den Menschen in Bayern ginge und wie viel Glück sie im Vergleich zu den Menschen der damaligen DDR mit ihrer Heimat hatte. Heute läge es an ihrer Generation von Politikern, die Demokratie zu verteidigen und auch in Europa ein Zeichen zu setzen. „Ob Europa gelingt, entscheidet sich auch bei diesen Landtagswahlen“, so Kohnen, die Kritik an der regierenden CSU ausübte. Diese habe laut Kohnen den Gedanken der Europäischen Union nicht verstanden. Denn niemand habe so von der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und dem EU-Beitritt der Oststaaten profitiert, wie Bayern.
Spannend wurde die Veranstaltung, als ein Zuhörer Natascha Kohnen bezüglich ihres Standpunktes zu Flüchtlingen aus Afrika als „Traumtänzerin“bezeichnete. Sei- ner Meinung nach begeben sich diese Menschen „absichtlich in Gefahr“, wenn sie mit seeuntauglichen Booten über das Mittelmeer fahren. Kohnen konterte schlagkräftig und schloss mit einer Geschichte ihres Sohnes an, der seinen freiwilligen Dienst in Ghana absolvierte. „Diese Menschen sind so verzweifelt, dass sie diesen Schritt unternehmen“, so Kohnen, die den Menschen vor Ort helfen und Zölle reduzieren möchte. Auf diese emotionale Verteidigung ihres Standpunktes erhielt sie tosenden Beifall der meisten Zuhörer.
Hörte man sich unter diesen im Anschluss der Veranstaltung um, so waren sich viele einig, dass gerade in der Reaktion auf diesen Zwischenruf, Kohnen besondere Stärke bewies. „Der souveräne Umgang mit dem Zwischenruf war bewundernswert“, meinte Andreas Herz. Andererseits waren ihm die Themen zu einseitig. „Neben Wirtschaft, Europa und Integrationspolitik kamen andere Themen zu kurz“. „Mir ist nun klar, für was die SPD steht, aber nicht, wie sie es durchsetzen will“, so Herz. Auch Georg Rehm war die Rede etwas zu europalastig und doch habe die Spitzenkandidatin darin klar ihren Standpunkt gezeigt. Er wünsche der Bayern-SPD einen hohen Prozentsatz bei der Wahl, um die Demokratie zu stärken.
OInfo „Im Gespräch mit Natascha Kohnen“mit Schlagersängerin und Politikerin Claudia Jung: Am Samstag, 6. Oktober, 19 Uhr im Weißen Hasen (Capitol)