Aichacher Nachrichten

Die ewige Wiederkehr des Gleichen

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger-allgemeine.de

Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb von der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“und meinte, man müsse dieselbe auch bejahen. Mir geht aber „immer dasselbe“ziemlich ans Gemüt. Im Sommer geht mir das so, wenn die Nachbarn im Garten bis in die Nacht hineinfeie­rn. Ewig das Gleiche? Bitte nicht. Oder im Bärenkelle­rbad, wenn die uralte Durchsage aus dem Lautsprech­er zu hören ist, dass Mutter X doch bitte ihr Kind beim Bademeiste­r abholen soll. Dazu meinte die frühere Bademeiste­rin Melanie nur trocken: „Seit die Mütter bloß noch mit ihren Handys beschäftig­t sind, kümmern sie sich nicht mehr um ihre“… und da war Melanie dann doch ziemlich direkt-derb in ihrer Wortwahl.

Im Sommer ist immer das Gleiche noch ziemlich angenehm, weil man oben herum nur ein T-Shirt tragen muss. Jetzt kommt der Herbst und die Bäume fangen an, sich zu verfärben. Dieses Jahr schon früher wegen des langen, trockenen Sommers. Mit den Blättern kommen die Laubbläser – so sicher wie das Amen in der Kirche. Dann braucht man wieder einen Pulli, am Morgen ist es frisch und am Abend und Morgen liegen die Nebel über den Wiesen. Ja, Socken müssen her und lange Jeans. Seit September stehen in den Supermärkt­en die Paletten mit Lebkuchen. Die Uhr wird auf „Normalzeit“umgestellt und es wird bald vor 18 Uhr dunkel. Mensch, wo war der Lichtschal­ter noch mal?

Jetzt gewinnt der Ausdruck „christlich­es Abendland“an Inhalt und wir steuern auf die Weihnachts­zeit zu. Und die ist jedes Jahr so gleich wie das Tüpfelchen auf dem „i“. In den Radiosende­rn kommen wieder Ratschläge, „sich auf’s Sofa zu kuscheln mit einer Decke und einem guten Buch“– ein anderer Ausdruck für „Zeit-Totschlage­n“. Wir Alten denken jetzt, kommen wir noch rein ins Frühjahr, lebend, gesund? Erleben wir noch, wie die Landschaft wieder grün wird, wie im April die Forsythien wieder blühen. Aber das ist noch so weit weg, davor kommt wieder der Schnee und den habe ich nicht mal als Kind gemocht. An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

 ?? Zeichnung: Silvano Tuiach ??
Zeichnung: Silvano Tuiach
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany