Südufer-Festival macht 100 000 Euro Miese
Kultur Mit den Kosten für Bauhof und Verwaltung beträgt das Minus in Friedberg sogar fast 170 000 Euro. Nun steht die Zukunft der Jugendveranstaltung zur Debatte
Friedberg Eine heftige Debatte gab es im Kulturausschuss des Stadtrates über das Südufer-Festival. Auslöser war das Sachkostendefizit, das von 88 000 auf 100 000 Euro stieg. Rechnet man zu den Sachkosten den Aufwand von Bauhof und Stadtverwaltung hinzu, werden es noch 68000 Euro mehr. Insgesamt kostet die zweitägige Veranstaltung am See die Stadt also 168 000 Euro. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) sagte: „Ich habe mit dieser Zahl ein Problem. Das geht auf Dauer nicht so.“Trotzdem plädierte er dafür, dem Festival weiterhin eine Chance zu geben. Solche Veranstaltungen bräuchten Anlaufzeit. Das Fest am See habe heuer Pech gehabt, weil der Samstag verregnet war.
Vor allem wegen des schlechten Ticket- und Getränkeverkaufs an diesem Tag, an dem nur 600 Besucher kamen, seien die Einnahmen niedriger gewesen als kalkuliert. Mit 67 000 Euro lagen sie 9000 Euro unter denen der Premiere im Vorjahr.
Der Bürgermeister fand allerdings nur wenige Mitstreiter. Einer davon war Johannes Hatzold (FW), der sagte: „Wir sind das unserer Jugend schuldig. Das Festival wird einmal ein Selbstläufer.“Hubert Nießner sprach sich im Namen der Fraktion ÖDP, FDP, Parteifreie für das Festival aus. „Aber die Kosten müssen runter.“Roland Fuchs (SPD) erinnerte daran, dass Kulturveranstaltungen stets hoch subventioniert seien. „Andere Maßnahmen in dieser finanziellen Größenordnung werden in diesem Stadtrat in zwei Minuten durchgewunken.“Diese Debatte aber dauerte weit länger als zwei Minuten und wurde in teils sehr gereiztem Ton geführt.
Grüne und CSU sprachen sich vehement gegen die Veranstaltung aus. Marion Brülls (Grüne) meinte: „Wir sind den Jugendlichen Veranstaltungen schuldig, aber nicht 170 000 Euro für zwei Tage.“Sie würde sich viele kleine Events übers Jahr verteilt wünschen, etwa OpenAir-Konzerte im Schlosshof. Und das Jugendzentrum, das die Grünen seit Langem fordern.
Peter Gürtler erklärte für die CSU: „Wir sehen uns momentan nicht in der Lage zuzustimmen.“Da Kulturamtsleiter Frank Büschel in der Sitzung nur vorläufige Zahlen präsentieren konnte, geht Gürtler davon aus, dass das Südufer noch teurer wird. Heinz Schrall legte nach und berichtete, Badegäste hät- ten „fast Schaum vor dem Mund“, weil das Südufer des Sees wegen des Festivals nicht zugänglich sei. Außerdem fragen sich laut Schrall Vereine, warum für eine zweitägige Party so viel Geld ausgegeben werde wie für 6000 in Vereinen organisierte Jugendliche im Jahr.
Die Projektmanagerin Corinna Klövekorn trat für die Veranstaltung ein. Sie sagte, sie habe nicht das Gefühl, dass in Friedberg für junge Menschen sonderlich viel geboten ist – Südufer sei eine gute Gelegenheit, dass Jugendliche selber etwas schaffen. Es gebe einen positiven Trend: Während man Jugendrat und Ministranten im ersten Jahr die Mithilfe aufgedrückt habe, seien jetzt 68 Leute mit Herzblut dabei. Einer von ihnen ist Luca Aschenbrenner, der das Team der Helfer managt.
Bei Festivals wie Modular, Singoldsand (Schwabmünchen) oder Reggae in Wulf wirken ihm zufolge 100 oder 200 Leute mit, die das ganze Jahr in Veranstaltungen und Planungen eingebunden sind. Er sagte: „Wir sind noch in der Anfangsphase. Ich bin mir sicher, dass das Südufer sich etablieren wird, wenn wir die Schwelle erreichen.“Sein Appell: Nicht vorher aufhören!
Eichmann rechnete außerdem vor, dass der Zuschuss für zwei Tage Südufer, zu dem heuer 2200 Leute kamen, pro Gast im selben Rahmen lägen wie bei einem Rathauskonzert. Nur die Gesamtsumme sei natürlich höher. Eichmann spricht bei 3000 Gästen pro Kopf von einem Fehlbetrag von 33 Euro für zwei Festivaltage. Bei Rathauskonzerten zahle die Stadt pro Karte am Abend je nach der Besucherzahl ebenfalls gut 15 Euro drauf. Viele Räte konnte er damit jedoch nicht überzeugen. CSU und Grüne forderten, im Gesamtstadtrat über die Fortführung des Festivals zu entscheiden.
Ob dann noch einmal ein halbes Dutzend Helfer als Zuhörer in die Sitzung kommt? Nach der Debatte waren die jungen Menschen jedenfalls enttäuscht, wie sie sagten. Sie hätten das Gefühl, dass Politiker über eine Veranstaltung urteilen, über die sie nicht urteilen können. Teils wegen ihres Alters, vor allem aber, weil die wenigsten Stadträte das Festival besucht hätten. „Jugendliche wollen heute eine andere Art von Veranstaltungen als vor 30 Jahren“, meinte eine junge Frau. Auch der Umgangston im Gremium habe sie entsetzt.