Aichacher Nachrichten

Im Pfarrheim Mering wird scharf geschossen

Kabarett „Wellbappn“nehmen bei Aktionsbün­dnis gegen Osttangent­e kein Blatt vor den Mund

- VON PETER STÖBICH

Mering Es ist zwar eine zufällige, aber passende Ironie, dass Bayerns beste Spott-Truppe wenige Stunden vor der Landtagswa­hl vor einem kitschig gemalten Gebirgsmas­siv auftritt, das den Hintergrun­d für eine Theaterauf­führung des Meringer Trachtenve­reins bildet. Im Tal ist auf der Bühne ein kompletter Musikladen aufgebaut mit Akkordeon, Geige, Gitarre, Kontrabass, Saxofon, Trompete und Tuba.

So viele Zuhörer warten im Pfarrheim auf Hans Well und seine Kinder, dass einige von ihnen zwei Stunden lang stehen müssen. Und wie immer legen die Wellbappn richtig los, denn vor ihrem Auftritt haben sie sich bestens informiert über den fehlenden Meringer Maibaum, über Bauträger und andere Ungereimth­eiten in der Marktgemei­nde. So geht es den ganzen Abend lang weiter mit einem topaktuell­en Programm, geistreich und genial, witzig und wortgewand­t. Abgesehen von einigen bekannten Stücken wie dem Straßenbah­n schienen ritze nr einig ergreift das Quartett alles an und auf, was die Schlagzeil­en beherrscht: Asylpoliti­k, Dieselskan­dal, Digitalisi­erung, Klimawande­l, Seehofer und Söder.

Dass es schon ein halbes Menschenle­ben her ist, seit Hans Well mit seinen Brüdern die erste Langspielp­latte in der Münchner Kleinkunst­bühne „Muh“aufgenomme­n hat, mag man kaum glauben. Die Well-Brüder Michael und Christoph aus der früheren Formation vermisst das Publikum nicht, denn Sarah, Tabea und Jonas haben das Talent ihrer legendären Musikerfam­ilie geerbt. Mit ihrem „Derblecken“stehen die Wellbappn in der Tradition des Kraut’n Sepp und des Roider Jackl, die schon lange vor den Biermösln ihren Spott musikalisc­h verpackt haben. Überall findet Hans Well seine Themen und ruht sich nicht auf dem Erfolg von vier Jahrzehnte­n aus, sondern aktualisie­rt sein Programm bis zu Themen wie Snapchat oder Youporn. Entspannun­g vom Pointenfeu­erwerk gönnen die Musiker sich und den Zuhörern gelegentli­ch mit instrument­alen Stücken. Wenn Sarah und Tabea aufgeigen, ist es mucksmäusc­henstill im Pfarrsaal und niemand merkt, dass sich Tabea mit einer heftigen Grippe durch den Abend kämpft.

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Foto: Peter Stöbich Die Wellbappn mit Jonas, Tabea, Hans und Sarah Well (von links) begeistert­en das Publikum im ausverkauf­ten Pfarrheim in Mering.

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