Bayerische Firmen sind optimistisch
Unternehmen Ungeachtet der wachsenden Unsicherheiten auf der ganzen Welt läuft die Wirtschaft im Freistaat weiter rund. Ein Problem wird aber immer drängender
München Seit mittlerweile acht Jahren wächst die Wirtschaft im Freistaat. Und wenn man Peter Driessen, Geschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) fragt, setzt sich der Boom fort. „Das Tempo wird allerdings geringer ausfallen“, betonte er. Driessen, der auch Hauptgeschäftsführer der IHK München und Oberbayern ist, stellte am Mittwoch die Ergebnisse einer Umfrage unter rund 3700 bayerischen Betrieben vor. „59 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden und nur sechs Prozent unzufrieden“, zitierte er aus der Umfrage.
Seit 1993 führt der BIHK die Befragung einmal im Jahr durch. „Die Geschäfte laufen weiter sehr gut“, sagt Driessen. 22 Prozent der Betriebe wollen zusätzliches Personal einstellen. Doch er sieht auch Probleme auf die bayerische Wirtschaft zukommen. Gestiegene Rohstoffpreise etwa und den allgegenwärtigen Fachkräftemangel.
Letzteren bezeichnet Driessen als „größte Wachstumsbremse“. Das sehen auch zwei von drei Unternehmen so. Händeringend werde Personal gesucht. „Jeder zweite Betrieb gibt an, dass er offene Stellen länger- nicht besetzen kann.“Ob Industrie, Handel oder Dienstleistungen, alle seien betroffen. Am härtesten treffe es aber den Bau-Sektor. „84 Prozent der befragten Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als Risiko an“, sagte Driessen. Die Auftragsbücher seien prall gefüllt und auch die Kapazitäten seien so gut wie vollständig ausgelastet. Er forderte in Hinsicht auf den Fachkräftemangel einen zügigen Abbau der Bürokratie in Bayern. Das wollen auch 60 Prozent der Unternehmen. „Allein dieses Jahr fehlen 260 000 Fachkräfte“, sagte er.
Driessen monierte auch, dass Ausbildungsabschlüsse anderer Länder nicht anerkannt würden. Hier sieht er Handlungsbedarf. Aufristig ßerdem müssten Familie und Beruf besser vereinbart werden können – etwa durch mobiles Arbeiten und mehr Ganztagesbetreuungsplätze für Kinder. Aber auch arbeitswillige Rentner würden mehr Anreize haben, länger im Beruf zu bleiben, wenn die Hinzuverdienstgrenzen gelockert würden. „Jedes Jahr kommen deutschlandweit rund 180000 unqualifizierte Menschen auf den Arbeitsmarkt“, erklärt Driessen. Bis 2030 bedeute das für Bayern, dass die Zahl der fehlenden Fachkräfte auf rund 540 000 steigen werde. Driessen sieht ebenfalls Handlungsbedarf beim Thema Breitbandausbau. So würden viele Förderprogramme auf Haushalte abzielen, die seiner Meinung nach mit viel niedrigeren Bandbreiten auskommen würden. „Es sind die Unternehmen, die besonders hohen Bedarf an schnelle Anbindungen haben, sowohl in Up- und Download“, sagt er.
Für die zukünftige neue Regierung im bayerischen Landtag hat Driessen eine Botschaft: „Die dritte Start- und Landebahn ist wichtig für den Standort Bayern.“Demnach führe auch kein Weg an den geplanten Stromtrassen vorbei – immerhin würden Dreiviertel des Stroms von der Wirtschaft verbraucht. Dazu kommen seiner Meinung nach in naher Zukunft steigende Anforderungen ans Stromnetz für die E-Mobilität. „Wir sollten nicht den Fehler machen, den möglichen Eintritt eines Abschwungs oder einer Krise abzuwarten“, sagte Driessen und warnte, dass sich das Fenster für Investitionen und Reformen langsam zu schließen beginne.