Zwei, die sich gut verstehen
Fußball-Bundesliga FCA-Profi Gregoritsch lobt die Zusammenarbeit mit Trainer Baum. Andere Dinge stören ihn gerade
In der Familie Gregoritsch dreht sich alles um Fußball. Vater Werner trainiert Österreichs U21-Nationalmannschaft, Sohn Michael stürmt für den FC Augsburg und die A-Nationalmannschaft. Die Auftritte des Filius werden nach dem Spiel, manchmal noch am Tag danach am Telefon, teils leidenschaftlich geführt. Zu Hause hätte das Tradition, meint Gregoritsch. „Entweder lege ich sauer auf, weil sie dir etwas sagen, was dir nicht so passt, oder ich bin überglücklich“, erzählt Gregoritsch, begleitet von seinem typischen Schmunzeln. Am nächsten Tag sei alles aber wieder vergessen und verziehen, fügt er hinzu.
Im Rahmen des Heimspiels gegen RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr) feiert der FC Augsburg sein 111-jähriges Bestehen mit einem Retrospieltag. Unter anderem laufen die FCA-Profis in Retro-Trikots auf. Traditionen pflegt ebenso Gregoritsch. Sind Eltern oder sein Bruder zu Besuch, werden abends gemeinsam Filme gekuckt. Auch während des Spieltags haben sich beim 24-Jährigen bestimmte Verhaltensmuster verfestigt. So will der Fußballprofi stets wissen, wo sich seine Freunde und seine Familie im Stadion befinden. „Wenn ich auf den Platz laufe, muss ich wissen, wo sie sitzen. Weil ich ihnen winke.“
Gregoritsch wirkt entspannt, blinzelt in die Sonne, ist in Plauderlaune. Er strahlt aus: Mir geht’s gut. Dass er die Länderspiele mit der österreichischen Nationalmannschaft wegen muskulärer Probleme im liken Oberschenkel absagen musste, ihn geärgert, er konnte es aber verschmerzen. Österreichs Teamchef Franco Foda setzte auf eine vernünftigere Lösung und verordnete dem Spieler eine Pause. Es hätte nichts gebracht, „mich irgendwo reinzureiten“, meint Gregoritsch.
Statt gegen Nordirland (1:0) und Dänemark (0:2) seine Landesfarben zu vertreten, ließ sich Gregoritsch am Wochenende in Graz und Anfang der Woche in Augsburg behan- Einem Einsatz gegen Leipzig steht inzwischen nichts mehr im Weg, am Mittwoch absolvierte Gregoritsch das komplette Mannschaftstraining.
Ein Ausfall des Österreichers würde schwer wiegen, Gregoritsch hat sich seit seinem Wechsel vom Hamburger SV zum FCA rasant weiterentwickelt. Seinen Marktwert hat er innerhalb von 14 Monaten von 3,5 auf 14 Millionen Euro gehabe steigert (Quelle: transfermarkt.de). In seiner Spielanlage ist der zentrale Offensivspieler flexibler geworden; er strahlt nicht mehr nur Torgefahr aus, ebenso verrichtet er defensive Arbeit und stellt sich in den Dienst der Mannschaft.
Augsburgs Trainer Manuel Baum hat Anteil an Gregoritschs Entwicklung. Als der Spieler in Dortmund den zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleich erzielt hatte, zeigte er Richdeln. tung Trainer. Baum wiederum zeigte Richtung Gregoritsch. Was Außenstehende als Kritik auffassen konnten, erklärt Gregoritsch mit einem kurz zuvor stattgefundenen Gespräch am Spielfeldrand. Gregoritsch war in den Spielen zuvor ausgewechselt worden. Als Baum sagte, diesmal dürfe er durchspielen, antwortete Gregoritsch: „Okay, dann schieße ich ein Tor.“Gregoritsch lobt die Zusammenarbeit mit dem Trainer, er attestiert diesem ein unheimliches Gespür für Menschen und Situationen. Mit einem Lachen sagt der 24-Jährige: „Es ist mit Sicherheit nicht immer einfach mit mir. Aber er packt mich immer wieder.“
Allgemein wird in Augsburg dieser Tage viel gelobt. Selbst Niederlagen sorgen aufgrund der attraktiven Spielweise für positives Echo in der Öffentlichkeit. Gregoritsch stört sich indes an der Ausbeute, acht Punkte aus sieben Spielen seien viel zu wenig, betont er. Sich und seine Mitspieler nimmt er in die Pflicht: „Das müssen wir uns im Lauf der Saison zurückholen.“
Anfangen können die Augsburger damit am Samstag. Mit RB Leipzig trifft der FCA auf ein weiteres Spitzenteam in der Bundesliga. Die Mannschaft von Trainermanager Ralf Rangnick hat sich im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Sowohl der FCA als auch Leipzig stehen in dieser Saison für intensives Pressing und temporeiches Umschaltspiel. Gregoritsch rechnet erneut mit einem packenden Spiel. Und wünscht sich das passende Ergebnis. „Ich hoffe, wir beschenken uns und holen drei Punkte.“