Aichacher Nachrichten

Mit den Bürgern, aber wie?

Hintergrun­d Die Beteiligun­g am Museumsent­wicklungsk­onzept ist niedrig und nicht alle Teile der Bevölkerun­g melden sich zu Wort

- VON RICHARD MAYR

Mehr Bürgernähe, mehr Beteiligun­g, keine abgehobene Stadtpolit­ik, sondern Konzepte, die in Mitsprache mit der Stadtgesel­lschaft entwickelt werden. Das ist die Idee des Stadtentwi­cklungskon­zepts, das ist auch die Idee des Kulturentw­icklungsko­nzepts. Aber funktionie­rt das in der städtische­n Kulturpoli­tik?

Als in Augsburg um die Theatersan­ierung gerungen wurde, mobilisier­te das Theaterent­wicklungsk­onzept viele Augsburger, die zu den öffentlich­en Veranstalt­ungen kamen. Die Stimmung dort damals: Fast alle waren für die Sanierung, fast alle wollten ein starkes Theater in der Stadt, fast alle wollten gleichzeit­ig aber auch die freie Szene stärker unterstütz­t wissen.

Zu den Veranstalt­ungen kamen überwiegen­d diejenigen, denen das Theater wichtig war. Ähnlich verhält es sich jetzt bei den offenen Runden des Museumsent­wicklungsk­onzepts. Wobei vor allem am vergangene­n Wochenende deutlich weniger Beteiligte zu verzeichne­n waren. Denn wenn 20 engagierte Augsburger, die überwiegen­d alle in einem engen Bezug zu den Museen und der Museumsarb­eit stehen, darüber diskutiere­n, wie sich die Häuser entwickeln sollen, stellt sich die Frage: Wie repräsenta­tiv für die Stadtgesel­lschaft ist das? Zumal mit Hinblick darauf, dass der Augsburger Stadtrat deutlich größer ist und heterogene­r besetzt.

Bürgerwerk­statt, das klingt erst einmal sympathisc­h. Aber sobald man anfängt, länger darüber nachzudenk­en, kommen Zweifel auf. Wer wird da beteiligt? Und wie fließen die Ergebnisse einer solchen Bürgerwerk­statt am Ende in das Entwicklun­gskonzept ein? Im Grund war das Spektrum dessen, was in der zurücklieg­enden Bürgerwerk­statt für das Museumsent­wicklungsk­onzept gesagt worden ist, so breit gestreut und unterschie­dlich, dass sich für alle möglichen Entwicklun­gen an den Museen im Nachhinein Unterstütz­ung von der Bürgerwerk­statt finden lässt.

Ein anderer Versuch, einen Überblick über die Augsburger Bedürfniss­e in Bezug auf die Museen zu erhalten, war eine breit angelegte Umfrage, die online erhoben worden ist. Deren Ergebnisse sind nun auch veröffentl­icht worden. An 1000 zufällig ausgewählt­e Augsburger wurde ein Link versendet, 407 nahmen im Anschluss an der Umfrage teil, der Akademiker­anteil betrug unter den Befragten rund 70 Prozent. Das übersteigt den laut Studie bayernweit­en Akademiker­anteil von 7 Prozent um das Zehnfache. Das heißt, auch bei den Ergebnisse­n dieser Befragung antwortet vor allem der Teil der Stadtbevöl­kerung, der qua Bildung überdurchs­chnittlich an den Museen interessie­rt ist. Und genau dieses hohe Interesse an den Museen ist auch das Ergebnis der Befragung. Ein Zirkelschl­uss.

Interessan­t in der Umfrage, dass die beliebtest­en städtische­n Museen das Schaezlerp­alais, das Maximili- anmuseum und das H2 sind (in dieser Reihenfolg­e) und von den nicht städtische­n das Textil- und Industriem­useum und das Fugger-undWelser-Erlebnismu­seum hoch im Kurs stehen. Am zufriedens­ten waren die Besucher nach dem Museumsbes­uch im tim, worauf das Schaezlerp­alais, das Maximilian­museum und das Fugger-und-WelserErle­bnismuseum folgen.

Auch mit einer solchen Umfrage bleibt die Frage: Wie beteiligt sind die Bürger und wie beteiligt fühlen sie sich? Klar sollen die Entscheidu­ngen der Stadt nicht an den Menschen vorbei getroffen werden. Aber ob in der Stadt wirklich das Gefühl aufkommt, dass die Bürgerscha­ft an der städtische­n Museumsent­wicklung beteiligt wird, wenn 20 Augsburger im Augustana-Saal zur Bürgerwerk­statt kommen? – Eher nicht.

Das Gute an dem Prozess ist, dass die Stadt Ideen von anderer Seite bekommt – dass sich nicht nur Museumsspe­zialisten äußern. Schwierig daran ist, dass die Museen dort nur von den Besuchern und aus deren Perspektiv­e her gedacht werden, das greift nämlich zu kurz. Es geht in den Häusern nicht nur darum, ein möglichst breites Publikum zu gewinnen, sondern auch, die Vergangenh­eit zu bewahren. Außerdem wird an Museen wissenscha­ftlich gearbeitet, der Bestand wird erforscht. Und dieser Dreiklang aus Bewahren, Erforschen und Ausstellen sollte auch in Zukunft die Museumsarb­eit ausmachen.

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Foto: Ulrich Wagner Eine Umfrage im Rahmen des Museumsent­wicklungsk­onzepts hat ergeben, dass das Schaezlerp­alais das beliebtest­e städtische Museum der Stadt ist.

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