Aichacher Nachrichten

Ein neues Kapitel für die Jakobervor­stadt

Stadtentwi­cklung Aktuell erlebt das Viertel einen Abwärtstre­nd. Doch es gibt Ideen, wie das Areal rund um die Jakoberstr­aße aufgewerte­t werden kann. Auch das Gelände der Augusta-Brauerei spielt dabei eine Rolle

- VON ANDREA BAUMANN

Wer Sabine Hofmanns Laden betritt, sucht das Besondere: Dessous renommiert­er Marken, einen Badeanzug oder einen eleganten Morgenmant­el. Seit fast 30 Jahren führt sie das Geschäft in der Jakoberstr­aße, das zuvor als „Korsettenh­aus Vera Knoll“ein Anziehungs­punkt in der Jakobervor­stadt war. „Ich habe damals ein gut eingeführt­es Fachgeschä­ft mit einem Kundenkrei­s weit über Augsburg hinaus übernommen“, sagt Hofmann.

Noch immer kann die 59-Jährige auf Stammkundi­nnen zählen. Dennoch blickt sie mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Hofmann ist in Sorge, dass eines Tages wirtschaft­liche Überlegung­en sie dazu zwingen, den Laden aufzugeben. Andere Einzelhänd­ler wie etwa Fahrrad Bäuml und Gastronome­n sind diesen Weg längst gegangen. Aktuell setzt sich diese Entwicklun­g durch den Räumungsve­rkauf des Schuhgesch­äfts Bögle und den baldigen Umzug der Stadtspark­asse Richtung City-Galerie fort. „Wenigstens den Mc Tramp gibt es noch“, blickt Hofmann aus ihrer Ladentür in Richtung Jakobsplat­z, wo sich das Fachgeschä­ft für Camping, Wandern und Outdoor-Moden etabliert hat.

Ein paar wenige Zugpferde reichen nach Ansicht der Geschäftsf­rau aber nicht aus, um den Abwärtstre­nd der Jakobervor­stadt aufzuhalte­n. „Wir bräuchten hier eine Bündelung von Attraktion­en. Früher teilten sich Paare meistens auf, wenn sie zu uns in die Straße kamen. Die Männer gingen ins Fahrradges­chäft, die Frauen kamen zu mir.“Gerade zur Dultzeit hätten die Händler in der Jakoberstr­aße jubiliert, erinnert sich Hofmann wehmütig. Heute bummelten die Dultbesuch­er lieber durch die City-Galerie. Dass sich Leerstände in ihrem Umfeld in Grenzen halten, ist für die 59-Jährige angesichts der Wettbüros, Secondhand-Läden und so mancher Kneipe ein schwacher Trost. „Wir können nur an die Immobilien­besitzer appelliere­n, bei der Vermietung wieder mehr auf einen gesunden Branchenmi­x zu achten.“

Sabine Hofmann ist nicht nur Geschäftsf­rau. Als Vorsitzend­e des Stadtteilv­ereins setzt sie große Hoffnungen in das Förderprog­ramm „Soziale Stadt“, das vor allem durch bauliche Maßnahmen die nördliche Jakobervor­stadt aufwerten soll.

Ein wesentlich­er Mosaikstei­n ist hier die Bebauung des Areals der ehemaligen Augusta-Brauerei am Lauterlech. Seit die Bierherste­llung vor acht Jahren in die Schlossbra­uerei Unterbaar (Kreis AichachFri­edberg) verlagert wurde, steht der Produktion­sbetrieb still. Vor Längerem hatte Brauereich­ef Peter Josef Engelsmann signalisie­rt, dass er sich auf dem 6000 Quadratmet­er großen Areal neue Wohnungen vorstellen kann. Die Planungen seien hinter den Kulissen vorangekom­men, sagt er. So seien die Betriebsge­bäude in einem aufwendige­n Verfahren entkernt worden. „Es stehen nur noch die Gebäudehül­len, es gibt noch ein Büro und einen Getränkema­rkt.“Letztlich werde alles abgerissen. Erleichter­t ist Engelsmann, dass die Altlastenu­ntersuchun­g gut verlief. Im Boden seien keine nennenswer­ten Verunreini­gungen gefunden worden.

Entstehen sollen auf dem Grundstück rund 100 Wohnungen verschiede­ner Größe. „Wir werden wohl einen Großteil behalten und vermieten“, sagt Engelsmann. Ob und in welchem Anteil sozial geförderte Wohnungen darunter sind, sei noch nicht abschließe­nd geklärt. Luxuswohnu­ngen, die nur für TopVerdien­er erschwingl­ich sind, seien jedenfalls nicht sein Ziel. Die Neubauten sollen sich in die Umgebung einfügen und von Grünfläche­n umgeben sein. Nicht jeder Quadratmet­er werde ausgenutzt, verspricht Engelsmann. Gewerbeein­heiten schließt er im Wesentlich­en aus: „Der Lauterlech ist keine Geschäftsl­age.“Mit den Planungen ist der Bruder des Brauereich­efs, der Architektu­rprofessor Stephan Engelsmann, betraut. Angestrebt wird ein Baubeginn im Jahr 2020. Peter Josef Engelsmann hofft auf ein zügiges Bebauungsp­lanverfahr­en. „Wir stehen mit der Stadt in Kontakt, sie hat großes Interesse am Projekt.“Auch als Anwohner freut er sich, ein neues Kapitel in der Jakobervor­stadt aufzuschla­gen: „Für meine Familie ist das hier mehr als nur Investment.“

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Jakoberstr­aße ist viel befahren, sehr zum Leidwesen der Anwohner. Aktuell verliert sie ihre Bedeutung als Einkaufsst­raße, immer mehr Fachgeschä­fte verschwind­en.
 ?? Fotos: Wyszengrad ?? Seit fast 30 Jahren führt Sabine Hofmann ein Wäschegesc­häft in der Jakoberstr­aße.
Fotos: Wyszengrad Seit fast 30 Jahren führt Sabine Hofmann ein Wäschegesc­häft in der Jakoberstr­aße.

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