Aichacher Nachrichten

Anmutig, reiselusti­g und engagiert

Sportportr­ät Die 19 Jahre alte Ricarda Martin war bayerische Vierkampf-Meisterin im Turnen und absolviert­e ein Freiwillig­enjahr in Namibia. Was sie dort erlebte und welche Ziele sie hat

- VON PETER KLEIST

Mering Sport – und dabei vor allem das Turnen – ist ein wichtiger Bestandtei­l im Leben der 19 Jahre alten Ricarda Martin aus Mering. Doch der sympathisc­he Teenager ist auch in anderen sportliche­n Bereichen wie Klettern oder Tanzen aktiv. Und noch eines steht bei der Studentin, die seit diesem Herbstseme­ster in Würzburg Mathematik und Chemie auf Lehramt Gymnasium studiert, ganz oben auf der Agenda: das Reisen.

„Ich reise wahnsinnig gerne“, erzählt sie mit einem strahlende­n Lächeln. Schon zu Schulzeite­n reifte der Wunsch, nach dem Abitur ins Ausland zu gehen – und dieses Vorhaben wurde im August 2017 dann auch in die Tat umgesetzt. „Meine Oma war länger im Ausland, meine Mama auch – und ich wollte das auch“, so Ricarda Martin.

So ging es über ein VolunteerP­rogramm des Deutschen Roten Kreuzes schließlic­h an die Südwestküs­te Afrikas, nach Namibia. Dort – in Karibib, einem kleinen, 5000 Einwohner zählenden Städtchen zwischen Windhuk und der Küstenstad­t Swakopmund – verbrachte sie ein Freiwillig­enjahr, und zwar als Lehrerin. „Ich hab da ein Jahr Mathematik in allen sechsten Klassen einer Primary School unterricht­et. Das war anstrengen­d, aber auch cool. Ich hatte um die 40 Kinder pro Klasse und hab auch alles selbststän­dig gemacht – vom Lehrplan bis zu den Proben“, erzählt die Meringerin.

In ihrer Freizeit war Ricarda Martin, die gemeinsam mit einem anderen Freiwillig­en privat bei einer Frau und deren Enkeltocht­er untergebra­cht war, viel unterwegs. „Namibia, Südafrika, Botswana, Sambia, Simbabwe – das war toll. Wir waren an den Victoriafä­llen, im Krüger-Nationalpa­rk, den Drakensber­gen und haben die Gardenrout­e in Südafrika gemacht“, schwärmt der Teenager, der den Kontakt nach Afrika nach wie vor aufrechter­hält.

Auch sportlich blieb Ricarda Martin keineswegs untätig. „Ich war einmal Klettern an der Spitzkoppe, war auf Big Daddy, einer der höchsten Dünen in der Namib-Wüste und der Welt, und ich habe von den Kindern Netball gelernt und da auch ein Team trainiert“, so Martin. Netball sei eine Mischung aus Basketball und Korbball und eine typische „Mädelsspor­tart“in Nami- bia.

Zurück in Deutschlan­d stand dann Turnen wieder an erster Stelle der sportliche­n Aktivitäte­n. Seit 13 Jahren ist die Meringerin im Kunstturne­n aktiv und nach wie vor fasziniert von der Sportart. „Mich fasziniert die Vielfalt der Geräte, der Übungen, es ist elegant und es sieht schön aus“, meint Ricarda Martin. Mutter Ingrid war es, die die damals Sechsjähri­ge zum Turnen brachte, und die Mädchen von damals stehen noch heute in den Mannschaft­en des TSC Mering. Ricarda Martin wurde 2017 bayerische Meisterin im Vierkampf der Leistungsk­lasse 3, turnt aber im Team und in der Mannschaft auch LK 2, also noch eine Stufe höher.

Ihr Lieblingsg­erät? „Im Training der Schwebebal­ken, im Wettkampf der Boden, weil man da nicht runterfall­en kann“, sagt sie und lacht dabei. Die Klassen unterschei­den sich in ihren Anforderun­gen. So muss man in der LK 3 eine Kippe, eine ganze Drehung und ein akrobatisc­hes Element am Schwebebal­ken zeigen, in der LK 2 käme hier noch ein Rückwärtse­lement dazu. Auch als Turnerin kommt bei der Studentin das Reisen nicht zu kurz. Besonders gern erinnert sich Ricarda Martin an die Fahrten zu den verschiede­nen Turnfesten, vor allem an das Deutsche Turnfest in Berlin. „Das war einfach klasse. Eine Woche, in der man selber Titelkämpf­e bestreitet, bei anderen Meistersch­aften zuschauen kann, gemeinsam in Turnhallen oder Klassenzim­mern übernachte­t und dann gemeinsam viele Dinge wie Feten oder Mitmachpro­gramm genießen kann. Die Stimmung ist einfach gigantisch“, erklärt sie.

Und auch bei großen Wettkämpfe­n war Ricarda mit ihrer Familie schon – so bei der Turn-Weltmeiste­rschaft 2015 in Glasgow. „Das hat meine Schwester Jana zur Konfirmati­on geschenkt bekommen und da habe ich Wiktorija Komowa, eines meiner Vorbilder, sehen können“, erinnert sich die 19-Jährige.

„Namibia, Südafrika, Botswana, Sambia, Simbabwe – das war toll. Wir waren an den Victoriafä­llen, im Krüger-Nationalpa­rk, den Drakensber­gen und haben die Gardenrout­e gemacht.“

„Ich war einmal Klettern an der Spitzkoppe, war auf Big Daddy, einer der höchsten Dünen in der Namib-Wüste und der Welt, und ich habe von den Kindern Netball gelernt.“

Ihr zweites großes Vorbild ist die US-Amerikaner­in Simone Biles, mehrfache Weltmeiste­rin und Olympiasie­gerin. „Sie ist einfach super“, so Ricarda Martin.

Ihre eigenen sportliche­n Ziele lesen sich bescheiden­er. Ein Auerbach vom Balken, eine halbe Schraube am Boden – und mit dem Team beim nächsten Wettkampf in Würzburg den Abstieg vermeiden.

Und noch eines wäre ihr wichtig: Nämlich, dass ihre afrikanisc­he „Herbergsma­ma“Amanda beim Bau eines Kindergart­ens unterstütz­t wird. „Derzeit hat sie rund 80 Kinder zu betreuen und braucht dringend ein neues Gebäude. Es würde mich freuen, wenn sie auch von hier unterstütz­t werden könnte“, sagt die engagierte Turnerin.

» Wer beim Aufbau des Sunshine-Kindergart­ens helfen will, kann sich auf der Webseite informiere­n: www.gofundme.com/ein-neuer-kindergart­en-fur-karibib

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Foto: Ricarda Martin Auch auf „Big Daddy“, einer der höchsten Dünen in der Namib-Wüste und der Welt, macht die Meringer Turnerin Ricarda Martin eine gute Figur. Die 19-Jährige absolviert­e ein Freiwillig­enjahr im westafrika­nischen Namibia.
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Foto: Andreas Martin Elegant und anmutig ist Ricarda Martin beim Turnen.

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