Und ewig lockt das Gold
Finanzen Einen Tag lang ist die größte Goldmünze Europas in den Raiffeisenbanken in Hollenbach und Rehling zu bestaunen. Warum der 30-Kilo-Koloss die Menschen so anzieht
Hollenbach Europas größte Goldmünze in Hollenbach? Ja. Streng bewacht von zwei Sicherheitsmännern thront am Montagvormittag auf einem schwarzen Sockel in der kleinen Geschäftsstelle der Raiffeisenbank die rund 30 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Phil“. 15 Stück der riesigen Münze sind vor 14 Jahren geprägt worden. Inzwischen hat eine von ihnen einen Goldwert von mehr als 1,3 Millionen Euro. Doch was bedeutet Gold für die Menschen? Hat es noch immer eine starke Anziehungskraft?
An diesem Montagmorgen erstrahlt in der Bankfiliale alles in kräftigem Gold. Luftballons, Schokolade und sogar einen echten Goldbarren zum Anfassen gibt es. Die Goldmünze darf nur bestaunt werden, um die filigrane Prägung nicht zu zerstören. Aus diesem Grund präsentiert Filialleiter Michael Jakob einen Goldbarren, den jeder Besucher an diesem Tag berühren darf. Mit seinen zwölf Kilogramm ist der Barren für die Gruppe an Grundschülern, die spontan mit ihrer Lehrerin gekommen sind, zwar zu schwer. Zu dritt können sie ihn aber doch halten. Fachmann Jakob deutet auf die große Goldmünze über den Köpfen der Zweitklässler und fragt: „Was glaubt ihr, was die Goldmünze wert ist?“„1000 Euro?“, ruft ein Schüler laut. „Hunderte Euro“, schätzt ein anderes Kind einen deutlich niedrigeren Wert. Jakob gibt einen kleinen Hinweis: „Der Goldbarren ist 450000 Euro wert, die Goldmünze ist aber um ein Vielfaches wertvoller.“Mit großen Augen blicken die Kinder ihn weiter fragend an. „Wir können nur bis 100 zählen“, hilft Lehrerin Daniela Deuschle ihren Schülern aus der Patsche. Den richtigen Wert von über einer Million Euro kann keiner erraten. Da liegt den Kindern der Spiel-Safe schon näher, in dem Schokolade für sie liegt. Voller Eifer versuchen sie, den Code rasch zu knacken.
„Big Phil“gerät bei den Kindern schnell in den Hintergrund. Das ist bei den Erwachsenen anders. Sie interessieren sich für die millionenschwere Münze, die ihren Namen in Anlehnung an die Anlagemünze Wiener Philharmoniker erhalten hat. Im Rahmen der Weltsparwoche hat die Raiffeisenbank Rehling die größte Goldmünze Europas ins Wit- telsbacher Land geholt. Am Vormittag wird sie in der Zweigstelle Hollenbach, am Nachmittag in Rehling präsentiert. Es geht um Gold als Geldanlage. Diesem Thema wird am Abend eine eigene Informationsveranstaltung in Rehling gewidmet.
Wie anziehend Gold ist, zeigt sich schon am Vormittag in Hollenbach. Immer wieder tröpfeln Menschen in die Filiale und bleiben staunend vor der 37 Zentimeter hohen Münze stehen. „Ich war auf dem Weg zu meiner Tochter nach Ulm, als ich draußen die Luftballons gesehen habe“, erklärt Margit Arzberger. Nur schnell möchte sie ein Foto schießen. Auch ein Hollenbacher, der seinen Namen nicht nennen möchte, will die Goldmünze unbedingt sehen. Als Geldanlage nützen möchte er Gold aber nicht. „Ich habe mein Geld lieber in Immobilien investiert“, sagt er. Beeindruckend findet er das pure Gold trotzdem: „So große Goldmünzen kenne ich sonst nur aus dem Fernsehen.“Auch er lässt es sich nicht nehmen, ein Erinnerungsfoto zu schießen. Irmgard Kölbl ist ebenfalls begeistert von „Big Phil“. Bisher hat sie nur kleine Goldmünzen in der Hand gehabt: „So eine große Münze sehe ich zum ersten Mal.“Trotz Krücken ist sie extra gekommen. Auch Elisabeth Fischer lockt das Gold an. Und das, obwohl sie jeden Tag mit Geld zu tun hat. Denn sie arbeitet in der Bank, hat aber ihren freien Tag. Doch die Münze will sie sich nicht entgehen lassen.
Christian Baumeister, Vorstand der Raiffeisenbank Rehling, erklärt das Interesse: „Gold hat für Menschen noch immer einen emotionalen Bezug.“Die Anziehungskraft des puren Goldes besteht nach seiner Einschätzung noch immer. Auch bei Sammlern mit dem nötigen „Kleingeld“ist das Edelmetall gefragt: Von den 15 millionenschweren Münzen wurden alle verkauft.