Der „Tatort“ist auf dem Campus
Staatstheater Die Augsburger Studenten gehen selten ins Theater. Jetzt kommt es zu ihnen und führt sie zurück in die Entstehungszeit der Universität Augsburg in den 1970er Jahren
Studenten und Theater – in Augsburg ist das kein einfaches Thema, weiß Klaus Vogelgsang, Fakultätsbeauftragter der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Augsburg für die Zusammenarbeit von Universität und Theater. „Die Augsburger Studenten gehen wenig ins Theater“, stellt der Uni-Dozent fest und hat eine Vermutung, warum das so ist: „Die Augsburger Uni ist eine Heimfahrer-Universität, weil viele Studenten aus der Region stammen und deshalb in der Stadt kein Freizeitnetz aufgebaut haben.“Erschwerend käme außerdem hinzu, dass der Campus außerhalb der Stadt liegt, es also wenig Berührungspunkte zwischen Stadtgesellschaft und Universität gibt. Mit Aktionen wie dem Semesterabo, einer Theater-Streifenkarte und Professoren-Einführungen zu Inszenierungen versuche man schon seit Jahren, den Studenten das Theater schmackhaft zu machen. „Am Preis kann es nicht liegen, dass die Studenten so wenig ins Theater gehen“, meint Vogelgsang und rechnet vor, dass mit der Streifenkarte eine Vorstellung 5,50 Euro kostet, also billiger als eine Kinokarte ist.
Vielmehr glaubt Vogelgsang, dass die Studenten besser an die Kunstform Theater herangeführt werden müssten, denn oft hat er erlebt, dass Lehramtsstudenten bei Aufführungen verwundert darüber waren, „wenn auf der Bühne etwas anderes stattfand, als im Reclam-Heft zu lesen war“. Deshalb kommt das Theater auch in die Uni – seit mehreren Jahren schon in Form von Lehraufträgen für Dramaturgen und Theaterpädagogen und mit dem „Theaterzertifikat“, einem speziellen Kursangebot für Lehramtsstudenten. Auf diese Weise sollen die Arbeitsweisen von Profitheater und moderne Theater-Ästhetik vermittelt werden. Ganz neu in dieser Spielzeit kommt das Staatstheater Augsburg jetzt auch mit Inszenierungen auf den Campus.
Am Freitag hat die vierte Folge von „Tatort Augsburg“Premiere, die diesmal quer über das Gelände des Uni-Campus führt. „Eine richtige Uni-Sightseeingtour durch die Gebäude, rund um den See bis in die Zentral-Bibliothek wird das“, freut sich Klaus Vogelgsang und sieht darin nicht nur den Effekt, das Theater den Studenten nahe zu bringen, sondern auch Stadtgesellschaft und Universität zusammenzuführen. Ähnlich sieht das auch „Tatort“-Regisseur David Ortmann. „Wir wollen studentisches Publikum gewinnen, aber auch Zuschauer anlocken, die diesen interessanten Ort noch nicht kennen.“Die Handlung der Folge „Ein Paket mit Sprengkraft“führt zurück in das Jahr 1974, in die Gründungszeit der Universität Augsburg. „Eine interessante Zeit in Deutschland, die geprägt war von den Anschlägen der RAF und der Terror-Angst“, verrät Ortmann, in welche Richtung der „Tatort“führt. Mit der Figur der Kommissarsanwärterin Riegel-König komme außerdem noch ein anderes gesellschaftliches Thema ins Spiel: die Rolle der Frau und ihre Emanzipation. Für die neue TatortFolge konnte das Staatstheater den Augsburger Schriftsteller Peter Dempf gewinnen, der Ende der 70er Jahre auch einige Semester an der Universität in Augsburg studiert hatte und sozusagen ein „Insider“damaliger Verhältnisse ist.
Als zweite Inszenierung auf dem Campus ist im Januar David Mamets „Oleanna“geplant – ein Stück, das sich mit dem Machtverhältnis zwischen einem Professor und einer Studentin beschäftigt und das „wie gemacht für die Aufführung in einem Hörsaal ist, weil es einen akademischen Diskurs spiegelt“, freut sich Klaus Vogelgsang
ⓘ
Premiere von „Tatort Augsburg: Ein Paket mit Sprengkraft“ist am Freitag, 26. Oktober, um 20 Uhr. Treffpunkt ist auf dem Parkplatz 1.